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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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verwandte ich meine gesamten Kräfte darauf, wieder gesund zu werden. Sœur Madeleine war erfreut, mich bei ihrer Rückkehr erholt vorzufinden, und ich war entzückt, sie wiederzusehen, hatte ich sie in den gemeinsamen Wochen doch lieb gewonnen.
    »Sœur Madeleine, ich möchte nicht, dass Ihr wieder in den Norden geht«, flehte ich sie an, als sie mich ankleidete. An diesem Tag sollte ich erstmals meine Kammer verlassen. »Könnt Ihr nicht die Königin bitten, Euch bei mir bleiben zu lassen?«
    »Meine Liebe, ich werde in der Abtei gebraucht. Zweifellos weist die Königin dir eine Zofe zu, wenn du deine Audienz hast.«
    »Wann wird die sein?« Ein Anflug von Panik überkam mich bei dem Gedanken an eine Audienz bei der Furcht einflößenden Marguerite d’Anjou.
    »Sobald die Königin Zeit findet, sich solch unbedeutenden Angelegenheiten zu widmen. Derzeit ist sie ganz mit dem Regieren befasst, weil der König abermals erkrankt ist, also kann es eine Weile dauern. Du musst geduldig sein.«
    »Der König ist krank?«, fragte ich.
    »Ja, er braucht Ruhe. Die Staatsangelegenheiten haben sich als eine zu große Bürde erwiesen.« Sie kniete sich hin und zupfte am Saum meines Gewands, und ich hatte den Eindruck, dass sie ungern über dieses Thema sprach.
    Da ich sie nicht mit weiteren Fragen in Verlegenheit bringen wollte, sagte ich: »Dann werde ich für seine Genesung beten, Sœur Madeleine.«
    Sie nickte.
    Krank war der Ausdruck, den Sœur Madeleine benutzte, doch in den nächsten Tagen, während ich durch die Gärten von Westminster Palace schlenderte, in den Hallen aß und immer wieder sehnsüchtig meine Rose betrachtete, grübelte ich über das offene Geheimnis nach, der König sei wahnsinnig. Er sei in den königlichen Gemächern eingesperrt. Denn niemand sollte sehen, wie er den ganzen Tag schweigend dasaß, unfähig, ein Wort zu äußern oder einen Gedanken zu verstehen, und den Boden anstarrte. Aber in einer Burg werden noch die finstersten Nischen erhellt, und Geheimnisse sind unmöglich zu wahren.
    Als man ihm das Kind der Königin, Prinz Edward, erstmals zeigte, damit er ihm seinen väterlichen Segen gab, soll Henry den Jungen angesehen und den Blick gesenkt haben, ohne etwas zu sagen. Man raunte, Edward sei vom inzwischen verstorbenen Edmund Beaufort gezeugt worden, dem Duke of Somerset. Letzteren hatte man bis zu seinem Tod in der St-Albans-Schlacht im Mai 1455 immerfort an der Seite der Königin gesehen. In jener Schlacht, ein Jahr vor meiner ersten Begegnung mit Sir John Neville, hatten die Yorkisten, angeführt von Richard Plantagenet, dem Duke of York, und die Männer der Königin unter Edmund Beaufort gekämpft. Die Nevilles hatten sich auf Yorks Seite geschlagen, und Somerset war durch ein Neville-Schwert gestorben.
    Das Horn rief zum Dinner. Ich befestigte Sir John Nevilles Rose mit meiner Brosche am Mieder und verließ die Gartenbank, von der aus ich den Sonnenuntergang bewundert und in Gedanken die Ekstase jenes Abends in Tattershall nachempfunden hatte. Die Blüte war welk geworden, seit Sir John sie mir zum Krankenzimmer gebracht hatte, aber für mich war sie nach wie vor die schönste Rose im Garten.
    Widerwillig machte ich mich auf den Weg zur großen Halle. Sœur Madeleine war im Auftrag ihrer Abtei auf einer Reise, und mir behagte es nicht, allein in der großen Halle zu speisen. In der Abtei Marrick hatte ich wenige Freunde gefunden, denn die Mädchen dort hatten mich kritisch beäugt, hinter meinen Rücken getuschelt und sich gegenseitig angestupst, wann immer ich vorbeigegangen war. Eines von ihnen, das sich mit mir angefreundet hatte, Alice, hatte mir den Grund verraten.
    »Sie finden, dass du wunderschön bist, und wollen dich dafür bestrafen«, sagte sie.
    »Aber warum?«, fragte ich erstaunt.
    »Ich nehme an, weil sie denken, dass deine Schönheit dir ein Recht gibt, geliebt zu werden und glücklich zu sein.«
    »Aber warum? Mein Haar ist dunkel, meine Augen sind braun, und meine Lippen sind viel zu schwülstig.«
    Alice lachte. »Du weißt es nicht, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das mag ich am liebsten an dir«, erwiderte sie.
    Alice war im Jahr darauf mit gerade fünfzehn an der Pest gestorben. Wie jedes Mal, wenn ich an sie dachte, fühlte ich auch jetzt einen drückenden Schmerz und betete für ihre Seele.
    Ich überquerte den kreisrunden Rasen und strebte auf den Wohnturm zu. An Einsamkeit war ich gewöhnt, und mein Empfang hier bei Hof ähnelte meinen Erlebnissen in der

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