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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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den Atem dann zischend durch zusammengebissene Zähne wieder aus. Mit mühsam beherrschtem Zorn sagte sie: »Dann werde ich eben allein zum Versammlungshaus laufen und eine Heilerin mit zurückbringen, zusammen mit Pferden und einer Tragbahre. Wir werden noch vor Tagesanbruch hier sein. Länger kann Ardacos nicht mehr durchhalten.«
    »Nein.« Venutios schüttelte energisch den Kopf. »Du kannst nicht allein gehen. Die dreißig dürfen unter keinen Umständen getrennt werden. So lautet das Gesetz.«
    Er war noch immer ranghöchster Krieger. Sie hätte ihm bedenkenlos ihr Leben anvertraut. Aber Ardacos war ihr ein guter Freund gewesen und hatte sie geweckt, wo er doch genauso gut allein mit dem Bären hätte tanzen können, vielleicht sogar mit Erfolg.
    »Wer will mich daran hindern?«, fragte sie angriffslustig.
    »Ich.« Venutios setzte sich auf einen Felsblock und legte seinen Speer locker auf seine Knie. Seine ruhigen Augen versprachen ihr den Tod, wenn sie sich ihm widersetzte. Er zuckte entschuldigend mit den Achseln. »Es tut mir Leid. Ich würde dich ja gehen lassen, wenn ich könnte, aber das Gesetz ist in diesem Punkt klar und eindeutig und in keiner Weise anfechtbar. Entweder ihr geht alle, oder es geht keiner von euch.«
    Breaca atmete zu hastig, um noch klar denken zu können. Sie zwang sich, ihre Erregung zu beherrschen und langsamer zu atmen, und dachte an Eburovic, der ihr immer geraten hatte, bei einem Konflikt nicht gleich in Rage zu geraten, sondern die Ruhe zu bewahren und erst einmal die Beweggründe hinter den Worten zu finden. Zu Gwyddhien sagte sie: »Es geht doch hier gar nicht darum, ob wir den Weg finden können oder nicht. Wir alle haben hier schon viele Male bei Nacht gejagt, du sogar noch öfter als jeder andere. Wir könnten den Weg sogar mit verbundenen Augen finden, wenn wir müssten. Warum willst du also nicht, dass wir jetzt aufbrechen?«
    Die Kriegerin nickte, während ihre Wut langsam verrauchte. »Ich lebe hier schon seit zehn Jahren«, sagte sie. »Auf Mona gibt es keine Bären.«
    »Heute Nacht waren aber Bären da«, erwiderte Breaca. »Wir haben sie gesehen.«
    »Heute ist die Nacht der Prüfung, die Nacht, in der der neue ranghöchste Krieger ausgewählt wird. Was wir sehen, ist vielleicht nur ein Trugbild, etwas, was in Wirklichkeit gar nicht da ist. Nur bei Tageslicht werden wir die Wahrheit erkennen. Wir haben bisher nur einen von unserer Gruppe verloren, möglicherweise auch zwei, falls Ardacos stirbt. Die Ältesten haben aber eine drei- oder viermal so große Zahl von Todesopfern vorausgesagt. Wenn wir die Nacht hindurch wandern, riskieren wir, noch mehr als nur den einen zu verlieren. Träume kommen in allen möglichen Erscheinungsformen, nicht nur in Gestalt von Bären.«
    »Ardacos ist nicht von einer Traumgestalt verwundet worden.«
    »Bist du dir da sicher?«
    »Ja. Hail kann keine Traumgestalten sehen, nur das, was wirklich ist, und diese Bären waren so wirklich wie du und ich. Es mag ja sein, dass es bisher keine Bären auf Mona gegeben hat, aber jetzt gibt es welche, und zwar drei. Wir werden uns später mit ihnen befassen oder sie in Frieden leben lassen.«
    Während Breaca sprach, sprang sie auf die Klippe hinauf und stellte sich neben Gwyddhien. Ihr Messer steckte in ihrem Gürtel; zwar keine sonderlich taugliche Waffe, aber immer noch besser als gar keine. Hail würde ihr folgen, wenn auch sonst niemand. Sie trat auf die Seite, so dass Gwyddhien zwischen ihr und Venutios stand. Laut und deutlich, damit die gesamte Gruppe sie hören konnte, sagte sie: »Wenn die Träumer Traumgestalten schicken, dann werden sie sie uns hier ebenso schicken wie auf dem Weg zurück zur Siedlung. Ardacos braucht dringend Hilfe, und die Gesetze taugen nichts, wenn sie einen Mann ohne ersichtlichen Grund zum Tode verurteilen. Diejenigen, die meiner Meinung sind, können mir folgen. Ich gehe nämlich, und zwar jetzt .«
    Sie sprang von der Klippe hinunter und rannte los. Hail lief in großen Sätzen neben ihr her, so dicht, dass sie die Wärme seines Atems spüren und den Bärengestank in seinem Fell riechen konnte. Nach wenigen Schritten hatte Caradoc sie eingeholt und lief auf ihrer Linken. Kurz darauf war Braint, das Mädchen von den Brigantern, auf ihrer Rechten, dicht gefolgt von Cumal von den Silurern. Als Breaca den Fuß des Hügels erreichte, rannten mehr Kriegerinnen und Krieger hinter ihr her, als sie auf Anhieb zählen konnte, ganz sicherlich mehr, als oben auf dem

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