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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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erleiden ließen. Also, hier hast du meine Antwort. Dein Gemahl stirbt!«
    Sie verstummte und sah mich mit einem zornigen, triumphierenden Blick an, der ihren eigenen Wahnsinn verriet. Dann jedoch brach eine sanftere Stimme die Stille.
    »Nein, teure Königin, John Neville ist ein braver Mann. Er war mein Kämmerer, und ich begnadige ihn.«
    Marguerite wirbelte zu Henry herum. »Du begnadigst jeden! Genau das trägt uns all diese Schwierigkeiten ein! Du schweigst still, Mylord, denn sie alle sterben, alle! Nicht nur der Neville, sondern auch alle anderen, denen du Begnadigung versprachst, die dich gefangen hielten, während wir kämpften – Lord Bonville, Lord Berners und Sir Thomas Kyriell.«
    »Sie hielten mich nicht gefangen. Sie schützten mich.«
    Marguerite ignorierte Henry und drehte sich wieder zu mir. »Diesmal sind sie zu weit gegangen. Wir werden sie alle vernichten – all die Stimmen gegen uns sterben. Und danach herrschen wir wie vorher.«
    »Nein, Marguerite, teures Weib.« Henry erhob sich von seinem Stuhl. »So wird es nicht geschehen. Ich versprach ihnen Begnadigung, und wir hatten eine schöne Zeit, haben gesungen und gelacht unter dem Apfelbaum.«
    »Henri, setz dich hin und sei still, sonst schicke ich dich in ein Kloster!«
    »Ich mag Klöster. Es ist friedlich in …« Vor ihrem zornigen Blick verstummte er und sank auf den Stuhl, wo er leise vor sich hin murmelte.
    Dann richteten sich Marguerites unruhige Augen wieder auf mich. »Geh jetzt!«, zischte sie und wies zum Ausgang.
    »Meine Königin, ich fürchte, Ihr habt den Grund meines Kommens missverstanden. Ich bin nicht hier, um einen Gefallen zu erbitten, sondern um einen Tausch zu verhandeln. Ein kostbares Leben gegen ein anderes.«
    Marguerite zögerte. »Was meinst du?«
    »Das Schreiben, das ich Euch bringe, legt es Euch eloquenter dar, als ich es könnte, meine Herrin.« Ich hielt ihr den Brief hin.
    Marguerite nickte Somerset zu, dem ich es reichte. Er las die Nachricht, und als er wieder aufsah, war seine Miene angsterfüllt. Er kniete sich vor Marguerite, die verwundert auf ihn herabblickte.
    »Meine Königin, sie halten meinen Bruder Edmund in Calais gefangen. Falls Ihr Neville exekutiert, droht Warwick, Edmund zu ermorden. Ich flehe Euch an, zeigt Gnade und lasst John Neville am Leben, auf dass mein Bruder ebenfalls am Leben bleiben darf!«
    Der Königin war anzusehen, dass in ihr Wut, Zärtlichkeit und Angst miteinander rangen. Nach einer ganzen Weile sagte sie: »Steht auf, treuer Henri of Somerset. Sollte sich als wahr erweisen, dass Edmund ein Gefangener ist, wird John Neville nicht mit den anderen hingerichtet.«
    Ich verneigte mich tief und zog mich zurück. Somerset begleitete mich aus dem Zelt. Draußen sahen wir uns zunächst schweigend an.
    »Wohin wollt Ihr jetzt?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht nach Eversleigh oder nach Bisham.«
    »Ihr dürft nicht allein reiten. Ihr braucht Schutz.« Er winkte den Landsknecht herbei, raunte ein paar Anweisungen, und der Mann eilte fort. Ich hörte, wie er nach Ursula und den Pferden rief.
    »Isobel«, hob Somerset in einem seltsamen, aber sanften Ton an und nahm meine Hand, »es gibt etwas, das ich Euch sagen möchte, ehe Ihr geht.«
    Verwundert blickte ich zu ihm auf.
    »Ich habe mich in Euch getäuscht. Jener ungezähmte Zug an Euch, der mich betörte, war kein Ungestüm, sondern Courage. Ihr seid die mutigste Frau, die ich kenne, Isobel, und ich muss mich bei Euch entschuldigen für mein unhöfliches – nein, mein unverschämtes – Verhalten Euch gegenüber. Ich bedaure es.«
    Der gänzlich veränderte Somerset machte mich sprachlos. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Sagt, dass Ihr mir vergebt.«
    Es kostete mich einige Mühe zu begreifen, was ich hörte. Dann erkannte ich, dass vor mir ein Mann stand, der sich der brutalen Realität des Krieges stellen musste. »Ich vergebe Euch«, erklärte ich leise.
    Somerset küsste meine Hand und betrachtete mich mit einem merkwürdigen Blick. »Gott schütze Euch, Isobel!«
    Der Landsknecht kehrte mit Ursula und den Pferden zurück. Annie und Izzie plapperten aufgeregt über irgendetwas, aber ich wusste nicht, was es war. Dann jedoch hörte ich Bellen, und Rufus kam aus der Dunkelheit auf mich zugelaufen. Freudig hüpfte er um mich herum. Ich neigte mich hinunter und begrüßte ihn. Der Hund musste während des Gefechts in den Wald geflohen und zurückgekommen sein, um John zu suchen. Als ich wieder aufsah,

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