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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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brüllte Edward vor Lachen, und ich war erleichtert. Gütiger Himmel, Clarence hatte seinen Narren in ein waghalsiges Spiel geschickt!
    Verstohlen blickte ich zu Elizabeth Woodville und fürchtete, dass sie diesen Zwischenfall nicht vergessen würde.
    Zu Beginn des neuen Jahres kam ein beunruhigender Brief von meinem Onkel.
    Meine liebe Nichte,
    du sollst als Erste erfahren, dass ich zum Lord Lieutenant von Irland ernannt wurde, an Desmonds Stelle. Ich werde England in Bälde verlassen, gar möglich ehe du diesen Brief erhältst. Unsere schöne Königin regte es an, und unser edler Herrscher, König Edward, pflichtete ihr bei, war Desmond doch in manchen Belangen zunehmend laxer geworden. Irland bedarf meiner dringend.
    Dies schrieb dir am zehnten Tag des Januar 1467 im Palast von Westminster
    John Tiptoft
    Earl of Worcester, Lord Constable of England, Lord Lieutenant of Ireland
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte ich John. Mein Gemahl wusste keine Antwort, bevor er nach Pontefract Castle ritt, wo er Constable war und sich um pressierende Angelegenheiten kümmern musste.
    Wenig später erfuhren wir es alle. Desmond, der charmante, beliebte irische Lord, der alles riskiert hatte, um den Duke of York in Zeiten gegen Marguerite d’Anjou zu unterstützen, in denen es nur wenige gewagt hatten, war von meinem Onkel des Verrats angeklagt worden. Als Desmond mutig vor Gericht erschienen war, um die falschen Beschuldigungen zu entkräften, war er ins Gefängnis geworfen und sein Todesurteil zur Unterschrift an den König gesandt worden. Sir John Conyers brachte uns die Nachricht.
    »Beim Bankett in Westminster bedrängte König Edward Desmond, ihm zu verraten, was er von seiner Königin hielt, und Desmond sagte die Wahrheit: dass die Königin wunderschön sei, es aber vielleicht klüger gewesen wäre, die Freundschaft Englands mit Frankreich oder auch Burgund mittels einer Heirat mit einer königlichen Prinzessin zu festigen. Und Edward erzählte es Elizabeth Woodville.«
    Ich wandte mich ab, denn mir wurde schwindlig. Reicht das aus, einen Mann hinzurichten?, fragte ich mich. Gütiger Gott, was geschieht nur? Da John fort war, suchte ich Trost bei Nan in Middleham.
    »Dies ist eine Intrige von Elizabeth Woodville, doch der König wird den Freund seines Vaters begnadigen«, versicherte Nan. »Wie könnte er nicht? Der Earl of Desmond stand ihm während all der Probleme mit Lancaster bei, und er weiß so gut wie wir, dass die Vorwürfe unbegründet sind.«
    »Ja, so muss es sein«, sagte ich. »Ein Monat liegt Desmonds Verurteilung zurück, also hätte Edward längst unterschreiben können, hat es aber nicht. Das muss bedeuten, dass Edward ihn begnadigen will.«
    Am folgenden Sonntag im Februar, wenige Tage nach St. Valentin, las Erzbischof George die Messe in der Kapelle, als von draußen Rufe und Hufklappern zu hören waren. Wir eilten hinaus. Zwei Boten sprangen von ihren Pferden und fielen vor Warwick auf die Knie. Ihre Kleider waren schmutzig von der Reise und ihre Mienen so traurig, dass die Männer nur schlechte Neuigkeiten bringen konnten.
    »Mylord, der Earl of Desmond ist tot! Er wurde am fünfzehnten Februar vom Earl of Worcester geköpft.«
    Mit offenem Mund stand ich da, konnte nicht glauben, was ich vernahm.
    »Der König unterzeichnete das Todesurteil?«, fragte Warwick nicht minder ungläubig. Seine Lippen waren aschfahl.
    »Nein, nein! Der König ließ das Urteil in einer Schublade in seinem Schlafgemach, ohne es zu unterschreiben, doch die Königin wollte nicht länger warten. Sie stahl den Siegelring des Königs und fälschte König Edwards Unterschrift. Dann schickte sie das versiegelte Papier an den Earl of Worcester, der den Earl of Desmond ohne Wissen des Königs hinrichtete«, sagte der Bote.
    Während wir noch mit dieser furchtbaren Nachricht rangen, überbrachte uns der andere Bote eine weitere.
    »Seine beiden Jungen, noch Kinder von acht und zehn Jahren, wurden mit ihm aufs Schafott geschickt. Einer hatte einen Furunkel am Hals und bat, man möge vorsichtig sein, weil es wehtun könnte.«
    Warwick stöhnte; Nan stieß einen unterdrückten Schrei aus. Der Erzbischof bekreuzigte sich und bewegte die Lippen im stillen Gebet. Ich erschauderte. Die Countess of Desmond hatte nicht bloß ihren Ehemann verloren, sondern auch zwei ihrer Kinder. Mir fiel ein, wie sie Edward gepriesen hatte: Vielleicht können sich die Menschen in England und Irland mit dieser Sonne von York auf dem englischen Thron auf

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