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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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liebevollen Kuss auf den Kopf drückte, bevor sie davonging, und er vergaß für eine Weile, dass er gerne ein Krieger sein wollte, und wurde stattdessen ein Kiefernholzschneider und Gehilfe der Träumer, was fast genauso gut war.
    Es war keine schwere Arbeit, aber die Äste waren erst kürzlich von den Bäumen abgehackt worden und sonderten einen klebrigen, dickflüssigen Saft ab, der auf seine Handflächen und Finger tropfte. Der strenge Harzgeruch des Holzes war so stark, dass ihm der Kopf schwamm und die Augen tränten. Er hob eine Hand, um sich mit den Fingern durchs Haar zu streichen, und musste dann feststellen, dass nun auch seine Haare mit dem harzigen Saft verklebt waren. Er fluchte lästerlich, ohne daran zu denken, wo er war. Efnís blickte schockiert auf, und für einen Moment kam es Bán so vor, als sähe er Macha an, wenn sie böse auf ihn war, oder die Großmutter zu jeder Zeit. Dann runzelte Efnís die Stirn und wurde wieder ein Junge oder vielmehr ein junger Mann, der eine neue Verantwortung trug.
    »Ach ja, der Saft. Tut mir Leid, ich hätte es dir vorher sagen sollen. Mir ist beim ersten Mal genau das Gleiche passiert.« Efnís ließ seinen Topf im Stich und kam um das Feuer herum, um sich den Schaden anzusehen. »Halt still. Wenn du deine Hand bewegst, wirst du das Harz nur noch mehr verteilen. Und fass bloß deinen Hund nicht an. Wenn er das Zeug auf sein Fell bekommt, wird er versuchen, es abzulecken, und krank davon werden.«
    Bán saß stocksteif da und fixierte Hail mit einem starren, ermahnenden Blick, der ihn davon abhielt, an dem Topf mit der klebrigen Masse herumzuschnüffeln, solange niemand da war, um ihn zu bewachen.
    Vorsichtig löste Efnís Báns verklebte Haare von seinen Fingern. Er sagte: »Wenn wir nichts unternehmen, wird sich das Harz noch weiter ausbreiten, und deine Haare werden monatelang brettsteif vom Kopf abstehen. Wenn ich die verklebte Stelle jetzt aber herausschneide, wird niemand etwas davon merken, und das Harz wird beseitigt sein. Wir könnten das abgeschnittene Haarbüschel als Opfergabe an Briga im Feuer verbrennen. Wollen wir es so machen? Was meinst du?«
    Bán hatte nichts dagegen. Efnís benutzte Báns Messer, wobei er eine anerkennende Bemerkung über seine Schärfe machte, und schnitt geschickt die verklebte Haarsträhne heraus. Sie legten sie gemeinsam ins Feuer und sprachen dann das Gebet an Briga, das stets mit der Bitte um die Erfüllung eines Wunsches endete. Báns Bitte an die Göttin war dieselbe wie immer: dass er schnell ein Krieger würde. Er schloss dabei die Augen, damit er im Geist das Bild seiner selbst sehen konnte, wie er mit hoch erhobenem Speer und Schild in die Schlacht ritt. Er hatte die Augen noch kaum wieder geöffnet, als er plötzlich die ersten Pferde hörte; es mussten drei Dutzend oder sogar noch mehr sein, die da im Handgalopp den Wanderpfad entlangkamen. Sein Herz machte einen freudigen Hüpfer, und Hoffnung wallte in ihm auf, bis er wenige Augenblicke später das Entwarnungssignal aus dem Bullenhorn seines Vaters erschallen hörte. Er spürte wieder denselben Stich von Enttäuschung wie schon am Morgen, als er nicht mit den Kriegern hatte ausreiten dürfen, aber seine Enttäuschung wurde rasch von dem dringenden Bedürfnis verdrängt, nach draußen zu laufen, um zu sehen, wer da kam. Er war mit einem Satz auf den Beinen, hatte seine lästige Pflicht vollkommen vergessen und wirbelte atemlos vor Aufregung zu dem jungen Träumer herum. »Efnís? Darf ich...?«
    »Hinausgehen und zuschauen? Ja, natürlich. Aber geh langsam. Du hast die harzigen Dämpfe eingeatmet, und dir wird schwindelig sein.«
    Doch Bán rannte bereits davon. Geschnitzte und gemalte Pferde tanzten um ihn herum, als er durch das Versammlungshaus stürmte, und an der Tür gesellten sich noch andere Bilder und Symbole dazu. Die Bärin seines Vaters war da und Machas Zaunkönig und auch der in leuchtenden Farben gemalte Sonnenhund, der Cassivellaunos’ Zeichen gewesen war, als er seine letzte Schlacht am Ufer des Flusses geschlagen hatte. Bán war genau rechtzeitig an der Tür. Die Krieger der Eceni kamen gerade aus dem Wald herausgaloppiert, eingehüllt in flirrendes Sonnenlicht und den blendenden Glanz von Gold und Kupfer. Es waren Hunderte - wenn nicht sogar Tausende; sämtliche Speerkämpfer, die die Eceni aufbieten konnten, und noch zahllose andere aus anderen Stämmen. Breaca ritt an der Spitze des Trupps; sie saß trotz ihrer Wunden kerzengerade im Sattel,

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