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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ist.«
    »Ich werde Airmid erkennen«, hatte sie erwidert.
    Er hatte ganz leicht ihren Arm gedrückt, der Abschiedsgruß eines Kriegers. »Sieh zu, dass du das tust.«
    Die Gruppe marschierte hügelaufwärts aus dem Tal heraus, in relativ langsamem Tempo, um zu verhindern, dass die Linie zersprengt wurde. Überall um sie herum wich die Nacht dem Tag; Grauschattierungen und Schwarznuancen machten den Pastellfarben der Morgendämmerung Platz. Eine Amsel folgte ihnen bis hinter die letzten Haselnusssträucher und keckerte eine Warnung. Auf den Wiesen jenseits des Großen Versammlungshauses erwachten Säue grunzend aus dem Schlaf, und Mutterschafe riefen nach ihren Lämmern. Weiter oben auf den höher gelegenen Koppeln wieherte ein Hengstfohlen voller Ärger und galoppierte an einem langen Zaun entlang. Das dumpfe Trommeln seiner Hufe hallte von den Hügeln herunter.
    »Wir hätten die Pferde holen sollen«, sagte Braint. »Ich wäre lieber zu Pferd gestorben.«
    »Es war zu weit bis zu den Koppeln, und es war schon zu hell. Man hätte uns entdeckt, noch bevor wir dort angekommen wären.« Breaca blickte nach Osten. Eine Lücke in der Wolkendecke ließ einen Hintergrund aus geschmolzenem Gold erkennen, Vorbote der ersten wirklichen Strahlen der Sonne. Sie dachte an Venutios, der jetzt tot am jenseitigen Flussufer lag, und an die innere Ruhe, die er ausgestrahlt und die sich auf sie alle übertragen hatte; und sie war froh, dass es damit nun vorbei war, dass nichts das wilde, klare Feuer ersticken konnte, das in ihrem Inneren brannte - so ganz anders als das Kampffieber, das sie alle im Großen Versammlungshaus gepackt hatte, als die Auswahl der dreißig begonnen hatte. Sie sah das Schlachtfeld im Geist scharf umrissen vor sich und auch die Gefechtsaufstellung der Krieger. Das Fadengeflecht, das sie miteinander verband, war wieder intakt und stabil, und jeder Einzelne glänzte durch eine Unerschrockenheit und eine Überzeugung, die das Ganze noch stärker machten, als wenn jeder für sich allein kämpfen würde. Ihre einzige Sorge war Braint; das Mädchen glühte förmlich vor Enthusiasmus, aber ihr fehlte die Ausbildung von Mona.
    »Sei vorsichtig, wenn die Sonne aufgeht«, schärfte Breaca ihr ein. »Wenn unsere Gegner gut sind, werden sie die Sonnenstrahlen nutzen, um dich zu blenden. Sieh nicht nach links, ohne deine Augen mit deiner Schildhand abzuschirmen.«
    »In Ordnung.«
    Sie marschierten um eine mit Ginstersträuchern bewachsene Fläche herum, dicht nebeneinander und Schild an Schild. Das offene Gelände, das vor ihnen lag, erstreckte sich bis zum ersten Graben und der Mauer, die das Lager der Träumer umschlossen. Die Kriegerschule hatte hier schon oft Übungskämpfe abgehalten. Breaca hatte einmal ein zehnköpfiges Angriffskommando abgewehrt und dabei nur Cumal zur Unterstützung gehabt. Sie wandte sich erneut an Braint. »Wenn wir von den anderen getrennt werden«, sagte sie, »und mehr als vier gegen uns sind, wende mir den Rücken zu und... Was ist los?«
    »Krieger! Da, sieh doch! Eine ganze Truppe!«
    Sie tauchten aus dem Graben auf, voll bewaffnet und für die Schlacht geschmückt. Kriegerfedern baumelten von den Enden ihrer Torques’ herab. Um den Hals und im Haar trugen sie die Andenken an ihre Visionen. Ihre Schilde waren einfarbig grau, wie um jegliche Treuepflicht gegenüber dem ranghöchsten Krieger zu leugnen. Ihre Schwerter waren kampfbereit erhoben.
    Breaca schluckte die Bitterkeit hinunter, die ihr die Kehle zu verätzen drohte. »Es ist die Ehrengarde. Sie haben diejenigen gegen uns ausgeschickt, die das letzte Auswahlverfahren überlebt haben. Sie sind einfach zu viele. In einer Formation wie dieser haben wir keine Chance gegen sie.«
    Es war das Schlimmste, das sie sich hätte vorstellen können. Caradoc war weit entfernt auf ihrer Linken, Gwyddhien zehn Schritte hinter ihr, tief in der Mitte des sichelförmigen Bogens. Breaca konnte von ihrem Platz aus zwar Caradoc sehen, aber nicht Gwyddhien. Sie hätten mit einer solchen Situation rechnen müssen und hatten es doch nicht getan. Jetzt war es zu spät, um ein neues Signal zu vereinbaren, das die Ehrengarde nicht kennen würde. Fluchend hob Breaca das Kriegerhorn an die Lippen und gab das Signal, das den anderen bedeutete, sich zu einem Stoßkeil zu formieren. Dann hielt sie einen Moment inne, um sich zu vergewissern, dass Braint verstanden hatte, und begann zu rennen.
    Sie waren dreiundzwanzig Kriegerinnen und Krieger, eine davon noch

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