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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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hatte. Der Schock der Erkenntnis bewirkte, dass ihr Herz einen Ruck in ihrer Brust machte. Entsetzt sprach sie aus, was ihr gerade durch den Kopf ging, und vergaß dabei völlig, dass Gunovic nicht aus Mona war und nicht in seine Geheimnisse eingeweiht sein könnte. »Große Götter! Sie rufen ihn nach Hause zurück. Was für ein unglückseliger Zeitpunkt für Mona, um einen neuen Anführer der Kriegerverbände zu wählen!«
     
    Es war der Zeitpunkt, den die Götter bestimmt hatten, daher ließ er sich nicht ändern. Auf Mona gingen die Götter um, mehr noch als irgendwo anders; hier war ihre Anwesenheit am deutlichsten spürbar, und alles Leben verlief nach ihrem ureigenen Rhythmus. Jeder Teil der Insel war heilig. Breaca hatte das sofort gefühlt, als sie damals mit Airmid zum ersten Mal aus der Fähre ausgestiegen war, und jedes Mal, wenn jemand, den sie kannte, zu Besuch kam, empfand sie es von neuem: eine Beschleunigung des Pulses und eine Stärkung des Blutes, die ihr Auftrieb gaben und ihr Wahrnehmungsvermögen schärften, so dass sie die Lebensfäden, die jeden Einzelnen von ihnen mit dem Land und miteinander verbanden, plötzlich klarer sah und ihr wieder einmal bewusst wurde, welch untergeordnete Rolle doch ihre eigenen Sorgen in dem sehr viel bedeutsameren Muster des Weltgeschehens spielten.
    Unter normalen Umständen hätte sich diese erneute Klarheit am Tag von Gunovics Besuch allerdings bald wieder verflüchtigt, verloren in einem Wirbel von Begrüßungen und Geschenken und Klatsch. Breaca hatte Neues über jene Dinge zu berichten, die in ihrer kleinen, fest verwobenen Welt eine wichtige Rolle spielten: über ihre Fortschritte in der Kriegerschule; über das letzte Fohlen der grauen Stute, das sich nicht so gut entwickelte, wie sie gehofft hatte; über Airmids neue Geliebte, die die fähigste unter allen Kriegerinnen der Schule war, und was Cerin in ihrer Hörweite über sie gesagt hatte.
    Gunovic wiederum hatte Neuigkeiten von den Stämmen auf dem Festland zu erzählen: von Macha und ihrer fortschreitenden Genesung; von Tagos, der festgestellt hatte, dass er mit der linken Hand zwar ein Schwert schwingen konnte, aber keinen Speer; von den Coritani, die den Waffenstillstand ausgerufen und bei der Ratsversammlung im Herbst einen Eid geschworen hatten, einen Eid, der sie nicht nur zur Neutralität gegenüber den Eceni verpflichtete, sondern zu Freunden und Bündnispartnern angesichts eines möglichen Krieges im Osten machte. Alle diese Neuigkeiten zu erzählen hätte den größten Teil der Nacht in Anspruch genommen, und der für Mona so typische geschärfte Weitblick wäre gegen Morgen wieder verschwommen, wären da nicht zwei Botschaften gewesen, die das Bild der Welt für immer veränderten.
    Breaca hatte diese Veränderung bereits vorausgeahnt, noch bevor Venutios die Hand hob, um seine Gruppe auf der Mole zu versammeln. In den kurzen Augenblicken ihrer Begegnung hatte sie mit Gunovic die Neuigkeiten eines ganzen Jahres ausgetauscht, in knappen Halbsätzen zusammengefasst und jeglicher Dramatik beraubt. Danach war ihnen keine Zeit mehr geblieben, darüber nachzudenken. Als die Reisenden bei der Siedlung ankamen, waren bereits die Hörner erschallt, um die Krieger, Sänger und Träumer von Mona zur Ratsversammlung einzuberufen, und Breaca hatte kaum noch Zeit gehabt, um einen Umhang und eine Brosche zu holen, bevor sie sich in die lange Schlange einreihte, um das größte der Versammlungshäuser zu betreten, und sich dann zusammen mit den anderen Kriegerinnen und Kriegern in Rangordnung hinter einer Feuergrube aufstellte, die die halbe Breite der Halle einnahm, unter Fackeln, die die Luft mit dem Geruch von Kiefernholz und verbranntem Talg tränkten, während sie mit überraschender Klarheit das Wechselspiel von Licht und Schatten auf den Gesichtern der Anwesenden beobachtete.
    Sie hörte ein Murmeln durch die Reihen der Träumer gehen, die sich auf der anderen Seite des Feuers versammelt hatten, und blickte auf. Die vorderste Reihe teilte sich, und als sie sich danach wieder schloss, stand Talla auf dem freien Platz vor der Feuergrube. Die Ratsälteste konnte kaum ohne fremde Hilfe gehen, und dennoch stand sie jetzt dort, so aufrecht wie die Jüngste der Träumerinnen, ihr Haar schlohweiß im Licht der Fackeln, ihre Augen vom warmen Widerschein des Feuers erhellt. Neben ihr stand Maroc der Träumer, von dem alle glaubten, dass er ihr Nachfolger werden würde. Er war ein zierlicher, drahtiger Mann mit

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