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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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umgab sich mit zweihundert Bogenschützen, als er zum Weihnachtsfest von Windsor nach Coventry ritt.
    »Seit dem verhassten Monarchen Richard dem Zweiten hat es kein König mehr für nötig befunden, sich mit einer solchen Leibwache zu schützen!«, höhnte Warwick uns gegenüber.
    1468
    Um des Scheins willen und zur Beruhigung des Volkes schloss Warwick trotzdem Frieden mit Edward, als das Neue Jahr 1468 von einem mächtigen Schneesturm eingeläutet wurde. Und im Frühjahr eskortierte er Meg von Blackfriars nach Margate, wo die New Ellen und dreizehn andere Schiffe warteten, die die Braut und ihre Gesellschaft nach Burgund bringen sollten. Doch sobald er nach Middleham zurückkam, rief er John zu sich.
    An einem sonnigen Julimorgen verließen wir Warkworth in Richtung Middleham. Allerdings brauten sich in der Ferne dunkle Gewitterwolken zusammen, die tief über dem Land hingen, als wir uns Warwicks Festung näherten. Begleitet von unserem Gefolge, ritten wir durch die idyllische Landschaft und ließen unsere Pferde über hügelige Wiesen, an grünen Schafweiden vorbei, an grasbewachsenen Flussufern entlang und steile Waldhänge hinunter trotten. Wildblumen nickten im Wind, Lämmer blökten leise, und die Welt wirkte friedlich. Dennoch waren wir alle still, denn unsere Herzen wogen schwer, ahnten wir doch, dass Warwick uns nichts Gutes mitzuteilen hatte.
    Northumberlands Herold kündigte unsere Ankunft auf dem Marktplatz von Middleham mit Fanfaren an, und die Leute kamen herbeigeeilt, um uns mit besorgten Mienen zuzusehen, wie wir zur Burg hinaufritten. Warwick, Nan und Erzbischof George erwarteten uns ernst und ungeduldig im Burghof. Als wir die Stufen zum Burgfried hinaufstiegen, bemerkte ich, dass es seltsam still war. Die Priester in der Kapelle flüsterten ihre Gebete, Schreiber vergruben den Kopf in ihren Papieren, und die Diener gingen schweigend ihrer Arbeit nach. Die Ritter, Knappen und Landsknechte aus Warwicks Gefolge saßen auf den Korridoren und Treppen, polierten ihre Rüstungen und wetzten ihre Waffen. Obwohl sie ausnahmslos aufstanden und sich zum Gruß verneigten, spiegelten sich finstere Gedanken in ihren Gesichtern.
    Nan und ich eilten in eine Kammer neben Warwicks Gemächern am Ende des Flügels, von wo wir freien Blick auf seine Fenster hatten und vielleicht etwas von der Besprechung mitbekamen. Leise schoben wir den Riegel vor. Zu beiden Seiten dicht an die Wand gedrückt, lauschten wir angestrengt.
    Warwick stand vor dem Fenster, sodass sein breiter Rücken die Sicht ins Innere des Zimmers versperrte und ich John nicht sehen konnte, der ihm offenbar gegenüberstand. Was sie redeten, war nicht zu hören, bis Warwick rief: »Elizabeth ist mindestens so verhasst, wie es Marguerite jemals war!«
    Eine sanfte Brise trug uns Wortfetzen durchs offene Fenster zu: »Malory ist noch in Haft … unserem Bruder das Kanzleramt genommen … französische Gesandte abgereist mit … Lederflasche … leeren Versprechungen … Die Gesandten aus Burgund … beladen wie Maulesel mit Gold … kostbaren Geschenken …«
    Nan und ich wechselten ängstliche Blicke und wagten nicht, uns zu rühren. Warwick empörte sich darüber, wie Edward ihn bei seiner Rückkehr aus Frankreich beschämt hatte. Warwick hatte mehrere französische Gesandte und ein großzügiges Angebot Louis’ für Megs Hand mitgebracht – aber Edward hatte sich geweigert, sie zu empfangen, und die Botschafter mit wenigen mickrigen Gaben zu Louis zurückgeschickt.
    Warwick redete wieder, doch leider war es viel zu leise, sodass wir nichts verstanden. Dann brüllte er plötzlich: »Woodville-Hexe!«, gefolgt von: »John! Hast du mich verstanden, John?«
    Warwick trat vom Fenster weg, sodass ich erstmals meinen Gemahl sah, der an dem großen Tisch stand und entsetzt wirkte.
    »Was ist passiert?«, flüsterte Nan.
    Ich schüttelte den Kopf und legte einen Finger an die Lippen, weil ich es nicht wusste und fürchtete, etwas zu versäumen. Wir beide drängten uns näher an das offene Fenster.
    »Du bist ja von Sinnen!«, hörte ich John sagen.
    Warwick knallte die Faust auf den Tisch. »Nein, das ist Edward – von Sinnen vor Lust nach seiner gierigen Hexe! Hierfür habe ich ihn nicht auf den Thron gesetzt.«
    Was ich als Nächstes vernahm, jagte mir eine schreckliche Angst ein. »Ich habe ihn nach oben gebracht, und ich kann ihn wieder runterholen!«, schrie Warwick.
    Ich sah, wie John sich mit beiden Händen auf den Tisch stützte, als müsste er sich

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