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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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auf Barken zur Baustelle bringen und ein Regiment von Mempi hierher verlegen, um eine Zeltstadt zu errichten.«
    Prinz Sarenput, der bis jetzt geschwiegen hatte, ergriff das Wort. »Mein Vater liegt in seinem vom König vorgegebenen Zeitplan. Die Flotte liegt bereits im Hafen von Pihuni vor Anker, um die Würdenträger des Hofes nach Mempi zu bringen. Morgen Früh wird sich in Mempi ein Streitwagenkontingent auf den Weg stromaufwärts machen, um die Zeltstadt hier auf der Baustelle zu errichten. Mein Vater hat mir die Aufgabe übertragen, dafür zu sorgen, dass alles reibungslos verläuft.«
    Ich war sprachlos. Also hatte er doch noch einen anderen Grund gehabt, die Baustelle zu besuchen, als die reine berufliche Neugier!
     
     
    Sarenput und ich waren über zwei Stunden unterwegs, bis ich ihm die Baustelle gezeigt hatte. Der Prinz war erstaunt, wie problemlos die Steinbrecher, Steinschlepper und Steinverleger zusammenarbeiteten.
    »Nicht der König, sondern dein Vater regiert diese Baustelle«, sagte er bewundernd.
    Wir gingen an den gespannten Seilen der Fundamentmarkierung vorbei hinüber zum Bauleiterzelt.
    »Gehorchen sie dir genauso?», wollte er wissen.
    »Selbstverständlich! Meine Anweisungen entsprechen den Wünschen des Bauleiters.«
    »Dann bist du die Herrin über fünfundzwanzigtausend Arbeiter.«
    »Mehr, Prinz Sarenput: Über dreißigtausend Menschen arbeiten an der Pyramide.«
    »Wie alt bist du, Nefrit?«
    »Ich bin sechzehn Jahre alt.«
    »Ich bin auch sechzehn. Wollen wir zumindest bis zur Grundsteinlegung unsere Differenzen vergessen und Waffenstillstand schließen?«
     
     
    Prinz Sarenput und ich waren auf der Baustelle, als die Streitwagen aus Mempi eintrafen. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich: Djedef führte eine Kompanie mit Wagen, die mit Zelten und Proviant für die Würdenträger beladen waren. Als er sich im Zelt des Bauleiters meldete, trafen wir aufeinander. »Hallo Nefrit, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?«
    »Djedef, bitte weise deine Männer an, mehr Abstand zu den Arbeitern zu halten! Die Wagen stören den Quadertransport.«
    »Danke für den herzlichen Empfang, Nefrit! Du scheinst dich wirklich zu freuen, mich zu sehen.«
    In diesem Augenblick betrat Prinz Sarenput das Zelt, um mir Bescheid zu sagen, dass die Pferde angespannt waren für die Rückfahrt nach Mempi. »Wir können aufbrechen, Nefrit«, sagte er. Dann erst bemerkte er Djedef, den er durch ein kurzes Kopfnicken begrüßte.
    Ich übernahm die Aufgabe der Vorstellung: »Sarenput, das ist Kommandant Djedef, der Führer der Streitwagen des Ptah-Regiments von Mempi.« Dann wandte ich mich an Djedef. »Djedef, das ist Prinz Sarenput, der Sohn des Wesirs. Er wird die An- und Abreise der Würdenträger koordinieren.«
    Djedef beugte seinen Rücken und steckte seine Nase in den Sand.
    Sarenput ließ Djedef besonders lange in dieser unbequemen Stellung knien. Schließlich sagte ich: »Djedef, du kannst dich erheben.«
    Den eifersüchtigen Hass in Djedefs Augen und die in Sarenputs Mundwinkeln hängende Verachtung für den Kommandanten bildete ich mir nicht ein. Der Kampf der beiden Rivalen, die sich beide auf dem besten Weg in mein Bett wähnten, würde mir großes Vergnügen bereiten!
    Djedef sah mir zu, als ich meine Sachen zusammenpackte, die ich mit nach Mempi nehmen wollte.
    »Wir haben uns fast ein halbes Jahr nicht gesehen, Djedef. Bist du inzwischen glücklich verheiratet?«
    Er antwortete, ohne zu zögern: »Iya und ich haben die Verlobung gelöst, Nefrit. Wir werden nicht heiraten.«
    »Oh!«, sagte ich, ohne ihn anzusehen, und warf eine Hand voll Schreibbinsen in meine Ebenholzkiste.
    »Ich konnte dich nicht vergessen, Nefrit.«
    »Der General war sicher sehr enttäuscht von deinem Verhalten als Offizier und Mann von guter Erziehung.«
    Ich schloss die Kiste und verließ das Zelt. Djedef folgte mir.
    »Ja, wir hatten eine Auseinandersetzung.«
    »Also hast du doch noch das Neinsagen gelernt.«
    Djedef sah mich flehend an und wusste nicht, was er sagen sollte.
    Prinz Sarenput trat näher und drängte mich: »Nefrit, komm endlich! Wir müssen aufbrechen.«
    Ich warf Djedef ein Lächeln zu, das getrocknete Feigen geschmacklos erscheinen ließ, raffte meinen langen priesterlichen Leinenschurz und bestieg Sarenputs Wagen. Djedefs finsteren Blick behielt ich bis zur Stadtgrenze von Mempi im Gedächtnis.
     
     
    »Was tut er denn? Das entspricht nicht dem Protokoll!«, flüsterte Djedef, als könnte ihn der

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