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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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nach Mempi verlegt, um dort eine größere Pyramide zu bauen. Verantwortlich für den reibungslosen Umzug von fünfundzwanzigtausend Arbeitern und Hilfskräften, von Geräten und Material war letztlich ich. Hier kamen mir mein Organisationsgeschick sowie meine Ausbildung als Schreiber zugute.
    Abends, nach den Besprechungen der Bauleitung, kehrte ich mit meinem Streitwagen in die Stadt zurück und erledigte die Aufgaben, die Rechmire mir vormittags gegeben hatte. Ich schlief nur wenige Stunden in meiner Kammer, bevor ich am nächsten Morgen wieder meinen Streitwagen bestieg, um zur Tempelbaustelle zu fahren.
    Auch mein Vater war beinahe ständig unterwegs, denn er trug nicht nur die Verantwortung für die Pyramidenbaustelle, sondern auch für das von Rechmire geleitete Projekt des Atum-Tempels sowie der neuen Residenz des Herrschers, die außerhalb von Mempi errichtet werden sollte. Der alte Königspalast war zu klein, um die gesamte Regierung und die Ministerien des Reiches aufzunehmen.
    Mein Vater und ich hatten eine Residenz für den Göttlichen entworfen mit umliegenden Ministerien und Verwaltungsgebäuden, die den Wünschen des Herrschers in Größe und Pracht entsprachen. Als Bauzeit für die neue Residenz von Mempi veranschlagte ich drei Jahre.
    Tage später trafen die ersten Bauarbeiterzüge aus Pihuni ein. Die Steinbrucharbeiter entsandte ich direkt in die Steinbrüche, die ungelernten Kräfte sollten die Hütten für die Arbeiter unten am Hapi errichten. Die Bäckerei, die Schmiede und die Lager ließ ich ähnlich wie in Pihuni ebenfalls in der Nähe des Flusses errichten. Mein Vater genehmigte meine Pläne ohne Einwände.
    Unsere Differenzen aus der Vergangenheit schienen beigelegt. Wenn wir uns stritten, dann nur über bautechnische Lösungen.
     
     
    Eines Tages, die Zeit der Flut war bereits vorbei, packte ich meine Sachen in meine Kiste und wollte mit meinem Wagen aufbrechen, als mich ein Mitschüler aufhielt. »Nefrit, auf ein Wort.«
    Es war der neue Schüler, der am gleichen Morgen das Studium begonnen hatte. Ich hatte seinen Namen nicht verstanden, weil ich zu spät zum Unterricht gekommen war und seine Begrüßung verpasst hatte. Ich hatte die Nacht ausnahmsweise auf der Baustelle der Residenz verbracht und war erst am Morgen zur Tempelbaustelle herübergefahren.
    »Bitte entschuldige, ich habe sehr wenig Zeit. Ich muss zur Baustelle.«
    »Ich bitte dich, mich mitzunehmen. Ich würde mir die Pyramidenbaustelle gern ansehen.«
    »Vielleicht ein anderes Mal. Es tut mir Leid, aber ich muss jetzt weg.«
    »Dann werde ich dich begleiten.«
    »Das geht nicht!«, wandte ich ein.
    »Diese Antwort kann ich nicht akzeptieren.«
    »Das tut mir Leid für dich«, sagte ich.
    »Weißt du, wer ich bin?«
    Ich hasste es, wenn man mir Fragen stellte, um sie sich anschließend selbst zu beantworten. »Nein, aber offensichtlich weißt du, wer
ich
bin.« Ich bestieg meinen Wagen und ließ einen wütenden jungen Mann zurück.
    Meine Pferde trabten zügig über die holperige Straße stromaufwärts, als ich von hinten das Donnern von Hufen hörte. Jemand hatte es noch eiliger als ich und näherte sich meinem Gespann, um es zu überholen. Ich warf einen Blick über die Schulter, konnte aber wegen des aufwirbelnden Staubes hinter mir nichts erkennen.
    Dann sah ich einen Wagen, der sich mit hoher Geschwindigkeit näherte. Als er an mir vorbeiziehen wollte, erkannte ich den jungen Mann, der mich angesprochen hatte.
    »Du siehst, Nefrit, dass ich mich durch deine schlechten Umgangsformen nicht von meiner Entscheidung abbringen lasse, die Baustelle zu besichtigen!«, rief er mir zu.
    »Du hast kein Recht dazu!«, schrie ich zurück. Tatsächlich war es jedem, der nicht dort arbeitete, verboten, die Baustelle zu besuchen.
    »Ich habe jedes Recht dazu!« Er trieb seine Pferde noch schneller an.
    Ich schlug mit den Zügeln auf meine Pferde ein. Kurz darauf hatte ich den jungen Mann in seinem Wagen eingeholt und eine ganze Weile galoppierten wir auf der schmalen Uferstraße nebeneinander her.
    Viel zu spät sah ich den Ochsenkarren, der mir auf meiner Straßenseite entgegenkam. Gerade noch rechtzeitig lenkte ich mein Gespann durch den tiefen Sand seitlich der Straße, und beinahe wären die Pferde gestürzt und hätten den Wagen mitgerissen. Bei einem Sturz hätte ich mir das Genick gebrochen!
    Zornig lenkte ich meinen Wagen auf die Straße zurück. Meine Pferde waren noch nie so schnell gelaufen. Wenig später hatte ich ihn

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