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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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sie.
    John kam und ging an diesem Abend des Banketts, während ich mit der Countess of Desmond plauderte, deren Gesellschaft ich in jenen Tagen sehr genoss. Schließlich ging John, um nach ihrem Gemahl, dem illustren Earl of Desmond, zu suchen. Mich hatten beide auf Anhieb bezaubert, der Earl und seine Countess, denn der wackere, gelehrte Desmond war ein beachtlicher, gut aussehender und freundlicher Mann, frei von jedweder Arroganz und dafür mit einem wundervollen Witz gesegnet, der mich an Thomas Neville erinnerte. In Desmonds Gesellschaft war ich immerfort heiter. Wie mein Onkel war auch er ein Gelehrter, der die Klassiker studiert hatte und Dichtung wie Philosophie liebte; in Irland aber wurde er nicht bloß wegen seiner großen Beherrschung der Künste bewundert. Überdies schätzte man ihn für seine Großzügigkeit, Menschlichkeit und Wohltätigkeit gegenüber den Armen. Wohingegen mein Onkel einen etwas anderen Ruf genießt, dachte ich, verdammte mich aber sogleich dafür. Verstohlen sah ich zu Desmond, der mit John, Warwick und dem Erzbischof George ins Gespräch vertieft war. Er war so groß wie die Nevilles und genauso breitschultrig und kräftig von Statur. Der junge Dickon of Gloucester gesellte sich zu ihnen; Desmond blickte zu ihm hinunter, zwinkerte ihm zu und band den Jungen mühelos in die Unterhaltung ein.
    »Der Duke of York war sehr angetan von Eurem Gemahl und sprach in den höchsten Tönen von ihm«, sagte ich. »Nun erkenne ich, warum. Euer Gemahl ist überaus charmant, Countess.«
    »Was mit dem Duke of York geschah, brach uns allen das Herz. Er war ein so nobler Mann. Gott möge seiner Seele Frieden schenken. Wir mochten ihn sehr.« Sie schwieg einen Moment und bekam einen traurigen, gedankenverlorenen Gesichtsausdruck. »Der junge Richard of Gloucester erinnert mich an seinen Vater«, bemerkte sie plötzlich.
    »Ja, mein Gemahl ist Dickon sehr zugetan. Zwischen seinen Aufgaben an der Grenze nimmt er sich immer wieder Zeit, den jungen Duke persönlich in der Kunst der Kriegsführung zu unterweisen. Er meint, er hätte noch nie solch einen entschlossenen und zielstrebigen jungen Mann gesehen.«
    »Diesen guten Eigenschaften möchte ich noch eine weitere hinzufügen, liebe Countess Isobel. Er ist beinahe so schön wie sein Bruder, König Edward.«
    »Ich werde es ihm ausrichten, denn es wird ihn gewiss freuen. Der junge Duke hat nämlich keine allzu hohe Meinung von sich.«
    »Bescheidenheit ist ebenfalls eine Tugend. Mir scheint, Gloucester hat viele vorzuweisen, genau wie sein Vater vor ihm, möge er in Frieden ruhen.« Seufzend bekreuzigte sie sich und fügte leise hinzu: »Falls Yorks Söhne sich in diesem Leben gut machen, wird der Vater nicht vergebens gestorben sein. Wir alle wünschen unseren Kindern ein besseres Leben als das, das wir kennen. Vielleicht können sich die Menschen in England und Irland mit dieser Sonne von York auf dem englischen Thron auf Frieden und Wohlergehen freuen.«
    »Ja«, sagte ich und malte mir ein Leben frei von Sorgen und Kriegen aus. »Ich wünschte, wir würden nicht so weit voneinander entfernt leben. Wir wären sicher gute Freundinnen.«
    »Die wären wir, Countess Isobel.« Sie ergriff meine Hand. »Vielleicht ist das Schicksal gütig und gibt uns bald die Chance, uns wiederzusehen.«
    Ohne Vorwarnung verstummte die Musik, und ein erschrockenes Raunen ging durch die Halle. Alle blickten zum Eingang. Ein Mann mit langem weißen Bart und einer kurzen Lederhose über knorrigen Knien humpelte an einem Stock herein. Ich sah zu König Edward, dessen Hand mit dem Weinkelch auf halbem Weg zu seinen Lippen erstarrt war.
    »Ho!«, rief er. »Was soll das?«
    Der Mann humpelte weiter.
    »Potzblitz, es ist Clarence’ Narr«, murmelte Edward.
    »Ein Narr mag ich sein«, erwiderte der Narr, »doch heute Abend, Sire, bin ich der König der Narren!«
    »Eine zweifelhafte Ehre, versichere ich dir, denn Narren sind bekannt dafür, bisweilen ihren Kopf zu verlieren«, erwiderte Edward, dessen Augen sich verengten. »Sagt mir, närrische Hoheit, warum seid Ihr so bizarr gewandet?«
    »Sire, meine Reise war mindestens so gefährlich wie die eines Ritters. Mehrmals kam ich fast zu Tode.«
    »Wie das?«, fragte Edward.
    »Ich wurde beinahe von der Strömung fortgerissen, so hoch standen die Flüsse .«
    Seine Anspielung auf Richard Woodville, den Earl of Rivers, bewirkte tödliche Stille in der Halle. Alle sahen zur Königin, die stocksteif auf ihrem Stuhl saß. Dann

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