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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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die Menschen«, korrigierte er. »Wir alle, Theodora, müssen uns jeden Tag aufs Neue entscheiden, wohin wir wollen, wem wir dienen, was wir begehren. In jedem Wunsch, den wir haben – selbst dem harmlosesten –, kann bereits die Versuchung liegen, Böses für seine Erfüllung zu tun. Ich weiß, wovon ich spreche: Manchmal wünsche ich mir so sehr den Frieden, dass ich bereit wäre, die halbe Welt dafür zu zerschmettern, hätte ich die Macht dazu.
Das
ist unsere eigentliche Prüfung, Theodora. Auch du hast die Kraft, sie zu bestehen, doch du musst sie auch nutzen.«
    Theodora ließ zu, dass seine Hand sich beschützend über die ihre legte. Ihre Lippen zitterten, und es schien, als versuche sie eine Antwort zu formen. In diesem Augenblick kam Marocia in die Krypta gerannt. »Pater, Mutter!«, rief sie. »Da seid Ihr also. Vater sagt, die Soldaten der Herzogin sind in Rom. Sie selbst ist auch mitgekommen. Der Aufstand ist vorbei. Wir können nach Hause.«
    »Danke, mein Kind«, antwortete der Pater. »Wir kommen gleich.« Er wartete, bis Marocia die Krypta wieder verlassen hatte und die gleiche intime Atmosphäre eingekehrt war, die vorher geherrscht hatte. »Das Gericht der Herzogin wird erbarmungslos sein«, hauchte er. »Sie ist für ihre Härte gegenüber Versagern bekannt, und es scheint, als hätten die hohen Beamten sich in den vergangenen Tagen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Dein Mann braucht dich jetzt. Es ist eine hervorragende Gelegenheit, ihm alles zu erzählen und mit Gottes Hilfe ein neues Leben zu beginnen. Du könntest deine Kinder lieben und . . .«
    »Wisst Ihr«, unterbrach sie ihn, »dass es Zeiten in den letzten Jahren gegeben hat, in denen ich Euren Namen verdammt habe?«
    Pater Bernard schluckte, und zum ersten Mal wandte er seinen Blick von Theodora ab, hinein ins Dunkel des tiefen, scheinbar unendlich langen Raumes.
    »Ja, verdammt«, bestätigte Theodora. »Ihr habt mir durch Eure Lehren erst das Gefühl gegeben, etwas Unrechtes zu tun, wenn ich nach Einfluss strebe oder nach Reichtümern verlange, oder wenn ich einfach bewundert werden will. Es kostet mich heute noch viele wache Nächte, meine Bedenken dagegen einzuschläfern, und das ist allein Eure Schuld.«
    Er sah sie wieder an. Seine Augen funkelten im Licht der Fackel. »Das ist ein gutes Zeichen, Theodora.«
    »Es ist ein Fluch«, widersprach sie. »Wenn ich zu Gott um eines bete, dann darum, dass er mich loslässt.«
    Theodora stand auf und sah ihren alten Lehrer mit ebenso ernster wie trauriger Miene an. Ihre Mundwinkel zuckten, als ziehe eine unsichtbare Kraft mit Fäden daran. »Ich möchte, dass Ihr meine Kinder fortan unterrichtet, ehrwürdiger Vater. Vielleicht habt Ihr bei ihnen mehr Erfolg als bei mir. Mehr ist nicht zu sagen.«
    »Theodora . . .«
    »Nein, Vater«, unterbrach sie ihn. »Es ist zu spät. Ich kann nicht anders.«

3
    Der päpstliche Thronsaal im Lateran war hell erleuchtet, obwohl die Nacht schon vor Stunden hereingebrochen war. Ein heftiger Frühlingswind, der sich durch die kleinen Rundbogenfenster Einlass verschaffte, ließ die Fackeln zucken und die Gewänder der Edlen wehen. Ageltrudis saß auf dem schweren goldenen Thronsessel der Päpste und sah missmutig in die Gesichter derer, die ihr gerade ein weiteres Mal die Treue auf ihren abwesenden Sohn, den König, geschworen hatten.
    Worte, dachte sie und ließ ihren Blick vom einen zum anderen schweifen. Wenn es darauf ankam, liefen diese widerlichen Memmen und Verbeugerlinge alle davon oder versteckten sich in Löchern, um noch ein paar Jahre länger zu leben. Menschen ohne Prinzipien! Sie gedachte, ihnen heute eine Lektion zu erteilen.
    Ihre Truppen waren am vergangenen Tag in die Heilige Stadt eingerückt und hielten jetzt alle wichtigen Punkte besetzt: Kapitol, Kastell
Sanctus Angelus
und Lateran. Das war ohne jede juristische Handhabe passiert, quasi ein widerrechtlicher Einmarsch ins Patrimonium, den Kirchenstaat, denn nun gab es ja keinen Papst mehr, der sie zu einem »Besuch« einladen konnte. Aber Ageltrudis hatte in ihrem langen politischen Leben erkannt, dass Fakten die Welt regieren, nicht Gesetze. Und der Erfolg hatte ihr auch diesmal Recht gegeben. Widerstandslos, geradezu apathisch, hatte sich das Volk in die Häuser treiben lassen. Es hatte die Rache, die es wollte, aber es würde teuer dafür bezahlen müssen. Ageltrudis ließ niemals und niemandem das letzte Wort.
    Ihre Finger krallten sich um die Lehnen des Thrones. »Es ist, wie ich

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