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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Statuen . . . Ich bin vielseitig interessiert.«
    Er machte sich über sie lustig. Gut, sollte er doch. Mal sehen, ob sie ihm den Hochmut nehmen konnte.
    »Dann frage ich Euch, Graf: Könnt Ihr Statuen und Perlen essen?«
    »Hä?«, rief der Graf verdutzt.
    »Die Männer, die ich mitgebracht habe, sind zu keinem anderen Zweck hier, als in diesem Augenblick die gesamte Ernte Eurer Grafschaft zu verwüsten. Oh, keinem Bauern wird ein Haar gekrümmt, aber ich fürchte, in wenigen Monaten wird es hier eine entsetzliche Hungersnot geben. Und wie Eure braven Bürger erst darauf reagieren werden . . .«
    Er grinste nervös. »Ihr haltet mich zum Narren.«
    Sie ging zu einem der Fenster und streckte, die eleganten Gesten des Grafen imitierend, den Arm hinaus. »Seht!«
    Die Hügel der Grafschaft glühten in der Sommerhitze, nur die Wälder in den Tälern verhießen Kühlung. Weiter entfernt erstreckten sich fruchtbare Ebenen, die mit ihren Ernteerträgen bei Korn, Kohl und Rüben den Wohlstand Camerinos begründet hatten und bis heute erhielten. Dort, am Horizont, stiegen zwei dunkle Rauchwolken in den Himmel, und eine dritte entwickelte sich gerade. »Die Kornernte!«, rief er entsetzt. »Seid Ihr des Wahnsinns?«
    Sie redete nun bewusst so blasiert wie er zuvor. »Wenn Tatendrang Wahnsinn ist . . .«
    »Ich werde Eure Männer verjagen.«
    »Ja, aber bis dahin ist Eure Grafschaft ein Inferno.«
    »Und Euch werde ich in den Kerker meiner Burg werfen.«
    »Ein schwaches Weib? Im ganzen Land wird man über Euch lachen.«
    »Ich werde behaupten, Ihr seid mit dem Teufel im Bunde.«
    »Wenn Ihr meint, dass Eure Bauern davon satt werden . . .«
    Der Graf blickte ratlos über sein Land. Die dritte Rauchsäule stieg schwarz in den Himmel. Bei der vorherrschenden Trockenheit waren drei Brände bereits ein Desaster, noch mehr wären eine Katastrophe. Allein die Steuerausfälle . . .
    Einer seiner Leute platzte herein. »Herr! Seht, die Felder!«
    »Ich weiß«, entgegnete er gereizt.
    »Aber Herr, sollen wir nicht ausreiten und die Brandstifter fangen?«
    Der Graf von Camerino sah Marocia an, die es sich auf einem Diwan gemütlich machte und den Weinkelch gelassen in der Hand schwenkte. Sie war ihm ausgeliefert – und doch auch wieder nicht. Bis er ihre über die Grafschaft verteilten Gefolgsleute unschädlich gemacht hätte, wäre es schon zu spät. Nur sie selbst konnte die Brandstifter zurückhalten.
    »Hinaus«, fauchte er den Offizier an.
    »Aber Herr . . .«
    »Verschwinde, sage ich.«
    Als sie wieder unter sich waren, versuchte der Graf, seine Fassung wiederzuerlangen. Er strich mit dem Finger seinen Bart entlang, räusperte sich und gewann den blasierten Ausdruck seiner Augen wieder, als er sagte: »Ihr macht Euch nicht das geringste Gewissen aus dieser Brandstiftung, nicht wahr? Meine Bauern werden leiden . . .«
    »Nicht doch, Graf. Diese Gefühlsduselei steht Euch nicht.«
    Sie nahm einen Schluck, und der Graf bedauerte, den Wein nicht vergiftet zu haben. Allerdings hätte das seine Probleme auch nicht gelöst.
    »Zum Geschäft also«, schlug er vor.
    »So gefallt Ihr mir schon besser. Es ist simpel: Hungersnöte bringen Aufstände, und Aufstände kosten Geld, viel Geld. Ich hingegen will kein Geld, sondern Waffenträger, die Ihr ohnehin schon habt. Mein Feldzug kostet Euch wenig.«
    »Und die römische Schatztruhe?«
    »Könnt Ihr behalten. Theodora braucht sie ohnehin nicht mehr lange.«
    »Gut. Dreihundert Bewaffnete kann ich bieten.«
    »Sechshundert.«
    »Unmöglich. Fünfhundert.«
    »Aber voll ausgerüstet. In einer Woche.«
    »Meinetwegen.«
    So also machte man in Italien Geschäfte, dachte Marocia und fand Gefallen daran. Sie und der Graf hoben den Kelch und tranken sich zu.

    Als Marocia eine Stunde später im provisorischen Lager der Soldaten einritt, gab sie sogleich Anweisung, die entzündeten Holzscheite zu löschen. »Sie haben ihren Zweck erfüllt.« Die Soldaten, die anfangs noch Angst gehabt hatten, in einen sinnlosen Kampf gegen die Feste geschickt zu werden, gaben jetzt Hochrufe auf ihre Herzogin von sich. Nicht ein einziger Halm des wichtigen Korns war verbrannt.
    Der Hauptmann ging auf Marocia zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Ist der Bote nicht geblieben?«, fragte sie.
    »Nein, Durchlaucht, nur diesen Brief hat er abgegeben.«
    Marocia brach das Siegel, ihre Augen tanzten über das Papier, hellten sich auf, strahlten schließlich. Noch während sie das Schreiben ein zweites Mal las, gab sie

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