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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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ärgern.«
    Airmid saß ganz in seiner Nähe, damit beschäftigt, Tonerde und Malvenwurzeln in einem Mörser zu zerstoßen, den sie zwischen den persönlichen Habseligkeiten der Großmutter aufgestöbert hatte. Bán betrachtete Airmid verstohlen. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass ihre Worte nicht das bedeuteten, was sie zu bedeuten schienen. Sie maß ein Stück gewaschener Malvenwurzel ab, schnitt sie in kleine Stücke und ließ sie in ihren Mörser fallen, wobei sie laut mitzählte. Als die Menge genau richtig war, fuhr sie fort, die Mischung zu zermahlen. Ohne aufzublicken, sagte sie: »Dein Freund dort drüben. Der mit den dünnen Haaren. Es wird ihn noch tiefer treffen, wenn du dich von ihm nicht zu einem Kampf provozieren lässt.«
    Bán riskierte keinen Blick auf Dubornos. Es stimmte, dass der Junge dünnes Haar hatte; wenn es nass war, hing es ihm wie wirre, magere Rattenschwänze in den Nacken, aber das war nicht weiter verwunderlich, denn sein Vater hatte ebensolches Haar. Es war der Rest von dem, was Airmid gesagt hatte, der Bán zu schaffen machte. »Er ist nicht mein Freund«, erklärte er.
    »Weiß er das?«
    Er zuckte die Achseln, so wie er es seinen Vater angesichts von Gefahr hatte tun sehen. »Jetzt weiß er es bestimmt.«
    »Gut. Dann wirst du es nicht erst beweisen müssen. Sie sind zu viert, und sie sind alle doppelt so alt und doppelt so kräftig wie du. Sie werden dich in Stücke reißen, und du wirst dich niemals gegen sie behaupten können. Warte lieber, bis es Hail wieder besser geht, und dann zeig ihnen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Er wird dich nicht im Stich lassen. Ich war dabei, als er geboren wurde; die Großmütter wussten schon lange, bevor du dort auftauchtest, dass sie die Geburt des besten Jagdhundes erlebt hatten, den Macha jemals gezüchtet hat. Sie hatten nur keine Ahnung, was sie unternehmen sollten, bis du mit deiner Vision hereinmarschiert kamst. Lass deinen Hund erst einmal wieder gesund werden, und dann richte ihn ab und zeig den Jungen, dass er der Beste ist. Das wird sehr viel besser sein, als dich auf einen Kampf mit ihnen einzulassen, den du nur verlieren kannst.«
    Airmid hob den Blick von ihrer Schale und strich sich mit dem Handrücken eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn. Bei dieser Bewegung rutschte der Ärmel ihrer Tunika bis zu ihrer Armbeuge hinauf, und dadurch wurde plötzlich das Zeichen des Froschfußes - das Symbol, über das Dubornos so schonungslos gespottet hatte - auf der Innenseite ihres Ellenbogens sichtbar. Bán hatte es noch nie zuvor gesehen. Es hatte nicht die grelle, beißende Farbe, die er sich in seinen schrecklichsten Vorstellungen ausgemalt hatte, sondern war von einem tiefen Blaugrün, ähnlich wie Grünspan auf Kupfer, und in Form von kleinen Punkten an der Stelle eintätowiert, wo es ihrem Herzen am nächsten sein würde. Er starrte viel zu lange auf die Tätowierung, und als er wieder aufblickte, merkte er, dass Airmid ihn beobachtete und wusste, worauf er gestarrt hatte. Es schien wahrscheinlich, dass sie auch wusste, welche Gedanken ihm dabei durch den Kopf gegangen waren. Er hob den Blick zu ihrem Gesicht. Ihre Augen waren klar und grau, so grau wie die Wolken, wenn es regnete. Ihr Lächeln war freundlich und offen, ganz ohne die Spur von Ironie wie zuvor. Er dachte wieder daran, wie es war, an das Wasser gebunden zu sein, und er spürte, wie seine Meinung von Airmid plötzlich in das genaue Gegenteil umschlug. Breaca hatte Recht gehabt: Airmid war nicht verrückt. Bei der Erkenntnis, wie falsch seine bisherigen Ansichten über Airmid gewesen waren und wie sehr er ihr damit Unrecht getan hatte, bildete sich ein Kloß in seiner Kehle, und er musste hart schlucken. Als er hektisch versuchte, irgendein anderes Gesprächsthema zu finden, stellte er plötzlich fest, dass sein Wasser kochte, und er wies Airmid darauf hin.
    »Gut«, sagte sie. »Setz dich hierher und rühr weiter die Paste um, ich werde mich inzwischen um das Wasser kümmern.«
    Unter dem verächtlichen Gejohle des aus sicherer Entfernung zuschauenden Dubornos tauschte Bán mit ihr den Platz, um den Mörser und den Stößel zu übernehmen, während Airmid ihren Tragesack hochhob und den Inhalt in das Gras zwischen ihnen entleerte. Ein Durcheinander von verschiedenen Pflanzen fiel heraus, die Hälfte davon mit breiten, ovalen Blättern, langen, stacheligen Stängeln und glockenförmigen Blüten von der Farbe von Stutenmilch, die dichte Dolden bildeten. Der

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