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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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besticken? Zwei bis drei Tropfen töten langsam, mehr töten schnell.«
    »Und wie viele . . . ich meine, wie soll ich . . .«
    »Schnell«, bestimmte Desiderius.
    »Und wen?«
    »Beide.«
    Gratian schluckte hörbar. »Ihr meint, Herzog und . . .«
    »Herzogin.«
    »Das kann ich nicht, ich meine, ich würde es schon tun, aber mir . . . mir fehlt schlicht die Gelegenheit.«
    Desiderius schob seinen Kopf ganz nahe an Damiane heran. »
Sie
muss es tun«, befahl er. »Und zwar so rasch wie möglich. Schaffst du das?«
    Damiane sah das bösartige Glitzern in seinen Augen, seine ganze Verachtung für Gratian, für sie, für das Leben schlechthin. Desiderius würde jeden umbringen, wenn es ihm nützte, auch Freunde, Weggenossen, ja vermutlich seine eigene Mutter. Bei dem Gedanken, ihm noch einmal zu Diensten zu sein, erschauerte sie. Es war das Schlimmste, was Gratian von ihr verlangen konnte.
    Sie nickte.
    Desiderius klopfte ihr und Gratian zum Abschied auf die Schulter. »Viel Glück,
Kardinal
«, sagte er. »Sobald der Tod des Herzogspaares die Koalition gegen Rom zersprengt hat, ist deine Ernennung durch den Papst sicher. Du bekommst eine prächtige Villa auf dem Esquilin, und ihr beide könnt dort sicher und zufrieden leben.«
    Ebenso schnell, wie er gekommen war, verschwand er auch wieder. Gratian ließ seinen schweren Körper ins Stroh fallen. Er seufzte einige Male, aber es klang nicht bedrückt, sondern eher erleichtert, so als atme er alle Sorgen und Ängste der letzten Monate aus. »Kardinal – eine Villa – unser Zusammenleben. Zwanzig Jahre fast haben wir daran gearbeitet.«
    Damiane schwieg. Sie hörte auf das beruhigende Rascheln des Strohs und das leise Gurren verschlafener Tauben. Langsam öffnete sie das Stalltor. Draußen sangen die Zikaden ihre nächtlichen Lieder, und der Geruch von Pferden und Ziegen vermischte sich mit dem des Hafers. Eigentlich hatte sie nie mehr gewollt als das hier, und merkwürdig, dass sie ausgerechnet auf einem Gehöft, wie es ihr immer vorschwebte, diesen Traum begraben musste. Manchmal wünschte sie, in ihrer Heimat im Taunus geblieben zu sein, doch dann wäre sie ja nie auf Gratian getroffen . . .
    »Was ist denn, Liebste?«, fragte Gratian sanft und umfasste sie von hinten. Als sie nicht antwortete, stieg eine böse Ahnung in ihm hoch. »Du wirst doch nicht plötzlich schwankend werden?«
    Ihre Schultern strafften sich. Stolz hob sie den Kopf und sah Gratian liebevoll in die Augen. Sie streichelte über seine vollen Wangen, über sein hängendes Kinn und die Haare, die ebenso wie ihre im Laufe der Jahre grau geworden waren. »Nein«, hauchte sie. »Nein, ich werde das Gift einsetzen.«

24
    Marocia sorgte sich um Damiane. Seit das Heer vor zwei Tagen das Lager aufgeschlagen hatte, sah ihre Hofdame blass und müde aus, und der bittere Zug um Damianes Mundwinkel, den sie schon seit einiger Zeit bemerkt hatte, verstärkte sich noch. Marocia vermutete dahinter einen Zwist mit Gratian, und sie versuchte ihre Vertraute zu trösten.
    »Jeder Kummer vergeht einmal«, sagte sie, als sie mit ihr allein im herzoglichen Zelt saß. Alberic war mit Guido zu einer Inspektion der Belagerungsgeräte losgezogen. »Vor allem Liebeskummer.«
    Damiane wich Marocias Blick aus und zuckte mit den Schultern. »Mein Kummer dauert schon so lange . . .«
    Marocia seufzte. Sie erinnerte sich noch sehr gut an die Jahre, in denen sie so verzweifelt gewesen war wie Damiane jetzt. »Wir Frauen leiden zwar länger als Männer, aber dafür lernen wir aus unseren Fehlern.«
    Damiane fiel Marocia plötzlich um den Hals. »Ihr seid immer so gut zu mir gewesen«, schluchzte sie. »Mir . . . mir tut alles so Leid.«
    »Liebes«, klopfte Marocia ihr auf den Rücken wie einem Kind. »Liebes, du bist ja völlig verwirrt. Nichts muss dir Leid tun. Ich kann gar nicht mit ansehen, wie du leidest, während ich so glücklich bin. Also hör auf damit, bitte.«
    Damiane trocknete sich die Tränen und lächelte Marocia schwach an. »Ihr seid also glücklich, ja?«, schniefte sie. »Wegen des Feldzugs?«
    »Auch«, bestätigte Marocia. »Aber da ist noch etwas anderes . . .«
    »Ein Mann?«
    Marocia nickte. »Im Grunde bin ich in einer ähnlichen Lage wie du. Vor Gott und der Gesellschaft ist der Mann derzeit unerreichbar für mich. Nur im Verborgenen können wir . . .«
    In diesem Moment kam Alberic in das Zelt, völlig erschöpft von seinem Rundgang und mit dem gräulichen Staub der Ebene auf seinem Gesicht. Er warf einen

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