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Die Herrin der Pyramiden

Die Herrin der Pyramiden

Titel: Die Herrin der Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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König hören.
    Als der Herrscher und seine Würdenträger mit der Sonnenbarke und der Flotte auf der Baustelle eintrafen, waren Djedef und Sarenput erklärte Feinde. Ich war amüsiert über die beiden Rivalen, die aufgrund ihrer Hitzigkeit Gefahr liefen, sich meinetwegen die Köpfe einzuschlagen.
    Ich hatte jedoch andere Sorgen. Djedef hatte das königliche Zeltlager im Fruchtland in der Nähe des Hapi errichtet und sich damit über meinen Wunsch des freien Zugangs der Arbeiter zum Fluss hinweggesetzt. Prinz Sarenput hingegen kümmerte sich überhaupt nicht um die Koordination des königlichen Besuches. Seine Aufgabe schien ausschließlich darin zu bestehen, auf seinem Wagen über die Baustelle zu fahren und wichtig auszusehen. Sein Ziel war es offensichtlich, dem König aufzufallen, um eine wichtigere Aufgabe auf der Baustelle zugeteilt zu bekommen – eine Aufgabe, die ihm mein Vater aufgrund seiner eben erst begonnenen Ausbildung verwehrt hatte.
    Vom Zelt des Bauleiters aus beobachteten Djedef und ich die Ankunft der Reisegruppe, die sich mit kleinen Booten ausschiffen musste, weil die Hafenanlagen nicht rechtzeitig fertig geworden waren. Djedef hatte durch seinen ungünstigen Aufbau des Zeltlagers verhindert, dass die Arbeiter, denen der Zutritt des Geländes durch die Soldaten verwehrt wurde, den Hafen ausbauen konnten. Dem Lebendigen Gott schien es nichts auszumachen, das Beiboot seines Schiffes zu besteigen und sich an Land rudern zu lassen.
    »Sarenput bringt ihn in seinem Wagen her«, sagte ich überrascht. »Ich nehme an, er will sich die Baupläne ansehen.«
    Djedef kniete hinter mir, als ich die Nase in den Staub drückte, während der Herrscher vom Wagen sprang und auf mich zukam.
    »Wo ist Kamose?«, fragte er mich.
    Ich wagte es aufzusehen. »Euer Majestät, mein Vater erwartet Euch zur Grundsteinlegung am Fundament der Pyramide, wie es uns angekündigt wurde.«
    »Ich will erst die Pläne sehen!«
    Es schien ihn nicht zu interessieren, dass der Bauleiter mit seinem gesamten Stab seit Stunden am Pyramidenfundament auf ihn wartete, um die Zeremonie der Grundsteinlegung durchzuführen. Ohne eine Reaktion meinerseits abzuwarten, ging er an mir vorbei in das Zelt. Ich stürzte hinter ihm her, um ihm die Pläne zu zeigen. Djedef und Sarenput folgten mir in das Zelt und knieten sich direkt hinter dem Eingang erneut auf den Boden.
    Seneferu hatte sich bei seiner Fahrt auf Sarenputs Wagen nicht von einem Diener begleiten lassen. Und so rückte ich ihm einen Klappstuhl zurecht. Und dann zeigte ich ihm die Pläne, die ich selbst gezeichnet hatte. Ich nahm ihm gegenüber Platz und beobachtete ihn unauffällig, während er die Pläne studierte. »Wo ist die Grabkammer?«
    Ich sprang auf und zeigte mit dem Finger quer über den Tisch auf die Skizze der Grabkammer. Dabei berührte ich zufällig seine rechte Hand. Überrascht sah der König mich an. Was sollte ich tun? Vor ihm in die Knie sinken? So tun, als hätte ich die Lästerung nicht bemerkt? Als ich seinen Blick nicht mehr ignorieren konnte, sah ich ihm in die Augen.
    »Wie alt bist du, Nefrit?«
    »Ich bin sechzehn Jahre alt, Euer Majestät.«
    »In den letzten sechs Monden hast du meine Majestät bereits zweimal beleidigt. Was meinst du, wie oft ich das ignorieren soll?«
    »So oft Ihr wollt, Euer Majestät.«
    Er sah mich prüfend an. »Hast du gar keine Angst vor mir, Nefrit? Ich könnte dich wie ein Staubkorn unter meinen Sandalen zertreten.«
    »Wer würde dann Eure Pyramide bauen?«
    Er lächelte und wollte etwas erwidern.
    In diesem Augenblick stürzte mein Vater außer Atem zwischen den am Boden knienden Djedef und Sarenput ins Zelt.
    Kamose riss mir die Papyri aus der Hand, um sie selbst dem Herrscher zu zeigen. Ich gab Djedef und Sarenput am Zelteingang ein Zeichen, sich zu erheben und unsichtbar zu bleiben.
    Der König ging mit meinem Vater die Pläne durch und äußerte seine Wünsche. Er wollte eine größere Grabkammer, die tief in den Boden des Plateaus gegraben werden sollte. Mit einigen Pinselstrichen änderte er den Bauplan. »Fragen wir Nefrit, ob die Planänderung durchführbar ist«, sagte er zu meinem Vater.
    Vorsichtig trat ich an den Tisch, ohne dem König auch nur nahe zu kommen. Ich beugte mich über die Pläne, beide Hände auf die Ebenholzplatte gestützt. Ein kurzer Blick überzeugte mich davon, dass die zweite Grabkammer, die er eingezeichnet hatte, die Stabilität der Pyramide nicht wesentlich verändern würde. Ich griff nach

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