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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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goldenes Haar vom Licht der Fackeln zu einem stumpfen Strohblond gedämpft, seine Augen so klar und hell wie Eis. Der Schock über seine Anwesenheit traf Breaca wie ein unerwarteter Fußtritt in die Brust.
    Sie war nicht die Einzige, die so empfand. Ein Zischen der Überraschung ging durch die Reihen der Träumer. Irgendwo in einer der hintersten Reihen rief eine Frau: »Er gehört nicht zur Kriegerschule. Er kann nicht am Auswahlverfahren teilnehmen.«
    »Das ist nicht richtig.« Tallas Stimme schnitt die Proteste ab. »Die Gesetze sind in diesem Punkt klar und eindeutig. Diejenigen, die mit dem obersten Krieger trainieren, sind für diesen einen Tag Mitglied der Schule, wenn auch für keinen anderen Tag. Venutios.« Sie wandte sich um und hob einen Arm. »Hast du heute mit Caradoc von den Ordovizern trainiert?«
    »Das habe ich. Er kam heute Morgen zu mir, und wir haben mit Schwert und Speer geübt, bis die Arbeit in der Schule anfing.« Venutios war ranghöchster Krieger und Leiter der Schule. Sein Wort war über jeden Zweifel erhaben.
    »Dann ist es so, wie ich gesagt habe.« Talla wandte sich wieder ab. »Caradoc von den Ordovizern - wären alle dreißig bereits ausgewählt, wäre dein Name nicht mehr aufgerufen worden. Tatsache ist jedoch, dass noch ein schwarzer Kieselstein zwischen den Hörnern des Bullen übrig geblieben ist. Es sind wieder genügend weiße hinzugefügt worden, um insgesamt einhundert zu ergeben. Deine Prüfung wird nicht weniger bedeutsam sein als die der anderen. Du kannst jetzt an die Schieferplatte herantreten.«
    Er musste einen weiten Weg um den Rand der Feuergrube zurücklegen, um zu der Markierung zu gelangen. Breaca beobachtete ihn dabei, und ihr war regelrecht übel von einer Furcht, die nichts mit der Auswahl des Kieselsteins zu tun hatte. Sie hegte keinen Zweifel daran, dass Caradoc den schwarzen Stein herausfischen würde; die Götter hatten durch seine bloße Anwesenheit gesprochen, und sie würden wünschen, dass er zu den dreißig gehörte, die die Prüfungen absolvierten. Ihre Übelkeit rührte vielmehr von seiner Gegenwart her, so wie es bei jedem der wenigen Male gewesen war, die sie sich seit dem Tod ihres Vaters und dem Raub von Báns Leichnam getroffen hatten.
    Caradoc war nicht gekommen, um sie in den langen Sommermonaten unmittelbar nach Amminios’ Überfall zu besuchen, wie Breaca insgeheim gehofft hatte. Sie hatte die Zeit damit verbracht, Airmid bei der Pflege der Verwundeten zu helfen oder auf den Feldern zu schuften, wo sie sich nach besten Kräften bemüht hatte, zu pflanzen und zu jäten und einen gleich hohen Ernteertrag zu erzielen, wie sie ihn hätten erzielen können, bevor sie so viele Leute im Kampf verloren hatten. Die harte Arbeit hatte sie erschöpft und reizbar gemacht, und sie wäre sicherlich keine angenehme Gesellschaft gewesen, aber der Gedanke an Caradoc hatte Tagen, die sonst in grauer Tristesse verstrichen wären, doch ein wenig Farbe verliehen, und sie war dankbar dafür gewesen.
    Während Caradocs Abwesenheit war der Ältestenrat der Eceni zusammengekommen, um ihn von der Blutschuld freizusprechen, zusammen mit seinem Vater und Togodubnos. Maroc war von Mona aus quer durch das Land gereist, um der Ratsversammlung beizuwohnen und sicherzustellen, dass dem so war. Das Wort des Träumers hatte die Ratsmitglieder zwar nicht beeinflusst - niemand, der auch nur ein Körnchen Vernunft besaß, wollte den Trinovantern den Krieg erklären -, aber seine Anwesenheit hatte stark für die zwingende Notwendigkeit gesprochen, einen gütlichen Frieden zu bewahren. Cunobelin hatte Wiedergutmachungsgeschenke von unermesslichem Wert geschickt und vor den versammelten Ältesten erklärt, dass sein mittlerer Sohn nicht länger bei ihm willkommen war und die Ländereien und Häfen südlich des ins Meer mündenden Flusses, die er ursprünglich Amminios zugesprochen hatte, stattdessen auf Cunomar, Sohn von Togodubnos, überschrieben werden sollten, wobei der Letztere diese so lange verwalten würde, bis der Junge volljährig war. Togodubnos selbst war bei den Eceni erschienen, um sein aufrichtiges Bedauern zum Ausdruck zu bringen und seinen Wunsch nach einer fortgesetzten Freundschaft mit den Eceni noch einmal neu zu bekräftigen. Nur Caradoc war weder zu Besuch gekommen, noch hatte er eine Nachricht geschickt.
    Als er dann endlich kam, war es mit einer ganzen Schiffsladung einjähriger Pferde, die er den Sommer über auf Auktionen in Irland und an der Westküste

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