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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Beinen halten konnte, wurde er vor meinen Onkel gezerrt, der dem Prozess in Doncaster vorsaß. Mein Onkel ließ ihn von Kissen stützen, als er das Urteil verlas, und zeigte keine Gnade. Grey wurde aufs Schafott getragen und enthauptet. Mir bereitete die Unbarmherzigkeit meines Onkels großen Kummer. Dennoch wollte ich die Weihnachtszeit genießen und vorerst nicht darüber nachdenken.
    Am Heiligabend kam John endlich nach Warkworth, erschöpft, schrecklich erkältet und mit hohem Fieber. Ich brachte ihn zu Bett und sorgte wie immer zuallererst für die bestmögliche Pflege, auf dass er bald wieder wohlauf sein würde – körperlich und geistig. Zu diesem Zweck engagierte ich die besten Musikanten und Schauspieler, die ich finden konnte, und lud viele Freunde zu den Feierlichkeiten in unserer prächtigen Burg ein. Wir verbrachten einige schöne Abende in der Gesellschaft von Lord Clinton, Lord Scrope of Bolton, Sir John Conyers und ihren Damen und Gefolgen. Warwick konnte zwar nicht kommen, sandte uns aber seinen Troubadour zu einem der Feste.
    Auf Warwicks Weisung hin trug John seinen Goldreif und die Earls-Robe, und der Sänger widmete ein Lied John, um anschließend zu der Legende von Guy of Warwick überzuleiten, der erst eine riesige Kuh in Dunsmore Heath niedergeschlagen hatte und dann den Drachen in Northumberland.
    »Euer edler Bruder Warwick der Königsmacher«, verkündete der Troubadour mit Blick auf John, »bat mich, vor Euch allen hier zu sagen, dass Ihr, Mylord, den Drachen von Northumberland mit der gleichen Kühnheit und Leichtigkeit niederschlugt wie Guy of Warwick, unser legendärer Held!« Der Mann stieß die Faust in die Luft und rief laut: »Nieder mit den Percys! Lang lebe Neville!« Sogleich brach lautes Jubeln und Stampfen aus.
    Bis zum Dreikönigstag, an dem er wieder fortmusste, war John vollständig genesen. Zu dieser Zeit erreichten uns höchst erfreuliche Neuigkeiten. Sie betrafen den Lord Lieutenant von Irland, den Earl of Desmond. Er war ein beliebter, tapferer und nobler Freund des Duke of York gewesen und hatte ein großes Risiko auf sich genommen, als er sich für die Sache Yorks starkgemacht und dem Duke nach dem Desaster von Ludlow Zuflucht in Irland geboten hatte. Nun erfuhren wir, dass er im August nach England kommen wollte, um irische Angelegenheiten mit seinem guten Freund König Edward zu besprechen. Und wir waren eingeladen, dem königlichen Bankett ihm zu Ehren in Westminster beizuwohnen.

22
    D AS B ANKETT , 1466
    Am elften Tag des Februar 1466 gebar Elizabeth Woodville eine Tochter, die sie Elizabeth nannte. Das Kind wurde vom Erzbischof von Canterbury und von Erzbischof George getauft; die Patinnen waren die Großmütter, Duchess Cecily und Duchess Jacquetta. Edward wandte sich abermals versöhnlich an Warwick und bot ihm an, Taufpate zu sein. Eine Ehre, die Warwick um des Friedens willen annahm.
    Die Feier zur Aussalbung Elizabeths im Westminster-Palast ließ selbst die Fanfaren zur königlichen Geburt verblassen. Warwick berichtete detailliert, als er uns das nächste Mal in Alnwick besuchte. Demnach hatte die machtgierige Königin, deren Schönheit das königliche Herz wie auch die königliche Hand zu gewinnen vermocht hatte, ganz allein am Tisch in der prachtvoll geschmückten Halle auf einem goldenen Stuhl gesessen, und vor ihr hatten die Damen des englischen Hochadels gekniet.
    »Mehrere böhmische Würdenträger waren zufällig in Westminster zu Gast und wollten nicht glauben, welchen Prunk und welche Ehrerbietung die Woodville für sich verlangte. Drei geschlagene Stunden ließ sie Meg, die Schwester des Königs, und ihre eigene Mutter Jacquetta vor sich knien, während sie speiste und kein Wort mit ihnen wechselte!«
    »Solche Aussalbungen wurden doch auch schon früher abgehalten«, entgegnete John.
    »Ja, gelegentlich schon, jedoch niemals über drei Stunden – und jene Königinnen entstammten dem Hochadel, waren nicht von niederer Geburt wie sie!«, brüllte Warwick. »Ab und zu bat ihre Mutter um Erlaubnis, die müden Muskeln strecken zu dürfen, was ihr gestattet wurde. Aber als der Tanz begann, saß die Woodville da und beobachtete alles, und sogar die Schwester des Königs musste immer wieder zu ihr kommen und sich vor ihr verbeugen!« Warwicks Miene hätte seine Verachtung kaum deutlicher spiegeln können. Als müsste er deren bitteren Geschmack hinunterspülen, leerte er sein Weinglas in einem Zug.
    Bei Hofe wurde Warwick in jenen Tagen zusehends

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