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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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versuchte er mich mit erhobenen Händen aufzuhalten.
    »Und ob ich das kann!«, rief ich, stürmte an ihm vorbei und stieß das Portal zu Rahoteps Arbeitsraum auf.
    Rahotep saß an seinem mit Papyri bedeckten Schreibtisch und trug noch die Priestertracht von Iunu mit langem Leinenschurz und Pantherfell. Ti stand neben ihm. Beide sahen mich überrascht an, als ich hereinstürmte. »Nefrit!«
    »Ich muss mit dir sprechen, Rahotep!«
    »Nicht jetzt, Nefrit.«
    »
Nicht jetzt, Nefrit!
habe ich zu oft in den vergangenen Wochen gehört. Ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen!«, kündigte ich an. »Allein!«
    Tis und meine Blicke kreuzten sich wie Schwertklingen. Ich spürte seinen Widerstand, den Raum zu verlassen, und es war keine Neugier, die ihn hielt. Wer bei Hathor war Ti? Welche Rolle spielte er im Leben meines künftigen Ehegatten?
    »Lass uns allein, Ti!«, befahl Rahotep.
    Widerstrebend verließ der General den Raum und schloss die Tür hinter sich. Dann wandte sich Rahotep an mich. »Hat dich dein Ka verlassen, Nefrit? Du kannst nicht einfach hier hereinstürmen!«
    »Wie soll ich sonst mit dir sprechen, Rahotep? Es ist leichter beim König eine Audienz zu erhalten, als mit meinem künftigen Gemahl zwei Worte zu wechseln!«
    »Ich habe viel zu tun. Was also willst du mir sagen?«
    »Ich wollte dich nach deiner Entscheidung fragen.«
    »Welche Entscheidung?«
    »Hast du Nefermaats Brief nicht erhalten?«
    »Ach das!« Die Handbewegung, mit der er meine Vergangenheit abtat, machte mich wütend. »Das hat keinen Einfluss auf meine Entscheidung, dich zu heiraten.«
    Ich glaubte, nicht richtig zu hören. »Es ist dir egal?«
    Auch Rahotep wurde nun etwas lauter. »Wenn du es so ausdrücken willst! Ja, es ist mir egal.«
    »Liebst du mich eigentlich?«, fragte ich ihn so laut, dass Ti mich durch die geschlossene Tür hören musste.
    »Ja.«
    »Dann sag es mir doch endlich! Sag mir, dass du mich liebst, dass du mich heiraten und den Rest des Lebens mit mir verbringen willst.«
    »Ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen.«
    »Dann hör auf, deine Zeit mit Ti zu vertun, und widme dich zur Abwechslung deiner Verlobten!«, schrie ich. »Ist dir trotz deiner vielen Besprechungen aufgefallen, dass wir in drei Tagen verheiratet sind? Lebenslänglich!«
    »Das ist mir nicht entgangen!«, sagte Rahotep gefährlich ruhig.
    »Vielleicht ist dir aber entgangen, dass wir uns seit drei Jahren kennen und noch nicht miteinander das Bett geteilt haben? Das fällt sogar schon deinem Vater auf!«
    »Auch das ist mir nicht entgangen!«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. »Bist du nun fertig? Kann ich meine Besprechung mit General Ti fortsetzen?«
    Ich drehte mich wütend um, riss die Tür auf. Ti, der unmittelbar hinter der Tür gewartet hatte, um jedes Wort mitzubekommen, sprang überrascht zur Seite, als ich an ihm vorbeirauschte.
     
     
    Am Morgen meiner Hochzeit erwachte ich lange vor dem Aufgang des Re. Ein Geräusch hatte mich geweckt. Ich lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett und lauschte. Es war das Geräusch vieler tausend Menschen, wie das Summen eines Bienenstocks. Wie viele Menschen waren wegen meiner Hochzeit nach Mempi gekommen? Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind im ganzen Fürstentum von Mempi und viele Menschen aus anderen Provinzen wollten den Thronfolger und seine Gemahlin sehen.
    Ich erhob mich, schwamm einige Runden in meinem Wasserbecken und genoss die Stille des Palastes. Danach warf ich mir ein loses Gewand über und ging in den Gärten spazieren.
    Als ich in meine Wohnung zurückkehrte, empfingen mich meine Dienerinnen wie eine Schar schnatternder Gänse. Nach einer entspannenden Massage rieben sie meinen Körper mit duftenden Essenzen ein, anschließend wurde ich mit einem hellen Puder aus Ockerstaub betupft, der meine dunkle Haut wie die einer Prinzessin aufhellen sollte. Da ich mich auf der Baustelle oft in der Sonne aufgehalten hatte, war sie so dunkel wie die eines Mannes, nicht alabasterfarben wie die einer Prinzessin. Dann widmete sich meine Vorsteherin der Schminkgefäße ihren Töpfen und Tiegeln. Meine Augen wurden mit schwarzer Kohle und grünlichem Malachit umrandet, um sie größer und ausdrucksvoller erscheinen zu lassen. Mit rötlichem Ocker wurden meine Wangen betont, mit Henna die Lippen rot gefärbt und die Konturen mit einer Linie nachgezogen. Meine Augenbrauen wurden geschwärzt und bis zu den Schläfen nachgezogen.
    Dann erhob ich mich, um mir von Satamun

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