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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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dem Hauptmann weitere Anweisungen. »Führe den Tross nach Spoleto zurück, und melde dem Herzog, dass der Graf von Camerino in den nächsten Tagen fünfhundert Mann schicken wird.«
    Sie sah dem Offizier jetzt direkt in die Augen. »Und richte ihm bitte außerdem aus, dass ich bald nachkomme. Sag ihm . . . sag ihm, ich sei noch kurz nach Assisi geritten.« Der Hauptmann stellte keine Fragen und nickte Marocia verständig zu. Er würde die Botschaft genauso ausrichten, wie sie ihm aufgegeben war, obwohl er wusste, dass das Ziel seiner Herzogin nicht Assisi sein konnte, denn sie ritt in anderer Richtung davon.

    Der alte Kaiserpalast in Ravenna war wohl das unheimlichste Gebäude Italiens. Im Jahre 402, nur wenige Jahrzehnte vor dem Untergang des Weströmischen Reiches, hatte Kaiser Honorius die Hauptstadt von Rom nach Ravenna verlegt. Barbarische Horden, allen voran die Vandalen, waren zu jener Zeit regelmäßig in Italien eingefallen, und Ravenna war, umgeben von Sümpfen, von der Landseite her kaum zu erobern. Auch unter den Ostgoten im sechsten Jahrhundert blieb Ravenna Hauptstadt Italiens, später jedoch sank es wieder in die politische Bedeutungslosigkeit. Es blieben nur die riesenhaften Fassaden der Paläste und Mausoleen, Gebäude ohne Inhalt, ohne Möbel oder Menschen, gespenstisch leer, nur bewohnt von den Figuren und Tieren, die auf den verbleichenden Mosaiken der Wände dargestellt waren.
    Hugo hatte diesen verlassenen Palast mit Bedacht als Treffpunkt gewählt. In der schönsten der Hallen hatte er eine Überraschung für Marocia vorbereitet. Die durch Öffnungen in der Decke breit hereinströmende Sonne fiel auf die blauen und grünen Mosaike mit Motiven des Meeres und tauchte den riesigen Raum in ein türkisfarbenes Licht. In seiner Mitte leuchtete die weiße Seide eines Prunkbettes.
    »Hier gehören wir hin«, flüsterte er Marocia zu, als sie sich in die Arme fielen. »Zwei außergewöhnliche Menschen in einer ebenso außergewöhnlichen Umgebung.«
    Sie sah sich um und nickte anerkennend. »Erfolgreicher Diplomat, siegreicher Feldherr – und nun auch noch Geliebter mit Fantasie. Verrate mir, was du nicht kannst.«
    »Anständig verlieren!«, rief er und warf sich mit ihr auf das Bett, küsste sie, umschloss sie mit seinen Armen. Dann griff er hinter sich und holte einen Krug Wein und zwei goldene, mit Rubinen besetzte Kelche hervor. »Das haben sich zwei Sieger, wie wir es sind, verdient.«
    Hugos bisherige Leistungen beeindruckten Marocia tatsächlich. Sie hatte mit einem längeren Feldzug gerechnet. Vor allem, dass er Berengar in die Enge und schließlich in den Tod getrieben hatte, kam ihr vor, als hätte Hugo sich in ihrem Namen gerächt. Trotzdem riet ihr Verstand, nicht übermütig zu werden.
    »Noch haben wir nicht gewonnen«, erinnerte sie ihn. »Es kann eine Menge passieren, bevor du in die Petersbasilika stolzierst, mein Lieber.« Sie schüttelte ihr langes schwarzes Haar auf und strich es anschließend mit den Händen nach hinten. Hugos Blicke verfolgten jede ihrer Bewegungen, streiften ihren Körper auf und ab und musterten ihre hellbraune Haut und die sich durch den engen Stoff abzeichnenden rundlichen Hüften. Er hatte immer schon eine Neigung für reife Frauen gehabt. Schön mussten sie sein und möglichst klug und willensstark. Marocia war alles das, doch da war noch mehr. Was ihn an ihr besonders anzog, war die Aufsässigkeit gegenüber Konventionen, die Bereitschaft, die Welt auf den Kopf zu stellen. Sie war perfekt. Mit ihr wäre alles möglich. »Lass deine Ehe annullieren, und heirate mich«, hauchte er und massierte eine ihrer Brüste.
    Sie verschluckte sich am Wein, und als sie wieder halbwegs sprechen konnte, sagte sie: »Und mit welcher Begründung? Bitte, Heiligkeit, ich möchte die dreizehnjährige und mit zwei Kindern gesegnete Ehe mit Herzog Alberic aufgeben, um einen exkommunizierten Aufrührer zu heiraten?«
    »So in etwa habe ich mir das gedacht«, lachte er, und Marocia stimmte darin ein.
    Er begann, Marocias vom Ritt staubige Kleidung langsam auszuziehen und sein eigenes Hemd aufzuknöpfen. »Ich will ein Kind von dir, eines mit braunem Haar, kräftigem Ausdruck und dunklen Augen, also allen Attributen eines gewissen exkommunizierten Aufrührers.«
    Sie zog ihn wortlos an sich, vergrub seinen Kopf zwischen ihren Brüsten und vertiefte sich in den bläulichen Schimmer der Mosaike.

    Die Aurelianische Mauer war ein beeindruckendes Wehrwerk. Dreihundertfünfzig Türme

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