Die Herrin der Kelten
brauchen werdet, um die Waffen zu besorgen.« Es war Caradoc, der dies sagte. Und obwohl Breaca bedauerte, dass sie bei dem Einbruch auf seine Hilfe verzichten musste, wusste sie doch, dass er der Einzige war, bei dem sie sich darauf verlassen konnte, dass er den Schwerverletzten schützen könnte.
Sie nickte. »In Ordnung. Wir werden euch unsere Speere dalassen. Wir werden ohnehin genug zu tragen haben, wenn wir zurückkehren, und ihr könnt die Speere hier besser gebrauchen.«
Sie transportierten Ardacos ohne Schwierigkeiten in den Schutz der Felsen. Als sich die beiden Gruppen zu trennen begannen, hob Gwyddhien die Hand, um ihre eigene Gruppe zurückzuhalten. »Moment. Wir brauchen noch ein Signal, um den richtigen Zeitpunkt für das Ablenkungsmanöver zu bestimmen.«
»Warte hier.«
Neun Speere sausten durch die Luft, als Breaca über die Trittsteine im Flussbett sprintete, und ein weiteres Dutzend, als sie wieder zurückrannte. Für sie hatten alle diese Speere den Gestank und den Stil der Coritani, so wie sie sie noch von ihrer Kindheit her in Erinnerung hatte. Sie warf sich hinter den schützenden Felsen und hielt ihre Beute hoch, damit alle sie sehen konnten.
»Das Kriegerhorn.« Es war so lang wie ihr Arm und sanft geschwungen. Die beiden Enden waren mit schlichtem, schmucklosem Silber verziert, und das Horn selbst hatte über die vielen Generationen hinweg einen warmen, durchscheinenden Glanz angenommen, der den ersten kalten Lichtschein der Morgendämmerung einfing und ein Feuer daraus machte, das dem Feuer in Breacas Innerem in nichts nachstand. Sie schlang sich die Lederschnur um den Hals und sagte: »Ich werde das Signal zum Beginn der Schlacht geben, wenn wir die Schwerter haben. Trefft uns dann wieder hier hinter dem Felsen, um eure Waffen abzuholen. Dann werden wir ja sehen, wer Speere schleudert, die sich im Zwielicht verändern.«
»Und davor?«, fragte Gwyddhien. »Du kannst unmöglich das Horn ertönen lassen, wenn ihr das Zeughaus erreicht. Damit wirst du dir viel zu früh Probleme einhandeln.«
Breaca grinste. Die Aussicht auf den Kampf erfüllte sie mit einer prickelnden Erregung, die ihren Schmerz über den Verrat weit in den Hintergrund zurückdrängte. »Hat Airmid dir den Lockruf des quakenden Frosches beigebracht?«
»Ja.« »Dann benutze ihn. Dreimal nacheinander und dann noch dreimal. Wenn der letzte Ruf ertönt, werden wir in das Zeughaus einbrechen. Bete für uns, und wir werden euch Waffen bringen!«
In einem Marschgebiet im Osten quakte ein braunhäutiger Frosch, und seine Gefährtin antwortete ihm. Im fahlen Licht der Morgendämmerung reckte sich eine Hand aus hohem Gras empor und gab ein Zeichen. Zehn Kriegerinnen und Krieger sowie ein Jagdhund glitten bäuchlings und so lautlos wie Eidechsen über den von Tau durchnässten Boden.
Im Lager war alles still. Rauch stieg in dünnen Kräuseln von fast heruntergebrannten Feuern auf. Hunde und Hähne schliefen noch. Eine kleine, aus Steinen erbaute Hütte, deren Dach zum Schutz vor Feuer mit Schiefer gedeckt war, stand in der Mitte zwischen zwei Großen Versammlungshäusern. Die Tür der Hütte war aus Holz und mit Angeln versehen, die dazu neigten, laut zu knarren und zu quietschen, wann immer die Tür geöffnet oder geschlossen wurde - außer diesmal, als eine junge schwarzhaarige Kriegerin der Briganter Fett von einem erlegten Keiler auf die Scharniere schmierte und die Türangeln auf diese Weise zum Schweigen brachte. Drei Gestalten betraten die Hütte, eine von ihnen noch damit beschäftigt, sich das Wildschweinfett von den Händen zu wischen. Im Inneren war es noch finsterer, als die Nacht gewesen war, aber sie hatten schon viele Male geübt, ihre Waffen mit verbundenen Augen zu finden, für einen Anlass, der diesem nicht unähnlich war. Sie machten ihre Schwerter ausfindig, wobei sie jedes Einzelne an der speziellen Form seines Knaufs erkannten, und reichten sie mit dem Heft voran an diejenigen weiter, die draußen vor der Hütte warteten. Ihre Schilde zu finden erwies sich allerdings als schwieriger. Alle trugen Venutios’ Zeichen auf der Vorderseite - der springende Lachs, der sich blau vom eisengrauen Hintergrund abhob -, wohingegen ihre persönlichen Zeichen nur ganz leicht auf Schildbuckel oder Griff eingeritzt waren, zu schwach, um in der Dunkelheit sichtbar zu sein. So wählten sie aufs Geratewohl neunundzwanzig Schilde aus und reichten sie nach draußen, wo das eine, das anders und besonders war,
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