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Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste

Titel: Die Herrin der Päpste - Walz, E: Herrin der Päpste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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Herrschaft gebracht, wie auch Friaul, nachdem seine Truppen dort gesiegt hatten; Berengar von Ivrea war ins Exil nach Schwaben geflohen. Seither verwaltete Hugo selbst die beiden Länder »kommissarisch«, ein Machtzuwachs, den die übrigen Provinzen nicht kritiklos hinnahmen und der Anlass für ständige Streitigkeiten in Italien bot.
    »Ich weiß, was du meinst«, reagierte Marocia auf die Kritik ihrer Schwester. »Aber solange Provinzen einem König eine bestimmte Politik aufzwingen können, bleibt jedes Land ein Spielball. Im Ostfrankenreich hat König Heinrich I. das erkannt und nach und nach seinen widerborstigen Adel gezähmt. Sieh dir an, was er in nur zehn Jahren erreicht hat: Lothringen, Brandenburg und Böhmen hat er seinem Land zugeführt, die Einfälle der heidnischen Ungarn und Slawen zurückgeschlagen und eine Reihe neuer Städte gegründet.«
    Blanca hob ihren Kopf und vertiefte sich kurz in einen neuerlichen Lichteinfall, der die bunten Fenster zum Erglühen brachte. Dabei konzentrierte sie sich vor allem auf jene beiden Darstellungen, die sie vorhin nicht erwähnt hatte, die Strauchelung Jesu und seine letzten Worte an den Gottvater: Denn sie wissen nicht, was sie tun.
    »Du stehst in dieser Frage also ganz hinter deinem Gemahl?«, fragte sie Marocia schließlich.
    »Hinter seinem Ziel unbedingt.«
    »Und hinter seinen Methoden?«
    Marocia verdrehte ein wenig die Augen. »Er schikaniert weder sein Volk noch die Landesherren. Im Gegenteil, so niedrige Steuern wie jetzt gab es seit zwanzig Jahren nicht mehr. Wäre Hugo anders«, schloss sie, »würde ich ihn nicht lieben.«
    »Apropos Liebe«, fiel Blanca ein. »Was ist eigentlich aus Lando geworden?« Das war eine provokante Frage, wusste Blanca, doch anstatt sich dafür zu schämen, wie ihr christliches Verständnis es geboten hätte, ergötzte sie sich sogar an Marocias Zucken und der sanften Röte, die ihr ins Gesicht schoss. Blanca wusste selbst nicht genau, warum, aber obwohl sie Hugo noch nie begegnet war, mochte sie ihn nicht, und sie verspürte das dringende Gefühl, Marocia darüber nicht im Unklaren zu lassen. Selbstverständlich ging das nur außerordentlich diskret und indirekt.
    »Er . . . ich weiß nicht«, stammelte Marocia und blickte nun ihrerseits auf die Glasmalerei. »Zur Krönung ist er nicht gekommen, und den Lehnseid hat er vor Hugo geleistet, als ich nicht dabei war.«
    Blanca schmunzelte. Das war nicht die Antwort, die sie hören wollte, aber gerade diese Tatsache war aufschlussreich. Mochte Marocia auch noch so sehr von ihrem Gemahl schwärmen: Für Blanca stand fest, dass das Kapitel Lando noch nicht abgeschlossen war.
    Die Glocke machte zwölf helle, zerbrechliche Schläge. Einige Nonnen eilten gleich darauf in die Kapelle, und so bot Blanca ihrer Halbschwester einen Spaziergang an.
    Als sie durch das Tor der Kapelle traten, kam ihnen die Hitze des feuchtwarmen, gewitterschweren Augusttages entgegen. Schwer hing die Luft über den flimmernden Sabiner Hügeln, und auch der schattige Kreuzgang bot hier keine Linderung. Die Arbeit im Kloster ruhte, und die Nonnen waren dankbarer denn je, zum Gebet in die kühle Kapelle flüchten zu dürfen. Nur die Kinder, die im Mittelgarten des Kreuzgangs spielten und stritten, schien das Wetter nicht zu kümmern. Es waren fünf, aber Blanca erkannte nur drei davon. Alberic und Eudoxia hatte sie schon einmal gesehen, und die Kleinste dieses Reigens musste Alazais sein. Wer aber waren die beiden anderen?
    »Ist der ältere Junge, der sich gerade mit Alberic streitet, Clemens?«
    Marocia verneinte. »Clemens ist seit einigen Monaten Diakon in Rom und war nicht abkömmlich – sagt er. Tatsächlich jedoch vermeidet er jeden Kontakt zu Alberic. Er hasst ihn geradezu.«
    »Und wer sind nun die beiden Kinder, die ich nicht kenne?«
    »Der kräftige Junge ist Lothar, Hugos Sohn aus erster Ehe, und das schlanke blonde Mädchen ist Alda, Hugos Tochter aus zweiter Ehe. Sie leben bei uns am Hofe. Beide Mütter sind jeweils bei der Geburt gestorben.«
    Der Streit zwischen Alberic und Lothar gewann an Schärfe, wobei Alberic derjenige war, der den anderen immer aufs Neue durch provokante Schimpfwörter und Stöße gegen die Schulter anheizte. Der Ältere und Größere hatte an einem Streit kein Interesse, doch als der junge Stiefbruder ihm gegen das Schienbein trat, jagte er hinter ihm her und versuchte ihn zu fangen. Gellendes Geschrei überflutete das sonst so stille Kloster.
    Marocia rief die

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