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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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allen, die einen schwarzen Kieselstein gefunden und die Prüfungen überlebt hatten, war er der Einzige, der ihrer Ehrengarde nicht beigetreten war. Sie hatte dies nicht bedauert; vor ihrem geistigen Auge konnte sie bereits die Form eines Schlachtfelds sehen und die Speerkämpfer der Ordovizer, die eine massive, unüberwindliche Mauer zur Linken bildeten. Das Einzige, was noch fraglich war, waren die Namen und die Anzahl der Feinde und der genaue Zeitpunkt der Schlacht, aber das alles war die Zukunft. Die Gegenwart war Caradoc, der verstört und unglücklich war und sie jetzt in einer Mischung aus Ungläubigkeit und einer gefährlichen, nur mühsam beherrschten Ausgelassenheit anstarrte, als ob er jeden Moment zu lachen anfangen könnte und nie wieder aufhören würde.
    »Was ist denn?«, fragte sie.
    Er musterte sie forschend mit seinen klaren grauen Augen. »Weißt du wirklich nicht, was du getan hast?«, fragte er.
    »Ich habe zwei Jahre Ausbildung auf Mona in den Wind geschlagen und mir erlaubt, so wütend zu werden, dass mein Zorn meine Vernunft besiegte. Wenn Maroc wüsste, wie leicht es mir gefallen ist, mich über all das hinwegzusetzen, was er uns gelehrt hat, wäre er entsetzt. Was ich getan habe, war wirklich nichts Besonderes. Wenn Gunovic mir noch ein einziges Mal sagt, wie stolz mein Vater auf mich wäre, springe ich ihm an die Gurgel!«
    Caradoc zog eine Braue hoch. Er fand allmählich seine Selbstbeherrschung wieder. Beide waren froh darüber. »Wäre er denn nicht stolz auf dich?«
    Breaca schnitt eine Grimasse. »Die Toten sind den Lebenden gegenüber im Vorteil; sie können die Wahrheit der Dinge erkennen. Eburovic würde sich, glaube ich, mehr Sorgen darüber machen, dass ich mich nicht dazu verleiten lasse, überheblich zu werden.«
    »Das wirst du ganz bestimmt nicht, so wie ich dich kenne.« Er stellte einen Fuß auf den Felsblock und stützte den Ellenbogen auf sein Knie, während er für einen Moment in nachdenkliches Schweigen versank. Als er wieder aufblickte, fragte er: »Als du dich mit Gwyddhien gestritten hast, nachdem Ardacos verwundet worden war, und dann den Hügel hinuntergerannt bist - warum, meinst du, bin ich dir da gefolgt?«
    »Weil du durch den Kriegereid an mich gebunden warst. Du hattest gar keine andere Wahl.«
    »Nein. Ich habe es deshalb getan, weil das, was du vorhattest, so ganz eindeutig das Richtige war. Ich hätte mich Gwyddhien und Venutios nicht widersetzt, aber als du es getan hast, musste ich dir einfach folgen, das war das Mindeste, was ich tun konnte. Es war das Gleiche, als du dich so mutig dem Nebel der Träumer gestellt hast und den Beschluss fasstest, zu kämpfen. Für dich mag das zwar nichts Besonderes gewesen sein, aber von uns Übrigen wäre keiner dazu fähig gewesen. Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so hilflos gefühlt wie in jenem Moment. Selbst an Deck der Greylag , als sie auseinander brach und sank, wusste ich, wenn ich nur weit genug von dem Wrack fortspringen und schwimmen könnte, würde ich eine gute Überlebenschance haben. In jener Nacht war die Macht der Götter überall, und ich glaubte nicht, dass ich sterben würde. In der vergangenen Nacht jedoch waren die Götter nirgendwo, und ich war wie gelähmt vor Furcht. Ich konnte auf Ardacos aufpassen und dort die Stellung halten, ich konnte den linken Flügel der Truppe bei unserem Vormarsch anführen, aber ich hätte mich nicht dem Nebel stellen und dazu durchringen können, zu kämpfen, und ich bin auch nicht losgerannt, um das Kriegerhorn zu holen.«
    »Aber ich bin überhaupt nicht wie Venutios. Ich verbreite nicht den Frieden und die innere Ruhe des Oberbefehlshabers, so wie er es immer getan hat.« Diese Sorge hatte schon seit dem Morgen an ihrer Seele genagt. Sie hatte sie vor Gunovics zu Tränen rührender Freude verborgen, vor Marocs wissendem Lächeln, sogar vor Airmid. Jetzt konnte sie sie nicht mehr verbergen, nicht vor dem einen, der dabei gewesen war, dem sie ihre Furcht begreiflich machen musste.
    Er ging behutsam mit ihr um, so wie ein Mann mit einem Kind, wenn er es zum allerersten Mal auf ein Pferd setzt. »Breaca, du brauchst nicht den Frieden zu verbreiten. Was du verbreitest, ist etwas ganz anderes. Wenn du den Sängern aufmerksam zuhörst, wirst du feststellen, dass jeder von denjenigen, die auserwählt wurden, sich durch eine andere Eigenschaft ausgezeichnet hat - eine ganz spezielle Eigenschaft, die seiner Amtszeit als Anführer eine besondere Qualität

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