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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Mann trat heraus. Es war Somerset. Sobald er mich erblickte, erstarrte er und wurde rot. Doch er hatte sich bald wieder gefangen. »Lady Montagu?«
    Mich wunderte, dass er mich mit Johns neuem Titel ansprach, der ihm von Yorks Parlament verliehen worden war, und es versöhnte mich ein wenig mit Somerset, zumal er verändert wirkte. Mit Clifford hatte er ohnedies nichts gemein, doch es dauerte einen Moment, ehe mir das Wort einfiel, das Somersets Wandel am treffendsten beschrieb. Dann wusste ich es: demütig. Ja, die Zeit schien Somerset demütig gemacht zu haben.
    »Ich kümmere mich darum, Clifford.« Er wartete, bis Lord Clifford wieder im Zelt war. »Erlaubt mir, Euch von Eurem Zelter zu helfen«, sagte er dann und reichte mir galant wie ein wahrer Ritter die Hand.
    Ich nahm sie und stieg ab. »Ich danke Euch, Mylord Somerset.« Doch kaum sah ich zu ihm auf und in seine Augen, bemerkte ich dort eine Unruhe, die mich ängstigte, sodass ich den Blick rasch abwandte. Er brachte mich ins Zelt und meldete mich Marguerite, die gerade einem Schreiber diktierte.
    Die prachtvolle Einrichtung des geräumigen Zeltinneren erstaunte mich. Eine riesige silberne Truhe stand an einer Seite, zahlreiche Kerzen brannten, und in der Mitte war ein mit weißem Damast verhüllter Tisch, auf dem sich ein Krug mit Wein und ein Teller mit Äpfeln befanden. Außerdem gab es ein großes Bett, dessen blaue Satindecken mit den Schwanen- und Federemblemen des Prinzen bestickt waren, mehrere vergoldete Stühle und sogar ein Kanapee. Marguerite war von einer Reihe von Lords umgeben, und in einem edlen Stuhl neben dem Schreiber saß Henry.
    Sie drehte sich um, als sie meinen Namen hörte, und Henry bemerkte lächelnd: »Ah, willkommen, meine liebe …«
    Marguerite ließ ihn nicht ausreden. »Sie ist nicht willkommen!«, fiel sie ihm wütend ins Wort, dann wandte sie sich an mich. »Ich sagte dir beim letzten Mal, dass du nie wieder zu mir kommen und mich um einen Gefallen bitten sollst! Es ist eine Dreistigkeit sondergleichen, dass du es wagst, dich hier zu zeigen, nach allem, was du und die Deinigen mir an Leid zufügten – diese verdammten und verachtenswürdigen Nevilles, die sich mit dem Teufel selbst, York, verbündeten!«
    Sie hatte einen unruhigen Ausdruck in den Augen und zitterte von Kopf bis Fuß.
    »Hast du vergessen, wie übel er mich täuschte und welche falschen Schwüre dieser Verräter gegenüber meinem Gemahl, König Henry, leistete, der ihn wieder und wieder begnadigte? Dieser bösartige Verräter, der – wider alle Eide, die er leistete – zu Unrecht den Thron forderte und Lügen über uns verbreitete, damit unsere Untertanen sich gegen uns erheben? Und, mort Dieu , all dies, während er behauptete, er wolle uns keinen Schaden zufügen, sondern lediglich das Wohl des Königreiches. Dieser Lügner und Verleumder! Doch nun sind all seine üblen Absichten enthüllt, dass alle Welt sie erkennt! York wollte von Anfang an nichts als den Thron – für ihn log und mordete er! Wie Gott gezeigt hat, sind wir die wahren Monarchen. Gott selbst hat York und jene bestraft, die mit ihm ihre Schwüre brachen! Und nun kommst du her und erwartest, dass ich deinen Gemahl begnadige, einen Verräter, der mit seinem elenden Bruder Warwick gemeinsam meinen Namen verleumdete, meine Ehre beschmutzte, mich eine Hure schimpfte und unseren königlichen Prinzen einen Bastard? Der mich und mein Kind in den Wald von Northampton jagte, in die Hände von Räubern? Hast du eine Ahnung, was ich dort erleiden musste? Gott allein weiß es! Ja, Gott«, sie wies mit dem Finger gen Himmel, »Gott half mir, ihnen zu entkommen. Diese Schurken fielen in einen Streit über ihre Beute, und Er sandte mir einen vierzehnjährigen Jungen, der mir half fortzureiten, wir drei auf einem Pferd!
    Wir flohen durch den Wald. Weißt du, wie es ist, ohne Freunde und allein im Wald zu sein, der Gnade von Räubern und allen Übeltätern ausgeliefert, die dort lauern? Einer von ihnen – très hideux et horrible en l’aspect – wollte mich missbrauchen. Aber ich wusste Rat! Mit Gottes Hilfe fand ich die Rettung. Ich vertraute jenem hideux Mann unseren Rang an, gab mein Kind in seine Hände und sagte: ›Rette den Sohn deines Königs!‹ Er erwies sich als loyal, und wir erreichten Wales. Oui , Gott half mir, all das zu überleben, und schenkte mir heute den Sieg über meine Todfeinde! Niemals werde ich vergeben und vergessen, was diese abscheulichen Nevilles und Yorkisten mich

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