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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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all die Jahre angelogen! Du bist nicht mein Vater, und Cheti war nicht meine Mutter!«
    »Wovon sprichst du eigentlich?« Kamose lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und versuchte Ruhe zu bewahren. Meinem Blick konnte er nicht standhalten.
    Ich klärte ihn auf: »Im Buch der Geburten im Haus der Gerechtigkeit von Tis ist mein Name nicht eingetragen. Weder wurde im ersten Mond des einundzwanzigsten Regierungsjahres des Huni im Bezirk von Tis eine Nefrit geboren, noch haben das Paar Kamose und Cheti ein Kind als geboren angemeldet. Und Cheti starb erst ein Jahr nach meiner angeblichen Geburt.«
    Mein Vater schwieg und starrte die Zeltwände an.
    »Ich bin nicht deine Tochter, nicht wahr?«
    »Nein.«
    Vergeblich wartete ich auf eine Erklärung.
    »Wessen Tochter bin ich?« Ich trat vor ihn hin, damit er mich ansehen musste.
    »Ich weiß es nicht.« Er seufzte. »Eines Tages kam eine Gruppe von Tempeldienern und fragte nach einer Amme für ein neugeborenes Kind. Cheti und ich konnten von dem Ertrag unseres Feldes kaum leben, und so erklärten wir uns bereit, dich aufzunehmen. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass eine hohe Frau ein Kind geboren hatte, das nicht hätte geboren werden dürfen. Das Kind sollte jedoch nicht getötet werden, sondern bei einer Amme aufwachsen.«
    »Ihr habt Kupfer erhalten, damit ihr mich aufnehmt!« Das war keine Frage, das war ein Vorwurf.
    »Nicht Kupfer, Nefrit, sondern Gold. Aber die Ernten waren schlecht und so war das Gold bald aufgebraucht.«
    »Deshalb hast du dein Feld verkauft und hast Arbeit an der Pyramide angenommen. Den Teil der Geschichte kenne ich!«
    »Es tut mir Leid, Nefrit, ich …«
    »Warum hast du mir nie die Wahrheit gesagt?«
    »Weil ich dir nicht wehtun wollte, Nefrit. Cheti und ich haben dich immer als unsere Tochter angesehen, und …«
    »Ich will wissen, wer meine Eltern sind!«, unterbrach ich ihn.
    »Wie willst du das heute noch feststellen? Du bist in keinem Geburtsregister im ganzen Land Kemet verzeichnet.«
    »Ich weiß nicht, wer ich bin. Ist Nefrit mein richtiger Name?«
    »Ich fragte nach deinem Namen. Sie sagten: Nenne sie Nefrit. Die Herrin wünscht es so.«
    Viel war mir nicht geblieben. Nur mein Name. Wenige Menschen haben die Gelegenheit, mitten im Leben ganz von vorne anzufangen.
     
     
    Ich weiß nicht, welches Interesse die Königinmutter Meresankh an meiner Vergangenheit hatte. Vielleicht war sie von meiner geheimnisvollen Herkunft genauso fasziniert, wie ich schockiert war.
    Zwei Tage nachdem der durch einen Maat-Priester beglaubigte Auszug aus dem Sterberegister dem Wesir vorgelegen hatte, bat Meresankh mich zu sich zum Abendessen in ihren Garten. Ich fand sie am Rand des Wasserbeckens, in dem sich die Sterne und die schmale Sichel des abnehmenden Mondes spiegelten.
    »Ich mache mir Sorgen, Nefrit! Wie fühlst du dich?«
    »Furchtbar, Euer Majestät. Verlassen, einsam und allein.«
    Eine Dienerin aus Amurru reichte uns eine Schüssel mit klarem Wasser, in dem wir uns vor dem Essen die Hände wuschen. Dann trockneten wir die Finger an einem nach Lotus duftenden Handtuch.
    »Mein Sohn Nefermaat hat mir erzählt, dass im Geburtsregister kein Eintrag deiner Geburt gefunden werden konnte, sodass man annehmen könnte, dass dein Vater gar nicht dein Vater ist?«
    Ein Mädchen aus Kusch zeigte erst Meresankh und dann mir Platten mit köstlichen Speisen. Ich deutete auf ein gegrilltes Stück Antilope auf Bohnen mit gerösteten Lotussamen und süße Zwiebeln.
    »Ich habe Kamose, den ich für meinen Vater hielt, dazu befragt, Euer Majestät. Ich scheine das uneheliche Kind einer Dame zu sein, die mich gleich nach der Geburt einer Amme, Cheti, übergab und Kamose dafür Gold gab. Kamose hat mir noch erzählt, dass die Dame darauf bestanden haben soll, dass ich den Namen Nefrit trage.«
    Meresankh aß schweigend. Worüber dachte sie nach?
    »Das ist eine wirklich geheimnisvolle Geschichte, Nefrit!«, sagte sie endlich. »Hast du schon in Erfahrung bringen können, wer diese Dame gewesen sein könnte?«
    »Nein, Euer Majestät. Die Nachforschungen würden nach einundzwanzig Jahren zu keinem Ergebnis führen. Ich habe begonnen, mir Gedanken zu machen, aber es sind reine Vermutungen.«
    Meresankh reichte ihren halb gefüllten Teller der kuschitischen Dienerin, als habe sie plötzlich den Appetit verloren. »Willst du sie mir mitteilen? Das Reden hilft manchmal, Nefrit.«
    »Kamose erzählte mir von den Tempeldienern des Osiris, die mich bei ihm abgegeben haben. Sie

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