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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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möchte nicht, dass der Hengst dazu verdammt wird, das Leben eines Infanteriepackpferds zu führen.«
    »Corvus würde dieses wild gewordene Mistviech niemals als Geschenk annehmen, selbst dann nicht, wenn du es ihm vermachen würdest. Auf jeden Fall ist die Sache noch nicht vorbei. Gib die Hoffnung nicht auf.« Rufus versetzte der Stute einen freundschaftlichen Klaps aufs Hinterteil, so dass Staub von ihrem Fell aufwirbelte. »Halte dich hier nicht zu lange auf. Sieh lieber zu, dass du zum Exerzierplatz kommst und irgendwas Nützliches zu tun findest. Denn wenn Civilis nicht das Blaue vom Himmel herunterlügt, wird, noch bevor der Kaiser sein Mittagessen beendet hat, etwas Sehenswertes passieren.«
     
    Wenn Civilis jedoch gelogen hatte, dann hatten ihn auf jeden Fall noch mehr Männer als nur Rufus gehört. Bán nahm eine Schaufel und einen Korb mit, um Pferdeäpfel vom Exerzierplatz aufzusammeln, und stellte dann fest, dass ihm schon drei Männer zuvorgekommen waren, die das Gleiche taten, während andere das Stroh im Gras zusammenkehrten und wieder andere ein Brett an der Tribüne reparierten. Gaius hatte sich in Galbas Hauptquartier innerhalb des Lagers der XIV. Legion zurückgezogen, das ein paar hundert Meter weiter flussaufwärts lag. Falls tatsächlich irgendetwas passierte, bestand zwar kaum eine Chance, dass sie es von hier aus sehen würden, aber Bán und seine Kameraden blieben trotzdem weiter auf dem Exerzierplatz, und Perulla hinderte sie nicht daran.
    Während sie arbeiteten, stieg die Sonne über den höchsten Wipfeln des Waldes auf. Es war die schönste Zeit des Tages; das Licht der Sonne brachte für eine Weile Leben in den Fluss und verwandelte ihn in ein glitzerndes Band aus geschmolzenem Silber, das die Bäume an seinen Ufern erhellte, so dass das, was vorher schwarz und bedrohlich gewesen war, plötzlich in sanftem Grün leuchtete und man sich den Wald - wenn schon nicht als einen Freund - zumindest als einen nicht gänzlich unversöhnlichen Feind vorstellen konnte.
    Plötzlich löste die Prätorianische Leibwache, die vor der Tür zu der flussaufwärts gelegenen Unterkunft des Kommandanten postiert war, einen Alarm aus. Die germanische Gardekavalleriebrigade war entlassen worden, was viele derjenigen, die erst so kürzlich in ihr Amt eingesetzt worden waren, zutiefst gekränkt hatte; aber sie hatten sich in ihre Quartiere zurückgezogen und ihre Pferde in den Stall gebracht, um auf weitere Befehle zu warten. Die Ursache des plötzlichen Lärms und der Aufregung war nicht auf Anhieb erkennbar. Galbas Unterkunft war die am besten bewachte in ganz Obergermanien, und nur ein Mann, der um jeden Preis sterben wollte, würde es wagen, einen Anschlag auf sie zu verüben. Trotzdem schien es, dass irgendjemand genau das getan hatte und dass bewaffnete Männer hinausritten, um ihren Kaiser zu verteidigen. Es dauerte jedoch eine Weile, bis die Rekruten auf dem Exerzierplatz, die sich auf ihre Schaufeln und Besen stützten, irgendetwas anderes außer einem Knäuel scharf gerittener Pferde und wild flatternder Umhänge zu sehen bekamen. Einige glaubten, dass die Gardekavalleriebrigade zurückgekehrt sei, aber die trug nicht so viel Rüstung, und sie blitzte nicht so hell und strahlend, und als die Gruppe näher kam, konnte man erkennen, dass an ihrer Spitze Gold leuchtete - dass der Kaiser persönlich vornweg ritt, auf seinem prachtvollen weißen Schlachtross, sein Brustharnisch mit reliefartig eingeprägten Bildern von Alexander geschmückt, sein Pferd mit funkelndem Geschirr aufgezäumt, bei dem jedes metallene Teil außer der Trense aus Gold bestand. Der Mann war kein Reiter; er konnte sich nur mit Hilfe der Zügel im Gleichgewicht halten, und er zerrte so brutal am Zaum, dass Blut aus dem Maul des Tieres troff und sich mit dem schäumenden Speichel vermischte. Bán wandte sich ab und war so derjenige, der die Angreifer als Erster sah.
    »Chatti!«
    Er glaubte, der Aufschrei käme aus seinem eigenen Mund, aber seine Stimme hatte ihre Kraft verloren. An seiner Stelle schrie das gescheckte Hengstfohlen, eine ohrenbetäubende Herausforderung, in der all jene Wut steckte, die das Tier hegte, und ihr damit einen erschütternd menschlichen Ausdruck verlieh. Das Pferd war hinten in den Ställen, doch sein gellendes Wiehern drang so deutlich an Báns Ohr, als ob es ganz in seiner Nähe wäre, und das bloße Geräusch genügte, um die übrigen Rekruten ruckartig zum Fluss herumfahren zu lassen. Sie erbleichten

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