Die Herrin der Pyramiden
treffen und ...«
»Er hat es dir verboten?«, unterbrach ich ihn.
»Das waren seine Worte: Sekhem, wenn du meine Tochter noch einmal auch nur ansiehst, wirst du deine Position als Kommandant auf dieser Baustelle verlieren.«
»Das hat er gesagt? Und was hast du ihm geantwortet?«
»Was hätte ich sagen sollen? Er ist mein Vorgesetzter!«
»Du meinst, du hast ihm nicht widersprochen?«
»Nein.«
»Ich dachte, du liebst mich!«, schrie ich ihn an.
»Nefrit, das ist alles nicht so einfach …«
»Doch, offensichtlich ist es das!«
»Es ist für mich nicht so einfach, wie du denkst, Nefrit!«, unterbrach er mich. »Ich bin kein reicher Mann.«
»Was hat das damit zu tun?«
»Dein Vater hat mir Gold gegeben, damit ich nicht mehr mit dir schlafe.«
»Wie viel Gold?«
Sekhem holte einen Goldring aus der Tasche seines Leinenschurzes. »Mehr als ein Jahresgehalt.«
Ich entriss ihm den Goldring und rannte zu unserem Zelt.
Mein Vater lag auf seinem Bett, als ich den Vorhang zur Seite riss.
Ich warf ihm das Gold vor die Füße. »Was glaubst du eigentlich, was du damit erreichst?«, schrie ich ihn an. »Wie konntest du!«
Mein Vater hob den Goldring vom Boden auf.
»Nefrit, ich will dir helfen, aus dieser Situation wieder herauszukommen.«
»Aus welcher Situation?«
»Sekhem hat dich verführt. Du bist noch zu jung für eine solche Beziehung.«
»Wieso bist du so sicher, dass er mich verführt hat? Ich werde bald vierzehn Jahre alt, Vater. Ich kenne das Leben außerhalb dieser Zeltwände. Vergiss nicht, dass ich auf einer Baustelle aufgewachsen bin!«, schrie ich.
Traurig vergrub er sein Gesicht in den Händen. »Ich wollte dir immer ein besseres Leben bieten, Nefrit. Ich habe hart dafür gearbeitet, um genug Kupfer zu verdienen, damit wir eines Tages von hier fortgehen könnten. Das Schicksal hat es anders gemeint. Glaub mir, Nefrit, ich habe lange überlegt, ob ich die Stelle als Bauleiter aufgeben sollte, damit wir zusammen woanders hingehen. Aber was hätte ich machen sollen? Ich habe keinen Beruf erlernt außer Gemüsebauer und Steinschlepper. Welches Leben hätte ich dir bieten können, das dich zufrieden gestellt hätte? Und so entschloss ich mich, auf der Baustelle zu bleiben und das Beste daraus zu machen.« Er sah mich nicht an und rang mit den Tränen.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Er hatte Opfer gebracht, das stimmte. Aber in meinem Zorn verkannte ich seine Argumente. Ich sehnte mich nach meiner Freiheit, und er stand mir dabei mit seinem Verhalten und seiner Position im Weg.
Ohne ein Wort zu sagen, verließ ich das Zelt und ging zurück zum Flussufer. Ich fand Sekhem, wo ich ihn verlassen hatte.
Wir liebten uns so leidenschaftlich, als wüsste er, welch hohen Preis er für diese Nacht mit mir zahlen würde.
Am nächsten Morgen befahl mein Vater Sekhems Versetzung auf eine Baustelle in Mempi. So endete unsere Affäre, jedoch nicht ohne Nachspiel. Zwei Tage später bekam ich heftige Schmerzen im Bauch und Blut lief an der Innenseite meiner Beine hinab.
Ich war verwirrt: War das Blut eine Folge unserer Vereinigung? Die Schmerzen nahmen im Verlauf des Tages noch zu, und auch der Blutfluss ließ sich nicht stillen. Ich wusch mich zweimal am Fluss.
Am darauf folgenden Tag hörten weder die Schmerzen noch die Blutungen auf. Ich bekam Angst, innerlich zu verbluten. Wen sollte ich um Rat fragen? Meinen Vater? Niemals! Satamun? Sie war in Pihuni. Einen Arzt? Die Ärzte auf der Baustelle kannten sich, wie ich vermutete, besser mit Amputationen und gequetschten Gliedmaßen aus.
Trotz meiner Zweifel ging ich zu einem der Ärzte, die mit ihren Tragekisten voller Instrumente über die Baustelle liefen, um Verletzten sofort helfen zu können. »Hast du einen Augenblick Zeit?«
»Bist du verletzt?«
»Ich glaube schon …«
»Du glaubst schon?«, fragte er mich. »Du siehst nicht verletzt aus.«
»Ich blute seit zwei Tagen.«
Er sah mich vom Scheitel bis zu den Füßen prüfend an, während er seine Messer und Skalpelle auf einem sauberen Tuch ausbreitete. »Wo?«
Ich deutete auf meinen Schoß.
»Und du hattest noch nie solche Blutungen?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf.
»Wie alt bist du?«
»Ich werde bald vierzehn Jahre alt.«
Er räumte die Instrumente wieder in seine Tragekiste ein.
»Was ist denn nun?«, fragte ich ungeduldig, als er mir seine Antwort schuldig blieb.
»Du bist nicht verletzt. Du hast deinen Mondzyklus.«
Der Arzt erläuterte mir in
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