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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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vierzig weiteren Steinen, die für den Rest derjenigen Krieger standen, die im selben Jahr wie Ardacos in die Schule aufgenommen worden waren. Zwei seiner Kameraden stießen zu ihm, ein Mann und eine Frau, beide Angehörige von Stämmen, die im Norden lebten, obwohl nicht so weit nördlich wie die Kaledonier. Breaca, die das Geschehen mit dem klaren, ungetrübten Blick von Mona beobachtete, erkannte in denjenigen, die Weiß zogen, eine Zaghaftigkeit oder auch einen Mangel an Selbstvertrauen, die jeden Einzelnen von ihnen bereits in dem Moment verriet, in dem er über das Feuer griff. Als Venutios den nächsten Namen aufrief, wusste sie schon, noch bevor der Aufgerufene seine Hand öffnete, welche Farbe der Stein auf seiner Handfläche haben würde.
    »Gwyddhien von den Cornovii.«
    Schwarz. Der Stein würde schwarz sein. Diesmal brauchte Breaca lediglich den Namen zu hören, um das zu wissen. Es gab nur zwei in der ganzen Kriegerschule, die ernsthaft als Venutios’ Nachfolger zur Debatte standen, und Gwyddhien war Breacas Ansicht nach die Bessere von den beiden. Sie hatte mit Airmid darum gewettet und eine Silberbrosche mit Koralleneinlegearbeit auf das Ergebnis gesetzt. Die einzige Überraschung war, dass Airmid die Wette angenommen hatte.
    Eine hoch gewachsene Frau mit blauschwarzem Haar und Augen, die die Seele ansprachen, trat von der Feuergrube zurück und öffnete ihre Hand. Der Stein auf ihrer Handfläche war schwarz.
    »Gwyddhien von den Cornovii ist die Vierte von den dreißig.«
    Die Hälfte der Kriegerinnen und Krieger, die nicht auf Ardacos gewettet hatten, stieß einen kollektiven Seufzer der Erleichterung aus. Auf der anderen Seite des Feuers in der vordersten Reihe der Träumer sah Breaca Airmid plötzlich lächeln, und sie erwiderte das Lächeln. Airmid mochte zwar nicht darauf gewettet haben, dass Gwyddhien als Siegerin aus den Prüfungen hervorgehen würde, aber sie hatte sich doch sehr gewünscht, dass sie zu den dreißig gehörte.
    Die Nacht nahm ihren eigenen Rhythmus an. Venutios rief die Kriegerinnen und Krieger im neunten Schuljahr auf, dann diejenigen im achten, danach die im siebten, und immer so weiter. Aus Hunderten von Namen wurden Tausende. Auf Mona, wo die Träumer so viele Lieder und Gesetze lernten, dass es allein schon Tage dauern würde, sie lediglich aufzuzählen, war es keine große Leistung, sich zweitausend Namen in der richtigen Reihenfolge einzuprägen; aber Venutios war weder Träumer noch Sänger, und wenn er sich Mühe gegeben hatte, die Namen sämtlicher Neuzugänge auswendig zu lernen, die jedes Jahr in der Schule aufgenommen wurden, so hatte Breaca jedenfalls nichts davon bemerkt. Die Namensliste entsprang einer Kenntnis, die weit über mechanisches Auswendiglernen hinausging und Teil dessen war, was ihn zum ranghöchsten Krieger machte: sein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein und seine Fürsorglichkeit gegenüber denjenigen, deren Leben eines Tages in seiner Hand liegen könnte. Es war genau das, was ihn von den anderen abhob, das, was Breacas Ansicht nach auch Gwyddhien von Ardacos unterschied. Der Letztere tat sich als Einzeljäger oder Einzelkämpfer hervor; wenn man einen Mann brauchte, um einen Hinterhalt zu legen oder den Feind zu bestehlen, dann war Ardacos genau der Richtige dafür, aber es war Gwyddhien, die das Zeug zur Anführerin hatte, die zweitausend Mann in die Schlacht führen und sie als geschlossene Streitmacht zusammenhalten konnte. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie in zehn Jahren zweitausend Namen aufrief, so als ob jeder Einzelne der Genannten ein hoch geschätzter Freund wäre, und es auch genauso meinte.
    »Cumal von den Silurern ist der Zweiundzwanzigste von den dreißig.«
    Cumal war im vierten Jahr an der Schule, der Einzige seines Jahrgangs, der einen schwarzen Kieselstein gezogen hatte, und zwar verdientermaßen. Er hatte ein gutes Auge für einen Speerwurf und war der Beste auf der ganzen Insel mit einer Steinschleuder. Breaca hatte schon in diversen Übungsschlachten an seiner Seite gekämpft und dabei festgestellt, dass er scharfsinnig und zuverlässig war; eine gute Wahl für die dreißig.
    Der Nächste, der aufgerufen wurde, war ein langweiliger, etwas einfältig wirkender Krieger der Dumonii, der Erste von denjenigen, die im dritten Jahr auf Mona waren. Überraschenderweise zog er einen schwarzen Stein aus dem Kessel und die Frau, die nach ihm kam, ebenfalls, so dass innerhalb weniger Augenblicke nur noch sechs

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