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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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schließlich gefunden wurde. Dann rannten sie, jeder mit drei Schwertern und drei Schilden beladen, während der Hund in großen Sprüngen vorauslief, um sie vor Gefahren zu warnen, wieder zurück zu dem Felsen, woher sie gekommen waren. Diejenigen, die Ardacos schützten, waren in der Zwischenzeit angegriffen worden. Zwei der Beschützer waren verwundet, aber zum Glück nicht tot, und wurden als Wachen bei den dreien zurückgelassen, die bereits bei dem Kampf mit den Bären verletzt worden waren. Sobald man die Schwerter und Schilde an diejenigen verteilt hatte, die sie gebrauchen konnten, hob Breaca das Kriegerhorn an die Lippen, füllte ihre Lungen und ließ das Signal zum Beginn der Schlacht erschallen.
     
    Breaca befehligte ihre Hälfte der Truppe. Kampfbereit und mit erhobenen Schwertern marschierten sie in Reih und Glied vorwärts, während sich ihre Schilde überlappten. Es war das letzte Mal, dass sie den springenden Lachs trugen, das Zeichen von Venutios, der ranghöchster Krieger von Mona gewesen und nun tot war. Sein Schild allein war anders als die ihren gewesen: Der Lachs war nicht aufgemalt, sondern tief in den Schildbuckel eingraviert und mit eingelegten blauen Steinen verziert. Breaca hatte den Schild zu ihm bringen wollen, war aber von Gwyddhien und Caradoc energisch daran gehindert worden; der Sonnenaufgang war schon zu nahe, als dass sie es unbemerkt hätte tun können, und das Horn war mit einer solchen Vehemenz erschallt, dass das Schmettern auf der ganzen Insel zu hören gewesen war. Sie befanden sich im Krieg, und die rechte Zeit, sich um die Toten zu kümmern, war später, falls dann noch irgendeiner von ihnen am Leben und fähig war, sich ihrer anzunehmen. Sie hatten Venutios’ Schild stattdessen bei Ardacos zurückgelassen, dem sie sein eigenes Schwert gegeben und geholfen hatten, sich aufzusetzen. Auf seine Bitte hin hatten sie den Schild an seiner Körperseite festgeschnallt, damit sein verletzter Arm nicht sein Tod sein würde. Er hatte gegrinst, als sie gingen, und ihnen sein Leben verpfändet, so wie es ein Krieger tun sollte.
    Der Rest der dreißig formierte sich zu einem sichelförmigen Bogen, so wie sie es auch bei der Jagd getan hatten, nur diesmal mit steileren Flanken - eine Formation, die jedem Einzelnen Schutz durch einen Nebenmann gewährte, aber zugleich auch die Chance bot, im Alleingang anzugreifen und im Kampf Mann gegen Mann militärische Ehren zu erringen. Gwyddhien nahm den Platz in der Mitte ein, wie es ihr Recht war. Breaca hatte auf Grund ihrer mutigen Taten die rechte Flanke bekommen, den nächstgrößten Ehrenplatz. Caradoc war die linke Flanke zugewiesen worden, und er hatte Braint als seine Nachbarin auf der Schildseite haben wollen, hatte sie dann aber Breaca überlassen und stattdessen Cumal genommen, den Silurer, der ihm vor die Füße gespuckt hatte.
    Er und Breaca hatten sich am Rand des Waldes getrennt, unmittelbar vor den ersten Schritten hinaus auf offenes Gelände. Caradoc hatte mit dem Rücken zu dem langsam heller werdenden Horizont gestanden. Die Überreste des Nebels hatten einen dünnen Schleier von winzigen Wassertröpfchen auf seinem Haar und seinen Schultern hinterlassen, und das kalte Morgenlicht ließ jeden Tropfen wie geschmolzenes Metall erscheinen, so silbrig glänzend wie seine Augen. Er war beunruhigt. Breaca konnte es ihm deutlich ansehen, aber nicht die Ursache seiner Besorgnis. Zum ersten Mal seit zwei Jahren stellte sie plötzlich fest, dass sie seine Anwesenheit begrüßte. Sie streckte die Hand aus und berührte mit einer Fingerspitze das Heft seines Schwerts, um den Kriegereid zu erwidern, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Sie hatte dabei kein Wort gesprochen. Sie wusste auch nicht, ob sie in jenem Moment überhaupt ein Wort hätte hervorbringen können, doch sie wurden sowieso von Brock von den Dumonii unterbrochen, der sich seines Platzes in der Reihe nicht sicher war, und als sie ihn beruhigt hatten und er schließlich wieder abgezogen war, war der besondere Augenblick vorübergegangen, und das eigenartige Licht, das Caradoc in Silber gehüllt hatte, war wieder verblasst.
    Sie trennten sich, um ihre Plätze an den beiden Enden der Linie einzunehmen. Im letzten Augenblick, bevor sie endgültig auseinander gingen, hatte Caradoc Breaca plötzlich zurückgehalten und gesagt: »Denk nicht darüber nach, wen du vor dir hast. Wenn wir wirklich den Träumern gegenübertreten, kann es sein, dass das, was du siehst, nicht real

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