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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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in Ruhe lassen, bis er ihnen etwas gab. Er sagte: »Ich schwöre dir, dass ich Amminios nicht umbringen werde, solange du lebst. Genügt das?«
    Iccius gab keine Antwort, aber es schien so, als wäre er mit diesem Versprechen zufrieden. Der schraubstockartige Griff der kleinen Hände auf Báns Schultern löste sich wieder, und der Augenblick ging vorüber. Er und Iccius hatten sich schon oft darüber unterhalten. Wenn Amminios plötzlich sterben sollte und auch nur der leiseste Verdacht bestand, dass er nicht eines natürlichen Todes gestorben war, dann würden sämtliche Sklaven gefoltert werden, um Informationen aus ihnen herauszupressen, und anschließend würden sie gekreuzigt werden, und zwar alle einschließlich Braxus; so verlangte es das Gesetz. In den ersten Tagen nach Iccius’ Verstümmelung, als es ganz danach ausgesehen hatte, als würde er die schwere Verwundung nicht überleben, hatte Bán unter dem Vollmond gestanden und seinen Geistern und Nemain geschworen, dass er Amminios töten und danach noch lange genug leben würde, um mitanzusehen, wie der thrakische Sklavenaufseher ans Kreuz genagelt wurde. Als ahnte er so etwas, war Braxus persönlich die drei Meilen in die Stadt geritten, um die Heilerin zu holen und dafür zu sorgen, dass der Junge am Leben blieb. Die Heilerin hatte gute Arbeit geleistet, und die Wunden waren sauber verheilt, aber Iccius’ Seele war geflohen, und sie war danach nur zur Hälfte zurückgekehrt, um wieder unter ihnen zu leben.
    Bán umarmte den Jungen abermals, jetzt wieder etwas ruhiger und gefasster. »Es ist besser für dich, wenn Amminios hier ist«, sagte er. »Weil Braxus dich dann in Ruhe lassen wird, und weil es dann noch mehr Pferde gibt, um die wir uns kümmern müssen. Wir können die Tage in den Ställen verbringen und Amminios und Braxus und die ganze verfluchte Bande für eine Weile vergessen. Na komm, hoch mit dir! Wenn wir als Erste auf den Beinen sind, können wir die Pferde auf die Koppeln hinauslassen. Es tut immer gut, den Tieren zuzuschauen.«
     
    Der Morgen ließ bereits ahnen, wie der Rest des Tages verlaufen würde. Der bei Tagesanbruch noch so klare Himmel bewölkte sich sehr bald, und die frische Brise brachte einen leichten Nieselregen mit sich, der später in kalte, peitschende Regengüsse überging. Dennoch waren die Pferde in Hochform. Erst ein Jahr nach seiner Gefangennahme war Bán klar geworden, dass Amminios sich jedes Wort ihrer Unterhaltung über Pferdezucht gemerkt hatte und dabei war, diese in die Tat umzusetzen. Die rote thessalische Stute und das graubraune Hengstfohlen, inzwischen voll ausgewachsene Tiere, hatten den Grundstock für das neue Gestüt gebildet. Die Stute hatte seit ihrer Ankunft bereits drei Fohlen geworfen. Das Erste - dasjenige, mit dem sie trächtig gewesen war, als Bán und Iccius gefangen genommen worden waren - war zwar nicht das weißköpfige Hengstfohlen aus Báns Traum gewesen, aber es war nichtsdestotrotz ein atemberaubend schönes Tier. Sein Fell war tiefschwarz und glänzend und in unregelmäßigen Abständen von schmalen, länglichen weißen Flecken durchzogen, die wie flüssiges Mondlicht auf polierter Jade wirkten. Sein Körperbau war nahezu perfekt; der Brustkorb zwischen den Vorderbeinen war breit und leicht gewölbt, um reichlich Platz für das Herz und die Lunge zu lassen, und wenn es aufrecht stand, waren seine Beine gerade und von einem makellosen Knochenbau, mit einem idealen Winkel zwischen Sprung- und Kniegelenk. Es war während eines Unwetters in der Nacht des vollen Mondes geboren worden, und Bán hatte gespürt, wie sich die Götter versammelten, um zuzuschauen, als er im strömenden Regen gesessen und dem kleinen Hengstfohlen seine Hand hingestreckt hatte, um ihm seine erste Prise Salz zu lecken zu geben.
    Milo, der Verwalter des Gestüts, war von dem neuen Fohlen ganz und gar nicht angetan gewesen. Milo war Italiener und stammte aus einer der nördlichen Provinzen fernab von Rom, und in seiner Welt waren gescheckte Pferde ein Fluch, ein Zeichen für den drohenden Zorn der Götter. Bei seiner zweiten Inspektionsrunde an jenem Morgen hatte er den Totschlaghammer mitgebracht, und es war nur die unerwartete Ankunft von Amminios gewesen - der die Fellzeichnung des Fohlens ausnehmend schön gefunden und seinen viel versprechenden Körperbau gesehen hatte -, die Milo daran gehindert hatte, dem Neugeborenen kurzerhand den Schädel zu zertrümmern.
    Milo hatte seinen Groll genährt, und als die

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