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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Zeit der Entwöhnung gekommen war, hatte er die Anordnung erteilt, das Hengstfohlen nach Norden zu Amminios’ zweitem Gut in Noviodunum zu bringen. Bán, seines geliebten Schützlings beraubt, hatte inständig darum gebeten, mit dem Tier gehen zu dürfen. Amminios’ Weigerung war der Auslöser für seinen dritten und letzten Fluchtversuch gewesen. Kurz darauf war die Nachricht gekommen, dass Milo das Fohlen wieder zurückbeordert hatte, in der Absicht, es schlachten zu lassen, aber Amminios hatte die Tötung seines zukünftigen Rennpferdes verboten. Das frisch entwöhnte Fohlen hatte daraufhin seine Reise in den Norden fortgesetzt, und seitdem hatte Bán nichts mehr von ihm gehört.
    Das Gestüt war seitdem beständig größer geworden. Jetzt, im nunmehr dritten Jahr seines Bestehens, konnte es zweihundert Zuchtstuten und acht Deckhengste aufweisen, die allesamt im Einsatz waren. Die Jungtiere, die aus der Aufzucht der letzten Saison stammten, standen jetzt kurz vor der Entwöhnung, und Bán passte so sorgsam auf sie auf wie ein Falkenweibchen auf seine Jungen, wenn sie zum ersten Mal auf dem Nestrand balancieren. Das jüngste Fohlen der roten Stute war Báns schwierigster Schützling. Es war ein kräftiges, kastanienbraunes Hengstfohlen mit einer weißen Blesse, vom Knochenbau her zwar zu schwer, um perfekt zu sein, aber dafür mit der Aussicht, dass es später, wenn es älter war, erheblich mehr Gewicht würde tragen können als das Muttertier. Das Problem bestand in seinem Temperament. Die ersten beiden Fohlen der thessalischen Stute hatten ein hitziges Naturell gehabt, genau wie ihre Mutter, aber sie waren nicht bösartig oder bissig gewesen. Dieses Fohlen jedoch war ausgesprochen bissig und kämpfte aus purer Lust am Kämpfen. Auf den Koppeln drangsalierte es die übrigen Fohlen. Im Stall keilte es ohne Vorwarnung nach denjenigen aus, die die Aufgabe hatten, es zu betreuen und zu bändigen. Das Vatertier hatte Amminios ausgewählt - er war bei seiner Wahl ausschließlich nach dem Knochenbau des Hengstes gegangen und hatte das Glasauge und das bösartige Naturell nicht beachtet. Bán hatte sich ein einziges Mal gegen Amminios’ Entscheidung ausgesprochen und danach kein Wort mehr darüber verloren. Er sprach überhaupt so wenig wie möglich mit Amminios, und wenn, dann auch nur über das Thema Pferde. Sie machten sein Leben erträglich. Wäre die Arbeit auf dem Gestüt nicht gewesen, hätte er Getreide ernten oder mit einem Ochsengespann Felder pflügen müssen. Im schlimmsten Fall wäre er dazu abkommandiert worden, im Steinbruch zu arbeiten und Felsgestein für die Verbreiterung der Straße zu schlagen, die sich südlich der Stadt in Richtung Lugdunum erstreckte. Die Sklaven, die in den Sträflingskolonnen schufteten, durchlebten die Hölle auf Erden, und ihr einziger Trost bestand in der Gewissheit, dass sie noch vor Ende der Jahreszeit sterben würden. In den Augenblicken größter Verzweiflung, wenn Bán der Tod als eine willkommene Erlösung vorkam, war es der Geist der früheren älteren Großmutter, der ihm am häufigsten von allen erschien und der ihn mit einem meckernden Lachen daran erinnerte, dass das Leben immer noch schlimmer sein konnte.
    Er schleppte gerade Wasser zu den Trögen auf der Koppel der frisch entwöhnten Fohlen, als er plötzlich Iccius’ Schrei hörte. Der Junge war im Stall, damit beschäftigt, die Dreijährigen zu striegeln und für die Auktion fertig zu machen. Zuerst dachte Bán, dass das Unmögliche passiert wäre und Iccius einen Tritt versetzt bekommen hätte. Das hätte einen ohnehin schon schlechten Tag in eine Katastrophe verwandelt - selbst das kastanienbraune Hengstfohlen mit dem bösartigen Wesen hatte noch nie versucht, Iccius zu treten. Der zweite Schrei war kürzer und von unverkennbarer Verzweiflung erfüllt, und Bán hörte seinen Namen darin eingebettet, auf Eceni geschrien. Hastig kippte er das Wasser in den Trog, ließ die Eimer fallen und rannte los.
    Im Stall war es warm und trocken. Der Regen hatte den wirbelnden Staub erstickt, und die Pferde fraßen frisches Heu. Die Luft roch nach ihrem Atem, der Geruch noch verstärkt durch die dampfende Nässe ihres Fells. Das Tier, das Bán am nächsten war, war ein schwarzes Hengstfohlen. Sein Fell war so sorgfältig gestriegelt worden, dass es wie poliert wirkte und Lichtpunkte von dem Geschirr widerspiegelte, das an Haken an der Wand hing.
    Iccius stand in einer Ecke, eine Kardätsche in der Hand, sein Gesicht von

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