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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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einander verschweigen könnten. Entsprechend hatte ich schon vor einiger Zeit darauf bestanden, dass sie mich wie eine Schwester ansprach statt wie eine Herrin.
    Sie weihte mich in alle Einzelheiten ein, die ihr Vater mir gegenüber ausgespart hatte, und schilderte mir das ganze Ausmaß der Katastrophe. »Du darfst keinem weitersagen, was ich dir jetzt erzähle! Mein Vater verdankt Mylord Warwick die Freiheit und würde ihn nie brüskieren wollen.«
    »Alles, was du mir gesagt hast, nehme ich mit ins Grab. Das schwöre ich bei der Seele meines Vaters.«
    Wie Ursula erzählte, hatten Warwick und John gestritten. Warwick war entschlossen gewesen, bei St Albans auf Marguerite zu warten, und hatte sein Lager dort auf einem Feld namens »Niemandsland« aufgeschlagen, mit vielen Kanonen und sogenannten »Krähenfüßen« nebst Netzen und nägelbewehrten Schilden, die er in der Erde versteckt hatte.
    John hatte auf ihn eingeredet, die Stellung zu wechseln. »Du hast keinen Schutz von hinten, Bruder!«, hatte er entsetzt ausgerufen.
    Doch Warwick, der Kritik nie gut aufnahm, konterte erbost: »Keiner greift von hinten an.«
    »Du hast dir solche Mühe gegeben, dich nach vorn zu schützen, dass du Marguerite zwingst, dich von hinten zu attackieren!«, entgegnete John.
    »Wer bist du, mein Handeln anzuzweifeln? Ich bin der Held von England!« Warwick plusterte sich empört auf.
    »Bei Gott, Dick! Vater hörte stets auf meinen Rat, und das nicht, weil er dir weniger zugetan war, sondern weil er wusste, dass es einige wenige Dinge gibt, in denen ich besser bin als andere, und eines davon ist die Kriegsführung.«
    Warwick gab nach. »Na schön, wenn du darauf bestehst, ändern wir morgen unsere Stellung.«
    »Aber du darfst keine Zeit verlieren! Wir sind heute Nacht ungeschützt.«
    »Niemand greift nachts an«, erwiderte Warwick überheblich. »Das ist unehrenhaft.«
    John sah ihn an, als hätte sein Bruder den Verstand verloren. »Hat sie mit dem Kopf unseres Vaters nicht hinlänglich bewiesen, dass sie sich einen Teufel um Ehre schert? Du darfst das Risiko nicht eingehen!«
    Warwick zuckte nur mit den breiten Schultern. »Wie auch immer, fehlt uns dafür womöglich die Zeit.«
    »Wie nahe ist Marguerite?«, fragte John.
    »Ich weiß es nicht … genau. Die Späher sind noch nicht zurück.«
    John starrte seinen Bruder ungläubig an. »Um Gottes willen, Mann, schick andere aus! Du musst herausfinden, wo sie ist! Aber vor allem musst du deine Stellung ändern, jetzt sofort! Falls Marguerite uns hier erwischt, vernichtet sie uns!«
    Warwick weigerte sich. Es wurde ein Kompromiss geschlossen: Wenn die Kundschafter zurückkamen, würde das Lager, sofern Zeit blieb, verlegt.
    Später am Abend kehrte einer der Späher zurück und berichtete, dass die Königin elf Meilen entfernt war.
    »Wenn wir gleich anfangen, können wir bis Tagesanbruch bereit sein«, sagte John.
    Warwick nickte.
    »Ich wünschte, du hättest früher begonnen, Bruder«, bemerkte John, als er sich aufmachte, die Berichtigung ihrer Stellung zu beaufsichtigen. Er sorgte sich immer noch wegen Warwicks ungeschützter Flanke.
    Nur war Marguerite nicht so weit entfernt, wie der Späher berichtet hatte. Als sie erfuhr, dass Warwick in St Albans wartete, marschierte sie im Schutz der Dunkelheit dorthin weiter und kam um drei Uhr am nächsten Morgen an. Warwick wurde inmitten seiner Vorbereitungen für eine bessere Stellung überfallen. Im Yorkisten-Lager brach Verwirrung aus, und in der Dunkelheit erwiesen sich Warwicks Kanonen als gefährlicher für seine eigenen Männer denn für die Feinde, sodass viele von Warwicks Leuten getötet wurden. Nach Marguerites Sieg wurden die Stadt und die Abtei von siegestrunkenen Truppen geplündert. Sie verschonten nicht einmal die Bettler. Dreitausend Mann starben in der Nacht, zumeist Yorkisten, aber nur zwei Lancastrianer-Anführer fielen. Einer war Lord Ferrers of Groby, der Lord, den Elizabeth Woodville sich zum Gemahl erwählt hatte.
    Diesmal bescherten mir die schlechten Nachrichten für diese Frau nicht den Hauch von Schadenfreude. Vielmehr war es noch ein Kummer, zusätzlich zu allen anderen. Lieber Gott, lass mich nicht Elizabeth Woodvilles Schicksal erleiden!, flehte ich zum Himmel. Unwillkürlich wanderte meine Hand zu Warwicks Schreiben, das ich an meinem Busen verwahrte. »Ich danke dir, Ursula. Nun verstehe ich endlich alles. Aber ich will nicht über das Unglück nachdenken, solange noch Hoffnung besteht.«
    In einigem

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