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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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panischer Angst verzerrt. Vor ihm stand Godomo, der freigelassene Sklave aus Südgallien, der als Sekretär für Amminios arbeitete und während dessen Abwesenheit die Aufsicht über das Gut führte. Er war ein schleimiges, kriecherisches Reptil von einem Mann, dessen eines Bein kürzer war als das andere und dem ein Hoden fehlte, so dass er einen Groll gegen jeden gesunden, unversehrten Mann hegte, der ihm über den Weg lief. Iccius, der nicht mehr unversehrt war, war sein liebstes Spielzeug.
    »Du wirst gehen«, sagte er. »Braxus hat es befohlen.« Seine Stimme hatte die Tonhöhe und den schrillen, spöttischen Klang eines Staren.
    Iccius presste sich mit dem Rücken gegen die Backsteinwand. »Ich kann nicht! Ich will nicht! Ich werde nicht wieder dort reingehen. Du kannst mich nicht dazu zwingen.«
    Nur eine einzige Sache konnte ihn derart in Angst und Schrecken versetzen und ihn in einem solchen Maße außer sich geraten lassen, dass er etwas so Dummes sagen würde.
    Bán stellte sich rasch vor ihn hin. Zu Godomo sagte er: »Es geht um das Hypokaustum, stimmt’s? Du kannst ihn nicht zwingen, noch einmal dort hineinzukriechen. Es ist einfach nicht sicher.«
    »Ach, sieh einer an, der Schatten des Schattens!« Godomos Gesicht verzog sich zu einem reptilienhaften Lächeln. In seinen Mundwinkeln hingen dünne Speichelfäden. Er trat einen Schritt zur Seite, wieder zurück in die Linie von Iccius’ starrem, panikerfülltem Blick. »Es ist genauso sicher, wie es sein muss. Der Herr hat verlangt, dass die Bäder bis heute Abend wieder funktionieren. Es ist unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Anlage repariert wird. Der Heizkanal zieht keine Luft, und die Feuer gehen ständig wieder aus. Es kann sein, dass die Röhren oder die Hohlräume unter den Fußböden durch irgendetwas verstopft sind.«
    »Dann schick jemanden hinein, der weiß, was er zu tun hat. Iccius hat doch keine Ahnung von dem Heizsystem.«
    »Habe ich richtig gehört? Hast du dich gerade eben angeboten, an seiner Stelle in das Hypokaustum zu gehen?«
    Bán hätte es getan, wenn es möglich gewesen wäre. Ihm grauste zwar bei dem Gedanken, in die Finsternis hineinzukriechen, ohne Luft zum Atmen und umschwirrt von alten Insekten, die ihm die Hände zerstachen, aber Iccius’ zuliebe hätte er sein Möglichstes versucht. »Ich habe es schon einmal versucht, im Frühjahr«, erklärte er. »Aber es geht nicht. Ich bin zu groß.«
    »Tja, so ein Pech aber auch.« Godomo hatte das von vornherein gewusst. Er war damals schließlich dabei gewesen, um zuzuschauen. »Dann wird es wohl doch unser kleiner Lustknabe hier sein müssen. Ich werde jetzt bis drei zählen. Wenn er bei drei noch nicht auf dem Weg zu dem Hypokaustum ist, werde ich Braxus rufen.« Er grinste heimtückisch. Braxus war seine beste und einzige Waffe. »Eins...«
    Sie rannten gemeinsam los. Braxus wartete bereits an der Seite der Baderäume auf sie. Der Eingang zu dem unterirdischen Raumheizungssystem war ein kleines Loch, eine Armeslänge breit und halb so hoch, das von Ruß und Schmutz geschwärzt war. Die Wände oberhalb des Hypokaustums bestanden aus dünnen Marmorplatten, ungeschickt zurechtgeschnitten und nur schlecht mit dem Stein dahinter verbunden. Über dem Ganzen klapperten dünne, brüchige Dachziegel unter dem prasselnden Regen. Schon jetzt ließen sie Risse in den Fugen erkennen. In den ersten Frostperioden des Winters würden sie endgültig in Stücke brechen.
    Die gesamte Konstruktion der Bäder war eine Katastrophe, und es war im Grunde schon von Anfang an klar gewesen, dass aus dem Bauvorhaben niemals etwas Vernünftiges werden würde. Das Problem war, dass Amminios Godomo vertraute. Im Beisein seines Herrn stand der Reptilienmann aufrechter, und seine Stimme war fester. Außerdem sagte er ab und zu auch mal die Wahrheit, und zwar eindeutig zu seinem eigenen Nachteil. Folglich war er in Amminios’ Abwesenheit mit der Oberaufsicht über das Bauprojekt betraut worden; es war ihm überlassen worden, mit dem Budget zu wirtschaften, das kaum ausreichend war, und er hatte bei dieser Aufgabe eindeutig versagt, denn er hatte es nicht fertig gebracht, der Verlockung zu widerstehen, den größeren Teil des Geldes für sich selbst abzuzweigen. Der Baugutachter war seinem Beispiel gefolgt, ebenso der Architekt, der behauptete, aus Rom selbst zu sein, es aber nicht war, und auch die Techniker, die er aus der Stadt hatte kommen lassen, um sicherzugehen, dass das Gebäude dem höchsten

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