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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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könnte.
    Es gab nur einen einzigen schwachen Punkt in dem ganzen Plan, den Breaca sehen konnte. Als sie aufstand, um zu gehen, sagte sie: »Du bist nur mütterlicherseits ein Ordovizer. Werden die vereidigten Speerkämpfer der Streitaxt dir in eine Schlacht folgen, die sie eigentlich gar nicht wollen?«
    Caradoc hatte sich wieder in das Gras zurückgelehnt, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Sie hörte seine Stimme in der Dunkelheit, leicht amüsiert: »Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.« Dann fügte er nachdenklich hinzu: »Wenn sie es nicht tun, wird nur der Osten fallen.«
     
    Breaca war im Großen Versammlungshaus der Eceni und ersuchte die Ältesten gerade um Hilfe in der Schlacht, als Ardacos’ Finger sich plötzlich um ihr Fußgelenk schlossen. Sie erwachte mit einem Ruck aus ihrem Traum und fand sich neben ihrem eigenen Feuer wieder, um sich herum nur Finsternis und über ihr ein Baldachin aus Sternen. Ardacos’ zerknittertes Fledermausgesicht tauchte vor ihr auf und verdeckte das Licht der Sterne. Finger tanzten vor ihren Augen, formten das Zeichen für drohende Gefahr und dann das für »viel Glück!« Sie erhob sich wortlos von ihrem Lager und bekam ihren Speer in die Hand gedrückt. Hail reckte sich gähnend und folgte ihr.
    Sie rannten am Ufer des Sees entlang. Der Geruch des Wassers vermischte sich mit dem von feuchtem Torfmoos. Breacas nackte Füße landeten überall dort, wo sie die Felsen verfehlte, platschend in flachem Wasser. Auf der Nordseite des Sees wandten sie sich hügelaufwärts und liefen zum Rand des Kraters hinauf, wo sie sich bäuchlings hinter die Felsen legten. Ardacos zeigte über den Rand hinweg, und Breaca sah das, was er gesehen hatte: eine schattenhafte Form, die eindeutig kein Felsblock war, denn sie bewegte sich zwischen den unter ihnen liegenden Klippen.
    »Ein Bär?« Ihr Herz schlug plötzlich einen Salto. »Ich dachte immer, auf Mona gäbe es keine Bären.«
    »So hat man es uns jedenfalls gesagt. Und ich habe in den ganzen acht Jahren, die ich nun schon hier bin, auch noch nie zuvor einen gesehen.« Er warf ihr einen Blick von der Seite zu. Der Rand seines Auges schimmerte weiß im Licht der Sterne. »Der Bär ist das Tier, das Maroc im Traum erschienen ist.«
    »Und auch meinem Vater.« Sie legte ihren Speer auf die Felsen. »Wir dürfen ihn nicht töten.«
    »Das würde ich auch nicht empfehlen. Aber die Bestie hat den Keiler gerochen und wird ihn erbeuten, wenn sie irgend kann.« Er lehnte sich auf die Fersen zurück und schenkte Breaca ein blitzendes Lächeln. Sein Gesichtsausdruck war so lebhaft, wie sie es noch nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Er sagte: »Das hier ist die wirkliche Prüfung, nicht das andere. Die Gefahr ist groß. Jedes Mal, wenn solche Prüfungen stattfanden, hat es etliche Tote gegeben, und diese Todesfälle haben sich nicht bei der Wildschweinjagd ereignet. Wir dürfen den Bären zwar nicht töten, aber wir müssen ihn vertreiben. Und dabei könnte er uns töten.«
    Er sah nicht aus wie ein Mann, der sich auf den Tod gefasst machte. Der hohe Summton, der so sehr an Bienen erinnerte, nistete sich wieder in Breacas Ohren ein - die Warnung der Götter -, und sie hörte im Geist wieder Marocs Stimme: Ihr solltet nur wissen, dass ihr zusammenbleiben müsst. Misstrauisch fragte sie: »Du hast nicht gedacht, dass er nur als Bewährungsprobe für uns beide geschickt wurde - um den anderen keine Chance zu geben?«
    Der Bär war so schwarz wie die Nacht. Selbst mit der besonderen Scharfsichtigkeit von Mona war es schwierig, ihn in der Dunkelheit auszumachen und ihn im Auge zu behalten. Während Breaca noch auf Ardacos’ Antwort wartete, richtete der Bär sich plötzlich auf die Hintertatzen auf und hob sich als klar umrissene Silhouette gegen den Sternenhimmel ab. Sie hörte Ardacos seufzen, während sein Atem pfeifend durch seine Nasenlöcher entwich. »Nein«, erwiderte er. »Nein, ich glaube nicht, dass er nur für uns beide ist. Wo bliebe da die Ehre? Es wäre wohl kaum ehrenvoll, nur deshalb ranghöchster Krieger zu werden, weil kein anderer die Chance dazu hatte.« Er schob sich rückwärts vom Rand des Kraters fort und klopfte Breaca leicht aufs Handgelenk. »Geh jetzt; wir müssen schnell handeln! Ich werde Gwyddhien holen. Du weckst die anderen.«
    Er bereute seine Entscheidung schon bald wieder. Noch während er vor ihr am Rand des Wassers entlangrannte, konnte Breaca ihm dies bereits deutlich anmerken. Sie schickte Hail

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