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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Schlachten zu schlagen, sei es vor Gericht, auf dem Feld oder auf dem Gut. In Johns Antwort war jedoch kein Hauch von Enttäuschung auszumachen gewesen. Er hatte geschrieben, wie froh ihn die Nachricht gestimmt habe, wie sehr er sich darauf freue, seine schöne kleine Tochter zu sehen, und wie inständig er hoffe, dass sich die Lage an der Grenze beruhigen und ihm einen Besuch in Burrough Green erlauben würde. Ich hatte seinen Brief an meine Lippen gedrückt, innerlich indes geseufzt. Nach all diesen Jahren stand er immer noch allein da, ohne einen Sohn an seiner Seite, der ihn stärkte.
    Es ist noch Zeit, mehr Kinder zu bekommen, nun, da wir uns näher sind und er häufiger heimkommt, sagte ich mir.
    Im Jahr zuvor, 1462, hatte ich beschlossen, nach Northumbria zu ziehen, weil wir John in Cambridgeshire so selten sahen. Er war immerzu im Norden, sicherte die schottische Grenze und kämpfte gegen die letzten Lancastrianer, die nach wie vor für Unruhe sorgten. Um dieses eitrige Geschwür auszutreiben und das Königreich von der Bedrohung zu befreien, hatte John die drei von Lancastrianern gehaltenen Burgen Alnwick, Dunstanburgh und Bamburgh unter Belagerung genommen. Die Aussicht auf monatelange Trennung von John hatte mich bewegt, unseren Haushalt von Burrough Green auf das Wehrgut in Seaton Delaval zu verlegen, weit nördlich in Northumberland. Das Anwesen, das einst der Familie Delaval gehört hatte, war konfisziert worden und von König Edward an uns übertragen worden.
    Sobald ich nach Margarets Geburt im September wieder bei Kräften war, hatten wir uns in den Norden aufgemacht. Unterwegs erreichte mich die Nachricht, dass Countess Alice gestorben war. Obwohl ich dankbar war, dass sie endlich Ruhe gefunden hatte, empfand ich ihren Verlust als schmerzlich, und ich fragte mich, wie es John ergehen würde, wenn er die traurige Kunde erhielt. Wie gern wäre ich bei ihm gewesen, um ihn zu trösten!
    Als wir fortzogen, trugen die Midlands noch Herbstfarben, während die Winde in Northumberland bereits alles Laub von den Bäumen gefegt hatten und eine frostige Moderschicht die Erde bedeckte. Kein Vieh graste draußen, und wir begegneten wenigen Reisenden, denn die Tiere wurden in geschützten Ställen untergebracht, und kein weiser Mensch würde bei solch einem Wetter hinausgehen wollen. Mit unseren Pferden und Karren zogen wir durch die raue, einsame Landschaft von Northumbria, über Hügel und durch Täler, vorbei an endlosen Scheunen, kleinen Behausungen und hin und wieder einem bibbernden Reisenden, den irgendwelche dringenden Gründe nach draußen zwangen. Auf dem letzten Abschnitt unserer Reise ging der Weg vor uns so steil bergan, dass es schien, als würde er uns geradewegs in den Himmel führen. Ich nahm es als gutes Omen.
    Schließlich trotteten unsere Pferde durch das verschlafene Dorf Seaton Delaval und hinaus durch urbares Land, das das Wehrgut umgab. Der Glockenturm einer alten sächsischen Kirche ragte in den Himmel. Der Torwächter ließ die rostige Zugbrücke herunter, die ohrenbetäubend kreischte, sodass die Schwäne und Reiher im Burggraben erschrocken aufflogen. Als wir unsere Pferde zum Torhaus führten, nahm ich mir vor, gleich als Erstes die Zugbrücke ölen zu lassen.
    Der Vogt empfing uns mit ängstlicher Miene, fragte er sich doch gewiss, wie es ihm unter einem Yorkisten-Herrn ergehen würde. Zwei Stallburschen kamen herbeigelaufen, um uns die Pferde abzunehmen, und der Vogt zeigte mir mein neues Heim.
    Nahe der Küche floss ein Bach durch den Garten zu einem Brunnen, und eine Windmühle drehte ihre stoffbespannten Flügel, die sich wie Segel blähten. Tauben flatterten um den Taubenschlag herum, und die Luft vibrierte von ihrem Gurren. Gänse, Hühner und Rebhühner liefen gackernd und schreiend auf dem Hof herum. Ich bekam die geräumige Küche, das Waschhaus, das Brauereihaus und das Backhaus gezeigt, aus dem mir der Duft frischen Brotes entgegenwehte. Prompt knurrte mir der Magen, und mich dürstete nach Wein und Ale, das zum Mittagessen serviert werden würde. Dennoch seufzte ich im Geiste. Es würde harte Arbeit und einiges Geld kosten, das Wehrgut herzurichten, denn mit seinem heruntergekommenen Taubenschlag, dem wuchernden Unkraut überall, den halb verfallenen Ställen und den rissigen Windmühlenflügeln machte es einen recht erbärmlichen Eindruck. Vieles war zu erledigen, und wir müssten Wandergesellen einstellen, die Gebäude und Anlagen instand setzten.
    Anschließend betraten

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