Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
Ruhe. Er senkte seine Stimme. »Was wollen sie denn mit so vielen Pferden?«
    »Sie reiten, was denn sonst? Jeder Flügel besteht aus fünfhundert berittenen Kriegern. Sie werden hier in Durocortorum alle benötigten Männer bekommen und die Hälfte der Pferde. Die restlichen Pferde sind bereits aus Spanien heraufgeschickt worden. Sie sind jetzt in Germanien und werden dort von den Kavalleristen abgerichtet, die schon mit den Legionen reiten.«
    Es war eine gute Nachricht, und sie wurde mit der Weitergabe sogar noch besser, doch Bán war mit seinen Gedanken bereits woanders und kämmte im Geist die Pferdekoppeln ab, die um die Villa herum lagen. »Wir haben zurzeit nicht mehr als achtzig, die so weit sind, dass sie verkauft werden können.« Die Pferde gehörten zwar nicht ihm, aber er empfand so für sie, als ob es seine eigenen wären. Er zählte sie in Gruppen von jeweils zehn an seinen Fingern ab. »Wenn wirklich Not am Mann wäre, könnten wir eventuell auch fünfundachtzig liefern, aber dann würde das letzte halbe Dutzend aus Zweijährigen bestehen, die noch nicht richtig zugeritten sind. Solche Tiere wären für die Kavallerie nicht geeignet.«
    »Amminios hat die Anweisung erteilt, alle Drei- und Vierjährigen von seinem Gut in Noviodunum herzutransportieren und andere von Augustobona heraufzubringen. Zusammen mit diesen Pferden werden wir dann die volle geforderte Anzahl haben.«
    »Dann wird auch der Fuchs hier sein. Das ist gut.« Bán drückte Iccius’ Schulter, jetzt wieder ein wenig froher gestimmt. »Sollst du zum Pferdemarkt gehen? Können wir zusammen hingehen?«
    »Nein. Ich kann nicht mitkommen«, erwiderte der Junge mit angespannt klingender Stimme, während sich seine Finger leicht zusammenkrampften. Alles, was er sagte oder tat, wirkte jetzt kontrolliert, als ob er Angst hätte, sich durch eine unbeherrschte Bewegung oder Gefühlsregung zu verraten.
    »Was? Warum denn nicht? Hat es mit Braxus zu tun? War er nicht mit dir zufrieden?«
    Iccius erwiderte nichts, was Antwort genug war. Dann ballte sich seine Hand plötzlich zur Faust, eine Geste, die ahnen ließ, dass noch mehr dahintersteckte. »Es ist nicht nur das. Ich muss heute Nachmittag in der Küche helfen.«
    Bán spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Das ist in Ordnung«, sagte er. »Du arbeitest ja ganz gerne in der Küche. Und heute Morgen kannst du mir mit den Einjährigen helfen, das ist auch gut.«
    »Vielleicht.«
    »Wer kommt denn, dass du so dringend in der Küche gebraucht wirst?«
    Er kannte die Antwort bereits. Iccius’ Schweigsamkeit hatte sie ihm verraten. Indem er danach fragte, hielt er sie noch einen Moment länger in Schach. Dann erklärte Iccius: »Amminios ist auf dem Weg von Noviodunum hierher, zusammen mit den neuen Pferden. Der zu Besuch weilende Tribun - der römische Offizier, der die Pferde kaufen will - ist zum Abendessen eingeladen. Amminios hat befohlen, dass wir beide bei Tisch bedienen sollen.«
    »Oh, Gott, nein!« Das war Amminios’ Lieblingsspielchen, seinen Gästen seine »primitiven, für die Hausarbeit abgerichteten Wilden« vorzuführen. Um Bán drehte sich plötzlich alles, und die Halluzinationen kehrten wieder zurück, diesmal noch stärker als zuvor. Er sah einen toten Iccius vor sich, deutlicher noch als den Iccius, den er lebend in den Armen hielt. Auf Eceni, damit die anderen ihn nicht verstehen konnten, sagte er erbittert: »Ich werde ihn umbringen!«
    Er hatte das schon einmal gesagt, und es war ihm auch damals bitterernst damit gewesen. Genau wie beim letzten Mal, blickte Iccius ihn auch diesmal beschwörend an. Seine großen blauen Augen schwammen in Tränen. »Dann musst du mir schwören, dass du zuerst mich töten wirst. Bitte, Bán, schwöre es mir!«
    Der Junge war kurz davor, in Panik zu geraten. Seine Finger krallten sich mit der Verzweiflung eines Menschen, der über einem Abgrund baumelt, in Báns Schultern. Bán drückte ihn fest an sich, bis er einen gedämpften Schmerzenslaut aus dem Mund des Jungen hörte. Als er ihn schließlich wieder losließ, sagte Iccius abermals flehentlich: »Schwörst du das? Schwöre mir, dass du mich töten wirst! Du musst ganz einfach!«
    »Nein.« Bán strich behutsam über die gequetschten Rippen des Kindes und versuchte, den Schmerz zu lindern. »Ich könnte dich niemals töten, das weißt du doch.« Er kaute auf seiner Unterlippe. Die Geister der Vergangenheit bedrängten ihn wieder, verlangten zornig nach Blut. Sie würden ihn nicht eher

Weitere Kostenlose Bücher