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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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den Stämmen zurückzukehren.«
    Civilis grinste verächtlich, während seine weißen Zähne im Mondlicht blitzten. Sein eigener Schwertgürtel war so blank poliert, dass er sogar die Sterne überstrahlte, und auch er war Offizier der Legionen, wenn auch nur Dekurio einer Hilfskohorte.
    »Wir kämpfen auch heute noch in Reih und Glied«, sagte Bán milde.
    »Natürlich. Die Legionen werden niemals aus diesem Fehler lernen. Denn wenn sie es täten, würde das einem Eingeständnis ihrer Schwäche gleichkommen, und schwach sein darf Rom eben nicht. Aber es wird zumindest auch nie wieder danach trachten, Groß-Germanien - jenen Teil östlich des Flusses - seinem Imperium einzuverleiben. Dank Arminius ist es den Stämmen des Waldes erspart geblieben, unter dem Joch Roms zu leben.«
    »Dasselbe Rom, für das du kämpfst.«
    Civilis hatte die Achseln gezuckt. »Nun ja, die Besoldung ist gut.« Er hatte sich zu Bán vorgebeugt. »Und ich glaube an den Fluss. In unserem Volk heißt es, dass er von Arminius’ Geist erfüllt ist. Solange der Fluss fließt, können Rom und seine Verbündeten nicht in das Land einfallen.«
    Das hatte Bán ihm rückhaltslos geglaubt. Er hatte beobachtet, wie das Böse an dem Mut der Gallier saugte, die ihn von Durocortorum aus hierher begleitet hatten. Männer, die sich für Krieger hielten, oder hofften, Krieger zu werden, verwandelten sich in wimmernde Kinder, wenn sie dazu abkommandiert wurden, die Nacht über paarweise Wache zu schieben. Stoßtrupps, die über die Brücke geschickt wurden, um Bauholz für die neuen Truppenunterkünfte zu schlagen, kehrten bleich und schweigsam zurück und zuckten bei jedem plötzlichen, unerwarteten Geräusch erschrocken zusammen. Aber in einem Armeelager gibt es nun einmal jede Menge plötzlicher, unerwarteter Geräusche. Diejenigen, die mit ihnen in einem Zelt schliefen und später, nachdem die Truppenunterkünfte fertig gestellt worden waren, in einer Holzhütte, verbrachten unruhige Nächte. Bán war der Einzige, dem die unheilvolle Atmosphäre des Flusses nichts hatte anhaben können, da seine Seele sicher und geborgen bei Iccius im Reich der Toten war.
    Dann waren die römischen Legionäre eingetroffen, und gegen Ende des Monats hatte Bán zum ersten Mal miterlebt, wie ein Mann hingerichtet wurde, der dreimal zu desertieren versucht hatte und ebenso viele Male wieder eingefangen und zu seiner Einheit zurückgebracht war. Sein enthaupteter Leichnam war in den Fluss geworfen, und der Rest seiner Kohorte war gezwungen worden, am Ufer zu stehen und zuzuschauen, wie der verstümmelte Körper auf dem grauen, heimtückischen Wasser flussabwärts trieb. Danach waren Vorfälle dieser Art geringer geworden, hatten sich aber nie ganz vermeiden lassen.
    Mit dem Frühjahr war der Schnee getaut, es war wieder möglich geworden zu reisen, und der Fluss war zu einem untergeordneten Problem geworden, eine Sache, die plötzlich eine ebenso nebensächliche Rolle spielte wie die Stechmücken und die Kopfläuse angesichts der sehr viel größeren und greifbareren Bedrohung durch den Kaiser. Die Nachricht war am ersten Tag des Februars eingetroffen. Gaius ist unterwegs. Er wird in zehn Tagen hier eintreffen, um die Legionen zu inspizieren. Er hat seine beiden eigenen Schwestern in die Verbannung geschickt und Marcus Aemilius Lepidus hinrichten lassen, der sein Geliebter war. Er wird jeden Mann töten, der seine Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Und Gaius ’ Opfer sterben eines langsamen und qualvollen Todes.
    Die römischen Soldaten der neuen Legion hatten Gaius aus erster Hand erlebt, und sie waren auch diejenigen, die sich am stärksten vor dem kaiserlichen Besuch fürchteten. Ihre Truppe war während einer Übung auseinander gefallen, als einige der Männer in Panik gerieten, und der Drill hatte erst fortgesetzt werden können, nachdem die Hauptleute ihnen gewaltsam Vernunft eingebläut hatten oder noch größere Angst.
    Bis zu der Zeit, als es darauf ankam, waren sie in Höchstform gebracht worden und hatten den Gipfel militärischen Schliffs erreicht. Gaius war in den frühen Morgenstunden eines klaren, wolkenlosen Tages angekommen, und die beiden Legionen von Moguntiacum hatten in perfekt ausgerichteten Reihen gewartet, während sich die Wintersonne auf ihren Rüstungen spiegelte und Millionen von Lichtfunken auf dem blitzblank polierten Metall entzündete. Zu Ehren ihres Kaisers hatten sie einen Tag mit Übungsmanövern verbracht, und Galba, der Kommandant, war mit

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