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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Hauch.
    »Nichts. Er fand einen Feldbauern Kamose in den Steuerlisten bis zum Jahr Vierundzwanzig des Huni, der im Jahr Eins des Seneferu nicht mehr auftauchte.«
    »Mein Vater hatte das Feld verkauft …« Mir wurde schwarz vor Augen.
    »Nefrit, was soll das bedeuten?«, fragte er mich.
    »Ich weiß nicht … Was kann es denn deiner Meinung nach bedeuten?« Ich wollte den Gedanken nicht zu Ende denken.
    »Dass du nicht die Tochter deines Vaters Kamose bist.«
     
     
    Wer waren meine Eltern, wenn nicht Kamose und Cheti? Wer war Kamose und warum hatte er sich einundzwanzig Jahre lang als mein Vater ausgegeben? Wie sollte ich mich ihm gegenüber verhalten? Je länger ich über diese Situation nachdachte, desto unmöglicher schien mir meine Hochzeit mit Rahotep. Ich war nichts, ich war niemand, ich wusste nicht einmal, ob mein Name wirklich Nefrit war.
    Was war überhaupt wahr von dem, was mir mein Vater … was mir Kamose erzählt hatte? Immer noch dachte ich an ihn als meinen Vater!
    Ich verbrachte einen verzweifelten Abend allein in meiner Wohnung. Ich schickte alle Diener in ihre Kammern und vergrub mich in den Kissen meines Bettes. Was sollte ich tun, wenn Rahotep mich nicht mehr heiraten wollte? Trotzig trocknete ich meine Tränen. Dann würde ich eben Fürst Sarenput oder General Djedef heiraten! Oder ich würde einfach nicht heiraten und auf die Baustelle zu meinem Vater … zu Kamose zurückkehren.
    Was ist ein Mensch ohne Vergangenheit? Was ist ein Mensch ohne Eltern, ohne Herkunft, ohne Freunde? Wer ist er? Hat er eine Zukunft? Kann er glücklich werden?
     
     
    Nefermaat empfing mich im Garten, wo er mit seiner Gemahlin speiste. Er war gerade erst aus dem Wesirspalast zurückgekehrt und nicht sonderlich überrascht über meinen späten Besuch.
    »Willst du mit uns essen, Nefrit?«, fragte er mich.
    »Ich … nein, danke. Ich habe keinen Appetit.« Ich nahm auf dem Stuhl Platz, den eine Dienerin bereitstellte.
    »Das kann ich mir vorstellen«, warf Nefermaat ein.
    Ein kuschitisches Mädchen zeigte ihm Platten mit gerösteter Gans, gebratener Antilope und gekochtem Rindfleisch, verschiedenen Gemüsen und zwei Sorten Brot. Nefermaat deutete auf die Speisen, die er essen wollte.
    Ich kannte Nefermaats Gepflogenheit, den ganzen Tag nichts zu sich zu nehmen, und wartete höflich, bis das Mädchen seinen Teller vorbereitet hatte und er den ersten Bissen nahm.
    »Gibt es Schwierigkeiten?«, fragte ich. »Ich meine: wegen der Hochzeit mit Rahotep?«
    »Es wird nicht einfach«, antwortete Nefermaat kauend.
    »Es ist auch für mich nicht einfach!«
    »Kann ich dir helfen?«
    »Ich will herausfinden, wer ich wirklich bin! Die einzige der Aussagen meines Vaters, die ich überhaupt überprüfen könnte, ist der Tod von Cheti bei meiner Geburt. Wenn ich einen Boten zum Haus der Gerechtigkeit nach Tis schicken könnte …«
    »… um das Sterberegister zu überprüfen? Gute Idee, Nefrit. Ich werde morgen Früh vor der Neujahrsprozession einen Boten per Schiff nach Tis senden. Dann wissen wir in einigen Tagen mehr.«
    Mir blieb wohl keine andere Möglichkeit, als die Rückkehr des Boten abzuwarten. »Wird die Hochzeit trotzdem stattfinden?«
    »Das ist eine Entscheidung, die ich nicht treffen kann, Nefrit. Es hängt zu einem großen Teil von Rahotep ab, ob er dich noch will. Außerdem habe ich heute den König über die illegitime Existenz seiner künftigen Schwiegertochter informiert.«
    »Weiß Rahotep von diesen Schwierigkeiten?«
    »Ich habe heute nach meiner Audienz bei Seneferu einen Boten nach Iunu geschickt, der morgen Mittag dort eintreffen dürfte.«
    »Wie hat der König reagiert?«
    »Er schien amüsiert.«
    »Amüsiert? Was hat er gesagt?«
    »Er sagte: Geheimnisvolle Nefrit.«
     
     
    Zwei Wochen nach den Neujahrsprozessionen des Ptah und des Amun traf der Bote aus Tis ein und zeigte mir die amtlich bestätigte Abschrift des Eintrages von Chetis Tod aus dem Sterberegister. Entgegen dem Verbot meines Verlobten, der noch immer nicht aus Iunu zurückgekehrt war, suchte ich die Baustelle auf, um Kamose zur Rede zu stellen.
    Ich stürmte in das Zelt des Mannes, den ich jahrelang für meinen Vater gehalten hatte. Er sah auf und sagte erstaunt: »Nefrit!«
    »Heiße ich so?«
    »Was soll das, Nefrit? Natürlich heißt du so.«
    »Ich dachte mir, dass vielleicht auch mein Name gelogen war.«
    »Ich verstehe dich nicht, Nefrit!«
    »Du hast mich angelogen, Vater!«, sagte ich lauter als beabsichtigt. »Du hast mich

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