Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
und stand auf, um meine Hand zu ergreifen. »Es muss die Liebe sein, die dich so schön und strahlend vor Glück erhält, denn man sieht dir nicht an, in welch zarter Verfassung du bist, meine Teure.«
    So sehr ich meinen Onkel liebte, konnte ich sein Gerede über Folter nicht ertragen und hatte die einzige Ausflucht bemüht, die mich nicht verpflichtete, für die gesamte Dauer seines Besuchs Übelkeit vorzutäuschen. Eigentlich hatte ich nicht einmal gelogen, denn mir drehte sich wahrhaftig der Magen um. »Und dieses Glück verdanke ich Euch, lieber Onkel«, sagte ich leichthin, auf dass er nicht wieder zum Thema zurückkehrte. »Ohne Eure Intervention und Eure Kunst, die richtigen Worte zu schmieden, hätte die Königin meiner Vermählung mit Mylord niemals zugestimmt.«
    Er tätschelte meine Hand. »Es tut meinem Herzen wohl zu wissen, dass du mit solch einem prächtigen Ritter vermählt bist. ›Ein Wort befreit uns von allem Schmerz und aller Bürde des Lebens, und dieses Wort ist Liebe‹, nicht wahr?«
    »Ja, ist es, und der weise Sophokles wusste es«, antwortete ich und wünschte meinem Onkel eine gute Nacht.
    John stand auf, verwundert ob meiner Enthüllung. Lächelnd schüttelte ich kaum merklich den Kopf in seine Richtung und flüsterte: »Nein!«, als ich ihm die Wange küsste. Zu meiner Erleichterung änderte sich der Ausdruck in seinen Augen, und ich erkannte, dass er mich verstand. Er verneigte sich und setzte sich wieder.
    Doch statt mich in unser Schlafgemach zurückzuziehen, schlich ich hinunter in den Keller, wo Somerset gefangen gehalten wurde. Er war in einer kleinen Vorratskammer zwischen Weinfässern eingepfercht, und der sichtlich überraschte Wachmann ließ mich nur ein, weil ich es sehr beharrlich forderte, denn er hatte Befehl, niemanden vorzulassen.
    Kaum war ich in der Kammer, wurde hinter mir abgeschlossen. Zuerst konnte ich nichts sehen, aber meine Augen gewöhnten sich bald an die Dunkelheit, und ich entdeckte Somerset. Den Kopf in die Hände gestützt, saß er da und sah nicht einmal auf.
    »Mylord Somerset …«
    Ruckartig blickte er auf. Zunächst rührte er sich nicht; dann blinzelte er und erhob sich. »Isobel«, sagte er beinahe ehrfürchtig, »täuschen mich meine Sinne? Ihr könnt nicht real sein, nein, Ihr seid eine Vision, die mir der Himmel schickte …«
    »Nein, ich bin durchaus real«, entgegnete ich und bereute, dass ich gekommen war.
    Er streckte die Hand aus, und nach kurzem Zögern reichte ich ihm meine. Somerset küsste sie, bevor er sie mit beiden Händen umklammerte.
    »Mylord Somerset, ich kam, um Euch zu danken für das Versprechen, das Ihr mir in St Albans gabt und hieltet.«
    »Dafür bedarf es Eures Dankes nicht, Isobel.«
    »Es war eine Freundlichkeit, die meine Seele sehr erleichterte«, widersprach ich.
    »Ich tat es für Euch. Wie ich alles für Euch tun würde.«
    Da ich spürte, wie meine Wangen glühten, senkte ich rasch die Lider. Ich war froh über die Dunkelheit in der Kammer und zog meine Hand aus seiner. »Durchlaucht, ich wollte Euch lediglich wissen lassen, dass ich Euch immer dankbar sein werde.«
    »Beweist es!«
    Erschrocken blickte ich auf. »Wie bitte?«
    »Küsst mich!«
    Ich wich zurück. »Ihr seid von Sinnen!«
    »Ich bin so gut wie tot, und ich will Eure Gebete nicht. Wenn Ihr mir danken wollt, tut es jetzt … mit Euren Lippen.«
    Ehe ich mich’s versah, war er bei mir und riss mich in seine Arme. »Isobel, habt Ihr Euch nie gefragt, warum ich niemals heiratete? Es ist Euretwegen!«, raunte er heiser. »Solange der Krieg wütete, hatte ich Hoffnung, doch nun ist sie dahin!« Sein Mund fing meinen ein, und ich fühlte seinen brennenden Körper an meinem. Mit aller Kraft wehrte ich mich gegen seinen Kuss, der mich erstickte, sodass ich nicht schreien konnte. Verzweifelt hieb ich mit den Fäusten gegen Somersets Brust. Aber er war zu stark für mich, und ich zappelte in seinen Armen wie eine Taube in den Fängen eines Adlers.
    Mit einem lauten Klicken drehte sich der Schlüssel im Türschloss. Aufgeschreckt durch das Geräusch, lockerte Somerset seine Umklammerung, und ich entwand mich ihm so eilig, dass ich meinen Ärmel einriss. John stand in der Tür und starrte mich an. Ängstlich zupfte ich an meinem Haar und dem eingerissenen Ärmel. Johns Blick, der so verletzt und voller Schmerz und Unglauben war, fuhr mir wie ein Dolchstoß ins Herz. Im nächsten Augenblick trat purer Zorn in seine Augen. Als er mit einer Faust ausholte, um

Weitere Kostenlose Bücher