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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Schulter nehmen sollte. Wenn du im Laufe des Winters noch ein kleines Stück wachsen würdest und wenn die Musterungsoffiziere dich für gut genug hielten, könntest du eventuell zur Kavallerie abkommandiert werden, aber wenn nicht, würden sie dich in die Infanterie-Kohorten stecken oder dich entlassen, und dann stündest du mit gar nichts da.«
    »Aber ihr müsst doch auch Männer brauchen, die auf andere Weise in der Armee dienen. Ich kann bauen. Ich kann Getreide ernten. Ich kann einen Stall leiten und ein Gestüt verwalten. Es wäre trotzdem so etwas wie ein Zuhause für mich.«
    »Bán, das ist nicht notwendig. Wir brauchen zwar dringend Bedienstete, und viele von ihnen sind freigelassene Sklaven, aber dennoch - das Beste, was ich dir anbieten könnte, ist, dich als meinen Pferdeknecht einzustellen oder dir das Schreiben beizubringen und dich zu meinem Sekretär zu machen, und keines von beiden ist ein Leben, das eines Kriegers der Eceni würdig ist.«
    »Schreiben kann ich schon. Amminios hat es mir beigebracht. Es machte mich römischer.«
    »Trotzdem.«
    Die Kiste wurde wieder an die Zeltwand zurückgeschoben. Das Licht der Lampe flackerte bei der Bewegung und wurde ausgelöscht. Draußen warf der Schein der Lagerfeuer verschwommene Schatten. Bán ertappte sich dabei, wie er sich widerspruchslos hinlegte, mit einer gefaltenen Tunika als Kopfkissen und einem Umhang, der über ihn gelegt wurde, um ihn warm zu halten. Der Becher mit verdünntem Wein wurde neben seinen Kopf gestellt.
    »Schlaf jetzt und warte erst einmal ab, was deine Träume dir bringen. Du kannst deine Wahl auch noch morgen treffen.«
     
    Bán schlief tief und fest, doch er träumte nichts. Der Morgen brachte ihm ein geschecktes Hengstfohlen namens Krähe, das die ganze Nacht sein Zaumzeug hatte tragen müssen, weil niemand sonst sich getraut hatte, es ihm abzunehmen. Gegen Mittag - nachdem er einmal gebissen und getreten worden war - hatte Bán das Halfter ausgetauscht, und das Fohlen hatte in seinem Beisein gefressen. Am Abend traf er wieder mit Corvus zusammen und teilte ihm seine Entscheidung mit.

XVIII
    »Der Sonnenhund ist tot!«
    Diese Nachricht verbreitete sich in den letzten Herbsttagen wie ein Lauffeuer von der Residenz aus.
    »Cunobelin ist tot. Amminios kehrt aus dem Exil in Gallien zurück. Er hat mit Berikos von den Atrebatern, dem Feind seines Vaters, ein Bündnis geschlossen. Togodubnos wird sich den beiden entgegenstellen. Es wird Krieg geben.« Überall beriefen Träumer und Älteste, die schon den ganzen Sommer über auf diese Nachricht gewartet hatten, ihre Krieger ein und bereiteten sie auf die kommende Schlacht vor. Die Erfahrensten unter ihnen sahen die Sache eher gelassen, ohne zu sehr zur Eile zu drängen. »Habt Geduld. Schärft eure Klingen, aber rechnet nicht damit, dass ihr sie schon in Kürze benutzen müsst. Der Sonnenhund hat sich lange genug an sein Leben geklammert. Der Winter ist schon zu nahe, als dass es jetzt noch zu Kämpfen kommen würde. Vor dem Frühjahr wird es keinen Krieg geben.«
    Auf Mona, in der Kriegerschule und im Rat der Träumer, erfuhren sie die Neuigkeit schon eher als die meisten anderen. Seit Beginn des Frühjahrs hatte Luain mac Calma in regelmäßigen Abständen Berichte über die Schwindsucht geschickt, die langsam, aber unaufhaltsam an den Kräften des Sonnenhunds zehrte, und er hatte seine Berichte in Worte gekleidet, die die Überbringer für nichts sagend hielten, was sie aber nicht waren. Die Todesnachricht selbst wurde dem Rat von Cerin überbracht, der einzigen Träumerin der Trinovanter, die ohne Verschnaufpause von der Ostküste bis zur Westküste ritt und jeden halben Tag die Pferde wechselte, um ihr Tempo beibehalten zu können. Am frühen Abend des dritten Tages nach Cunobelins Tod erreichte sie die Meerenge und zündete ein Signalfeuer an, um eine Fähre von der Insel herüberzubeordern. Zwei Männer warteten zusammen mit ihr am Strand: Gunovic, der reisende Schmied, den sie noch von früher her kannte, und ein stämmiger, strohblonder Jüngling von den nördlichen Brigantern, der mit einem so starken Dialekt sprach, dass er kaum zu verstehen war, aber zum Beweis seines guten Glaubens einen blauen, in der Form eines springenden Lachses gemeißelten Stein trug, das Zeichen von Venutios, der der ranghöchste Krieger von Mona war und nur noch unter Talla, der Ratsältesten, stand. Als die Fähre kam, hatten diejenigen, die sie steuerten, den Auftrag, alle drei zur Insel

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