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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Standard entsprach. Jeder Einzelne von ihnen hatte sich seinen Anteil genommen, und was danach noch übrig geblieben war, hatte nicht mehr ausgereicht, um das Baumaterial zu bezahlen, geschweige denn die Männer, die die Anlage bauen sollten. Und so war Bán selbst schließlich dazu abkommandiert worden, bei der Konstruktion der gekachelten Stützsäulen des Hypokaustums mitzuhelfen und den Fußboden über sie zu legen; und die Tatsache, dass es die allerersten Bauarbeiten waren, die er jemals gemacht hatte, und das erste Fußboden-Heizsystem, das er jemals im Leben gesehen hatte, war in keiner Weise als Hindernis betrachtet worden.
    Es hätte sich aber durchaus nachteilig auswirken können. Dennoch blieb Báns Teil des Fußbodens stabil, denn er hatte Verstand genug, um zu begreifen, was von ihm verlangt wurde. Außerdem besaß er einen Stolz, der es ihm nicht erlauben würde, eine Arbeit schlampig zu erledigen. Andere waren da weitaus weniger gewissenhaft gewesen oder auch weniger kompetent, und es waren noch keine sechs Monate seit der Einweihung des Gebäudes vergangen, als bereits eine Reihe von Pfeilern unterhalb des Kaldariums zusammengebrochen waren und der Fußboden eingesunken war. Das war der Tag gewesen, an dem Bán versucht hatte, in das Hypokaustum hineinzukriechen und zu dem eigentlichen Heizraum vorzudringen, um das Ausmaß des Schadens zu begutachten, und es doch nicht geschafft hatte, sich durch die Lücken zwischen den restlichen Pfeilern hindurchzuzwängen. Iccius, wesentlich kleiner und schmächtiger, hatte es geschafft.
    Er war auch jetzt noch klein genug, um durch die Hohlräume unter dem Fußboden zu kriechen, und es bestand kein Zweifel daran, dass er wieder hineingeschickt werden würde; Braxus würde es aus reiner Boshaftigkeit tun, ob es nun notwendig war oder nicht. Das Problem lag in der Gefährlichkeit des Unterfangens, in der Frage, wie viel von dem Fußboden eingestürzt war und wie viel noch davon übrig geblieben war. Bán rannte um das Badehaus herum zum Vordereingang und öffnete die Tür. Jede Oberfläche im Inneren war in schreienden Farben gehalten. Es war nie die Rede davon gewesen, die Räume mit Mosaik zu schmücken, dazu hätten die Mittel auf keinen Fall ausgereicht, aber die einzigen beiden Dinge, bei denen Godomo nicht geknausert und seine gesamte Zuteilung ausgegeben hatte, waren die Glasur für die Fußbodenfliesen und die Arbeit des Künstlers, der die Decken und Wände bemalt hatte. Der Mann hatte den ganzen Mai hindurch ohne Unterbrechung gearbeitet, und das Endergebnis galt nach römischen Maßstäben als äußerst geschmackvoll. Im Eingangsbereich tollten Delfine in glänzendem Türkis mit blonden, hellhäutigen Nymphen herum, die rosenrote Brustwarzen hatten und Blattgold auf den Fingerspitzen. Anderswo verwandelten sich die Götter in Menschen oder umgekehrt. Jupiter wurde zu einem rothaarigen Trinovanter, der auf einer gepolsterten Liege ruhte. Zu seinen Füßen kniete eine dunkelhaarige, blasshäutige Minerva, die auf seine Befehle wartete. Auf einer anderen Wand spielte ein hakennasiger Pan Flöte, umringt von einer Schar blauäugiger Jungfrauen. Die Augen des Gottes waren bernsteingelb, wie die eines Habichts.
    Bán schob einen Vorhang beiseite und betrat den Saunaraum. Hier fuhren Helden in bunt bemalten zweirädrigen Streitwagen unter einer zitronengelben Sonne. Auf der längsten Wand entwuchs Alexander von Mazedonien seiner herrlichen, goldenen Kindheit, um zu dem bewaffneten Halbgott zu werden, der die Welt bezwang. Bei diesem Wandgemälde hatte sich der Künstler noch andere Freiheiten gegenüber der Geschichte herausgenommen; der goldblonde Junge, der in den dionysischen Hainen seiner Mutter tanzte, war klassisch griechisch, doch als er älter wurde, färbte sich sein Haar dunkler, und seine Züge veränderten sich, bis der erwachsene Alexander - der Welt größter General und Begründer eines Imperiums - schließlich das widerspenstige, strohfarbene Haar, die hervorquellenden Augen und das fliehende Kinn von Gaius aufwies, Sohn von Germanicus, der seit den vergangenen drei Jahren Kaiser von Rom war.
    Im Kaldarium war es feucht und muffig, und der untere Teil der Wände war von einer dünnen Schimmelschicht überzogen, die Stockflecken auf dem Gelb von Alexanders Wüstensand hinterlassen hatte. Verzogene Sitzbänke aus hellem Buchenholz säumten die Wände. Bán ging an der Bankreihe entlang zur südwestlichen Ecke des Raums. Das letzte Mal, als der

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