Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
Gefangennahme des Königs, der Flucht der Königin und dem Tod des Dukes führte. Sie glaubten, das Zeichen kündigte ihre endgültige Niederlage an. Aber March erklärte ihnen, es sei ein gutes Zeichen. ›Habt keine Angst‹, sagte er den Männern. ›Die drei Sonnen stehen für die Heilige Dreifaltigkeit und unseren Sieg! Also, fasst Mut und lasst uns im Namen des Allmächtigen gegen unsere Feinde ins Feld ziehe!‹«
    »Wie alt ist er jetzt?«, fragte ich, denn eine derartige Geistesgegenwart erstaunte mich bei einem jungen Mann.
    »Achtzehn«, antwortete John. »Marguerites Armee war weit mannstärker als seine, dennoch gewann er die Schlacht. Es heißt, Edward führt nun die Sonne neben der Rose in seinem Wappen.«
    »Die drei Sonnen können ein gutes Omen für Edward of March gewesen sein«, sagte ich froh. »Und Edward of March ist ein gutes Omen für England.«
    »Ich glaube, er wird ein würdiger König, so Gott will«, ergänzte John.
    »Was ist mit Wiltshire und König Henrys Bruder, Jasper Tudor? Leben sie?«
    »Tudor entkam … Wiltshire floh schon vor Beginn der Schlacht.« John musste grinsen, und ich kicherte kopfschüttelnd, dankbar für diesen Moment der Leichtigkeit, den uns Englands größter Hasenfuß bescherte.
    Dann wurde John wieder ernst. »Was den Rest betrifft, ist Edward mit den Mördern seines Vaters so verfahren wie sie mit seinem Vater.« Er schwieg, und an seiner Miene erkannte ich, dass er an den Earl und Thomas dachte. Ich wandte den Blick ab, bis er wieder sprechen konnte.
    »Dreitausend Lancastrianer starben bei Mortimer’s Cross. Jaspers Vater, Owen Tudor, wurde auf dem Marktplatz von Hereford enthauptet und sein Kopf auf einen Speer gesteckt. Eine Wahnsinnige kämmte ihm das Haar und wusch ihm das Blut aus dem Gesicht.«
    Mir kam der Gedanke, dass jene Frau Tudor vielleicht geliebt hatte und vor Kummer wahnsinnig geworden war. Denn ich hatte erlebt, was Trauer anrichten kann. Und ich empfand Mitleid mit der fremden Frau.
    Johns Stimme riss mich aus den trüben Gedanken. »Tudor hatte nicht geglaubt, dass er sterben würde, nicht einmal als er den Scharfrichter sah oder sie ihn bis auf das Wams auszogen. Selbst da noch erwartete er Begnadigung, weil er keine größere Rolle in dem Konflikt gespielt hatte. Erst als der rote Samtkragen seines Wamses abgerissen wurde, begriff er und sagte: ›Nun wird dieser Kopf, der früher auf Königin Catherines Schoß lag, auf einem Spieß enden.‹ Und dann stellte er sich furchtlos dem Tod.«
    »Das ist das Ende des hübschesten Mannes in England, der vom Kammerdiener zum Gemahl einer Königin aufstieg … und vieler andere, die nicht willentlich an diesem Zwist beteiligt waren.«
    Wir sahen einander in die Augen und stießen mit unseren Kelchen an. »Auf alle Gefallenen, Lancastrianer und Yorkisten. Mögen sie ewigen Frieden finden!«, sagte John leise.
    An einem stürmischen Februartag, eine Woche vor dem Fest des heiligen Valentin, kamen Kundschafter angaloppiert und berichteten Warwick, dass Marguerite sich London näherte. Warwick übertrug John alle städtischen Angelegenheiten und führte sein Heer umgehend nach Norden, der Königin entgegen.
    Eines Morgens fand ich John allein in der großen Ratskammer im Westminster-Palast, wo er nachdenklich über ein Schreiben gebeugt war.
    »Von Warwick?«, fragte ich besorgt.
    Seufzend legte er den Brief ab. »Ich fürchte, ich muss zu ihm, Isobel. Er braucht mich, ob er es weiß oder nicht.« Er stand vom Tisch auf, trat ans Fenster und blickte auf den Fluss hinaus. Stumm beobachtete ich, wie er sich mit der Hand durchs Haar fuhr. Es war eine Geste, die von Erschöpfung und Unsicherheit zeugte, und wieder einmal fragte ich mich, wie mein Gemahl wirklich über seinen legendären Bruder dachte, den man allenthalben wie einen neuen Cäsar feierte. Ich ging zu ihm und berührte seinen Arm.
    »Warum denkst du, dass Warwick dich braucht, wenn er dich nicht um Hilfe bittet?«
    »Auf dem Weg nach St Albans erreichten ihn Späher mit anderen Berichten zu Marguerites Aufenthalt, also weiß er nicht, wo sie ist.« John holte tief Luft. »Ich kann nicht sagen, warum, aber ich spüre, dass da etwas nicht stimmt … Warwick ist unsicher. Er mag auf See bewundernswert sein, doch ganz gleich, wie sehr er von sich überzeugt ist, ist er an Land kein großartiger Soldat.«
    »Aber was wird aus London, wenn du fort bist? Die Stadt darf nicht unbewacht bleiben.«
    »Sir John Wenlock kann das Kommando übernehmen.

Weitere Kostenlose Bücher