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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Fragen zu stellen, auf die sie Antworten brauchten. Bán war nicht mit den anderen am Flussufer. Sein Geschenk war anderer Art. Breaca war wie versprochen noch einmal zu ihm gekommen und hatte ihm geholfen, das Stutenfohlen und seine Mutter herzurichten, aber die Übergabe der beiden Tiere war einzig und allein seine Aufgabe. Die Ältesten würden ihm ein Zeichen geben, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Als die Sonne höher über dem Horizont aufstieg, hob die ältere Großmutter ein Horn an die Lippen und blies kräftig hinein. Die Menschen wichen vom Flussufer zurück und formierten sich in einem Halbkreis um eine kleine Gruppe von Großmüttern und Ältesten, die sich in der Mitte versammelt hatten. Togodubnos wurde aufgefordert, sich zu ihnen zu gesellen, und, nach einem Moment, auch Amminios. Beide trugen ihren Sonnen-Umhang und ihren Torques. Beide waren dabei beobachtet worden, wie sie dem Fluss Armreifen aus massivem Gold übergaben.
    Bán kam auf ein gesondertes Signal hin. Er marschierte vorwärts, während er die Stute auf seiner Schildseite führte und das graubraune Fohlen auf seiner Schwertseite, so wie er es gelernt hatte. Beide Tiere gingen folgsam mit ihm, als ob sie sich bewusst wären, dass aller Augen auf ihnen ruhten. Die Leute traten zurück, um eine Gasse zu bilden, durch die Bán mit seinen Pferden schritt. Es gehörte sich nicht, am Tag der Götter in laute Beifallsrufe auszubrechen, doch jeder Erwachsene trug ein Messer im Gürtel, und die meisten hatten zufällig einen Stock oder ein kleines Holzscheit von den Feuerholzstößen mitgenommen, als sie zum Flussufer aufgebrochen waren. Der Lärm, den sie jetzt machten, als sie mit ihren Messerklingen auf das Holz schlugen, war der von aus der Schlacht heimkehrenden Kriegern, die mit ihren Schwertklingen auf ihre Schilde trommelten, zum Zeichen dafür, dass sie gesiegt hatten. Das Trommeln begann leise und schwoll dann in Wellen zu einem Donnern an, so ohrenbetäubend laut, dass die Stimme eines einzelnen Jungen völlig darin unterging. Die Ältesten ließen den Beifallssturm brausen, bis der Zeitpunkt gekommen war, dann hob die Großmutter erneut ihr Horn an die Lippen und ließ es zum dritten Mal erschallen. Die Stille, die sich danach auf die Versammlung herabsenkte, schmerzte fast noch mehr in den Ohren, als es der Lärm getan hatte.
    Bán fühlte sich innerlich vollkommen leer, als ob seine Seele noch immer am Feuer säße und nur sein Körper sich bewegte. Er führte die Stute und das Fohlen die letzten paar Schritte vorwärts und blieb dann vor den Ältesten stehen. Die ältere Großmutter stand kerzengerade da. Ihre Augen waren weiß im Sonnenlicht, als ob sie mit Stutenmilch übergossen wären. Die anderen hinter ihr standen steif und mit steinernen Mienen da. Nur Togodubnos lächelte; es war ein warmes Lächeln mit einer Spur von Trauer, so wie er am Feuer gelächelt hatte. Amminios’ Lächeln war pures Gift, nur gemildert durch drei tiefe, blutige Kratzspuren auf einer seiner Wangen. Bán hatte nur Dubornos als Beispiel dafür, wie es war, einem anderen Menschen Schmerz zuzufügen und Freude dabei zu empfinden. Als er jetzt allein vor seinem Feind stand, dämmerte ihm die Erkenntnis, wie oberflächlich diese Erfahrung war. Einen flüchtigen, verzweifelten Moment lang fragte er sich, ob es nicht vielleicht barmherziger wäre, sein Messer aus dem Gürtel zu ziehen und das Fohlen jetzt, vor der versammelten Menschenmenge, mit einem einzigen sauberen Stich zu töten.
    »Bán, Sohn der Macha, Hasenjäger und Pferdeträumer...« Die Großmutter trat einen Schritt vor. Sie hatte noch nie zuvor seinen vollen Namen gebraucht. So weit er sich erinnern konnte, hatte sie ihn überhaupt noch nie mit seinem Namen angesprochen, und jetzt verlieh sie ihm auch noch Titel, die er nicht verdient hatte. »Du bist vor uns erschienen, um dich zu entschuldigen und dein Geschenk, das Geschenk der Götter, einem Mann zu überreichen, der es im Namen der Götter annehmen wird. Tu es jetzt!«
    Um Bán herum drehte sich plötzlich alles, und er fühlte sich wieder so seltsam benommen wie am Tag zuvor im Versammlungshaus. Amminios blickte voller Unbehagen drein; er hatte nicht damit gerechnet, an Stelle der Götter zu stehen.
    Die Übergabe erfolgte rasch. Breaca hatte Bán zuvor die richtigen Entschuldigungsworte gesagt und ihm die Art und Weise erklärt, wie er sein Geschenk zu übergeben hatte. Auf einen Stups von seinem Bruder hin trat Amminios vor, um die

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