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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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voraus, um Caradoc zu holen, und bahnte sich einen Weg am Ufer des Sees entlang, während sie die einzelnen Gruppen weckte. Die Hunde, die sich gründlich an den Innereien des Keilers satt gefressen hatten, waren schlaftrunken und rührten sich nur widerwillig. Der Eifer ihrer menschlichen Gefährten ließ ebenfalls zu wünschen übrig. Breaca ließ immer einen von jeweils vier Kriegern zurück, mit dem Auftrag, das Feuer zu schüren und getrocknetes Farnkraut um Stöcke zu wickeln, um Feuerkeulen daraus zu machen. Den Übrigen befahl sie, ihre Speere zurückzulassen und sich mit reichlich Steinen zu bewaffnen, wobei sie ihnen ausdrücklich einschärfte, dass der Bär unter keinen Umständen getötet werden durfte. Alle kannten die Gesetze, aber nur sie und Ardacos waren auf äußerst anschauliche Weise an die Strafen erinnert worden. Auf halbem Weg um das Seeufer herum gesellte sich Caradoc zu ihr, und sie teilten die restlichen Gruppen unter sich auf, um sich dann wieder an der Stelle zu treffen, wo der Keiler aufbewahrt wurde. Gwyddhien war bereits dort; sie stand auf der Felsspitze oberhalb des Kadavers. Von Ardacos war keine Spur zu sehen.
    Breaca kletterte auf die Klippe hinauf und sah sich suchend um. Der Bär stand in Windrichtung und hatte den Geruch der Menschen gewittert. Er richtete sich auf, die stumpfe Schnauze zum Himmel erhoben. »Wo ist Ardacos?«, fragte Breaca, und die Worte waren noch kaum über ihre Lippen gekommen, als sie ihn auch schon sah und zugleich erkannte, dass sich der Bär nicht deswegen aufgerichtet hatte, weil er eine Handvoll Krieger gewittert hatte, die sich zwischen den Felsen versteckt hielten, sondern eines kleinen, drahtigen Mannes wegen, jetzt vollkommen nackt und unbewaffnet, der vor ihm stand und sich in den Hüften wiegte.
    »Große Götter! Was macht Ardacos denn da?«
    Gwyddhien schnitt eine Grimasse. »Er führt den Bärentanz auf. Es ist anscheinend eine Tradition bei den Kaledoniern, von den Ahnen überliefert; sie tanzen mit dem Bären und bitten ihn, sie in Frieden zu lassen, und er tut es.« Sie sprach leise, mit dem singenden Tonfall der Bewohner des Westens. Selbst wenn sie über den Lärm einer Übungsschlacht hinwegrief, behielt ihre Stimme diesen melodischen Klang. Es war Gwyddhiens Stimme, die Airmid als Allererstes zu ihr hingezogen hatte, das und ihre überragenden Fähigkeiten.
    Sie beobachteten gemeinsam den tanzenden Krieger. »Er ist wahnsinnig«, sagte Breaca.
    »Oder überaus mutig. Wenn er stirbt, werden sie sagen, er ist das Erstere. Wenn er überlebt...« Die schlanke, hoch gewachsene Kriegerin grinste und spreizte die Hände, so wie es vielleicht ein Spieler angesichts einer verlorenen Wette tun würde, wenn der Wettkampf hart und schnell gewesen ist. »Wir dürfen auf keinen Fall eingreifen. Wenn wir hinuntergehen, werden wir die Bande zwischen ihnen zerstören, und Ardacos wird unweigerlich sterben. Das Einzige, was wir tun können, ist, hier stehen zu bleiben und zuzuschauen.«
    Venutios sprang auf den hohen Felsen hinauf und stellte sich neben sie. Er war als Einziger mit einem Speer bewaffnet. Ganz gleich, was aus ihm werden würde, nachdem er die Insel verlassen hatte - noch war er der ranghöchste Krieger von Mona, und niemand hatte die Macht, ihm zu sagen, dass er auf seine Waffen verzichten sollte. Er stützte sich auf den Speerschaft und beobachtete den Tanz, während Bär und Mann sich Stück für Stück seitwärts bewegten, fort von der Klippe.
    Breaca beobachtete weniger den Bären als vielmehr Venutios. Sie hatte ihn auf ihrer Weckrunde um den See als Letzten erreicht und ihn an seinem Feuer sitzend angetroffen, damit beschäftigt, die Klinge seines Jagdmessers zu schärfen. Er hatte sie nicht gefragt, warum sie zu ihm kam.
    »Hast du das hier erwartet?«, fragte sie.
    »Etwas in der Art, ja.«
    »Ist es immer ein Bär?«
    Er strich sich mit der Zunge über die Zähne, während er überlegte, wie viel er verraten durfte. »Nein«, sagte er schließlich. »Nicht immer.«
    Sie hätte ihn am liebsten gefragt, worauf sie sich sonst noch gefasst machen müssten, aber es wäre ihm nicht erlaubt gewesen, darauf zu antworten, und sie hätte ihm mit einer solchen Frage keine Ehre erwiesen. Sie starrte schweigend in die Nacht hinaus. Je weiter sich Ardacos fortbewegte, desto schlechter war er zu sehen. Das Licht der Sterne ließ ihn grau erscheinen, so grau wie die Felsen um ihn herum, und den Bären desgleichen, so dass die beiden kaum noch

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