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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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doch?«
    Der Herzog räusperte sich. »Nun ja«, hüstelte er und fingerte an seinem Helm herum. Er hatte seinem Sohn nie etwas Derartiges erzählt, aber der Junge vermutete wohl einfach, dass ein Herzog von Spoleto gar nicht anders konnte, als solche Heldentaten zu vollbringen. Eine glückliche Fügung enthob ihn zu seiner großen Erleichterung einer Antwort, denn Gratian betrat den Raum.
    »Bischöfliche Gnaden!«, rief Marocia. »Was führt Euch von Ravenna hierher?« Marocia fiel der Blick auf, den Gratian und Damiane miteinander tauschten. Sie ahnte schon seit einigen Jahren, dass die beiden eine geheime Liebschaft verband, doch Damiane wiegelte ihre diesbezüglichen Fragen ab und gab außer verschämten Andeutungen nichts von dieser Beziehung preis. Nun, selbstverständlich wusste Marocia, dass Gratian ihrem Erzfeind Desiderius nahe stand, aber ebenso war sie sich der Loyalität Damianes gewiss.
    »Gibt es Nachrichten aus dem Norden?«, fragte sie Gratian.
    »In der Tat.« Er ließ sich von den beiden Kindern und Damiane den Ring küssen, während er berichtete. »Die Belagerung des Königs – Verzeihung, Berengars – währte nicht lange. Er wagte einen Ausfall aus Cremona, der ihm auch unter schweren Verlusten gelang.«
    »Setzen wir uns doch«, unterbrach Marocia gut gelaunt und gab dem Diener ein Zeichen, dass er Wein und Speise bringen sollte. Gratian ließ sich auf den Stuhl fallen und rieb sich in Erwartung eines deftigen Essens den Bauch.
    »Berengar«, erzählte er weiter, »gelangte also bis in seine Residenzstadt Verona. Er versuchte rasch, neue Truppen auszuheben, aber ihm blieben nur vier Tage, dann stand Hugo von Vienne abermals vor den Toren, und wenig später stieß das Heer Guidos von Toskana hinzu. Beide Seiten bereiteten sich auf eine Schlacht vor.«
    »Es hat eine Schlacht gegeben?«, rief Alberic entsetzt. »Wie ist sie ausgegangen?« Das Herzogspaar, die Kinder und Damiane, jeder richtete seinen Blick auf den Geistlichen.
    Ein Diener deckte zwei Holzplatten mit Speisen auf. Gratian sog den Duft des frisch gebackenen Brotes ein, leckte sich die Zunge und schnitt hastig zwei daumendicke Scheiben des Laibs ab. Dann stach er mit dem Messer in einen runden, goldgelben Käse und holte ihn sich auf seinen Teller.
    »Bischöfliche Gnaden«, mahnte der Herzog. »Was ist nun mit der Schlacht?«
    »Verzeihung. Ich hatte ganz vergessen . . . Die Halbbrüder Guido und Hugo stritten vor Verona darum, welche Taktik einzuschlagen wäre. Der Markgraf wollte Berengar freien Abzug gewähren, wenn er eidlich auf seine Thronansprüche verzichtete, während Hugo von Vienne für sofortigen Angriff und erbarmungslose Eroberung plädierte.«
    Jeder im Raum hing an seinen Lippen, aber Gratian biss ein Stück vom Brot ab, stopfte sich ein Stück Käse nach und spülte alles mit einem gehörigen Schluck des schweren, schwarzroten spoletanischen Weines nach. »Noch während sie stritten«, fuhr er endlich fort, »wurde Berengar von einem seiner Vasallen heimtückisch im Bad ermordet.«
    »Er hat es geschafft!«, rief Marocia und trommelte mit der Faust auf den Tisch. »Das ist ein wunderbarer Tag.«
    Alberic zog ein langes Gesicht. »Was meinst du mit:
Er
hat es geschafft?
Sie
haben es geschafft, es sind zwei, wie du weißt.«
    Marocia rollte die Augen. »Er, sie – was spielt das für eine Rolle. Wichtig ist: Rom steht allein. Wir müssen nur noch vorrücken, und zwar schon in dieser Woche, damit die Byzantiner nicht mehr eingreifen können.«
    Alberics beleidigte Miene, als sie Hugo zum Sieger proklamiert hatte, konnte ihr nicht die Freude verderben. Schon als Kind hatte sie von einem Sieg über Theodora und Byzanz geträumt, als junge Frau neben Sergius und später neben Alberic dafür gestritten, und selbst in den letzten, stillen Jahren die Hoffnung nie aufgegeben. Ihr war klar, dass noch ein gefährlicher Kampf vor ihnen allen lag, und doch konnte sie in diesem Augenblick ihre Fantasie kaum zügeln, wie eine Ära unter Hugo aussehen würde und welche Rolle sie selbst dabei spielen könnte.
    Doch dann gelang es dem Herzog doch noch, ihr die Laune zu verderben. »Wir können nicht abmarschieren«, weckte er sie aus ihren Gedanken. »Nicht diese Woche.«
    »Ich verstehe nicht«, sagte sie verblüfft. »Ich habe die Truppen doch gesehen, sie stehen bereit.«
    »Es ist erst die Hälfte der Stärke zusammengezogen, die wir benötigen würden, um gegen Rom zu ziehen.«
    »Wo, zur Hölle, ist die andere

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