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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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schön gelten können, wäre ihre Haut nicht von Pockenmalen gezeichnet gewesen, die sie erhalten hatte, als die junge Prinzessin fünfzehnjährig – so alt wie ich heute – nach England übergesetzt war. Als ich vor ihr stand, sah ich, dass ihr harter Blick etwas weicher wurde, und ich wagte, noch offener zu lächeln. Dann allerdings lenkte Somersets Lachen meine Aufmerksamkeit auf ihn.
    »Dieses Kind wird einen Werbekrieg auslösen, meine Königin.«
    Marguerite d’Anjou schmunzelte. »Fürwahr, ’enri, und sie wird der Schatzkammer eine hübsche Bereicherung bringen, dessen bin ich gewiss.«
    Beide schätzten mich ab, als wären sie Metzger, die eine Kuh kaufen wollten, um sie fürs Dinner zu schlachten. Mein Lächeln erstarb, und ich senkte den Blick, um meine Wut zu verbergen. Für mich stand in diesem Moment fest, dass ich Somerset nicht mochte.
    Marguerite d’Anjou hatte vielleicht ihr missliches Verhalten erkannt, denn sie lehnte sich vor und sagte: »Kind, hast du französisches Blut?«
    Mich überraschte die Frage. »Nicht, dass ich wüsste, meine Herrin.«
    »Du siehst französisch aus, meine Liebe, nicht wahr, Monsieur Brézé?«
    Ich sah zu dem Lord, den sie angesprochen hatte: der große französische Kriegsheld Pierre de Brézé, der Seneschall der Normandie, von dem Sœur Madeleine mir eines Abends beim Essen voller Stolz berichtet hatte. Er stand zu meiner Rechten, nahe dem Podest, und war eindrucksvoll in Pelze, Juwelen und Samt gehüllt, ganz entsprechend der französischen Mode. Ich verneigte mich vor ihm und warf ihm ein charmantes Lächeln zu.
    »Ihr könntet durchaus aus dem geliebten Anjou Ihrer Gnaden sein, ist es doch berühmt dafür, die größten Schönheiten der Welt hervorzubringen«, sagte er mit einer eleganten Verbeugung.
    Ich neigte den Kopf. Brézé wurde nachgesagt, dass er die Königin liebte, und sein bewundernder Blick zu ihr bestätigte es mir.
    »Grand merci, Monsieur Brézé«, erwiderte die Königin süßlich. Dann wandte sie sich ernst an mich. »Hör nicht auf ihn! Ich vernahm Gutes über dich von Sœur Madeleine, das genügt mir.« Die Königin musterte mich mit strengem Blick. »Lady Isobel Ingoldesthorpe, du wünschst, vermählt zu werden und nicht in ein Kloster einzutreten, stimmt das?«
    »Ja, meine Königin, nur … nur …«, stammelte ich errötend.
    Sie wartete ungerührt.
    Als meine Zunge mir wieder gehorchte, sagte ich: »Nur möchte ich einen Gemahl meiner Wahl.«
    Ihre Brauen schossen nach oben. Sie blickte zu Somerset und wieder zu mir. »Das Gesetz ist auf deiner Seite, denn eine Heirat bedarf deiner Zustimmung.« Nach einer kurzen Pause fragte sie: »Wolltest du mich noch um anderes bitten?«
    »Meine Königin, ich würde gern Ursula Malory, die Tochter Eures treuen Dieners Sir Thomas Malory, zu meiner Zofe nehmen.«
    Sie lehnte sich auf dem Sessel zurück, und Somerset flüsterte ihr etwas auf Französisch zu. Sie antwortete ihm, bevor sie sich wieder mir zuwandte. »Sœur Madeleine sprach bereits von deinem Wunsch. Es scheint, dass Malorys Loyalität nicht so gefestigt ist, wie du offenbar glaubst. Dennoch darfst du seine Tochter in deine Dienste nehmen, unter einer Bedingung.« Sie winkte mich näher und neigte sich zu mir. »Dass du mir berichtest, sollte dir irgendetwas Ungewöhnliches über ihren Vater zu Ohren kommen. Wir leben in schwierigen Zeiten.«
    Das also war der Hof: ein Nest von Spionen, die hinter der Maske der Freundschaft gegeneinander intrigierten. »Sehr wohl, meine Herrin«, murmelte ich.
    Marguerite d’Anjou bedeutete mir wortlos, dass meine Audienz vorbei war.
    Ich machte einen tiefen Knicks und flüchtete zwischen den anzüglich blickenden Höflingen und den sauertöpfischen Klerikern hindurch nach draußen. Eine Wache öffnete mir die Tür, und sogleich war mir, als hätte man mir eine schwere Last von den Schultern genommen. Leichtfüßig eilte ich durch das Vorzimmer und konnte es gar nicht erwarten, Ursula die gute Nachricht zu bringen. Ich glaubte, jemanden hinter mir meinen Namen rufen zu hören, ignorierte es aber und lief weiter die schmale, gewundene Treppe hinunter. Gerade war ich im sonnenbeschienenen Garten angelangt, als ich abermals meinen Namen hörte. Diesmal drehte ich mich um.
    Der junge Mann kam mir vage bekannt vor, nur konnte ich nicht sagen, wo ich ihm schon einmal begegnet war. Atemlos lief er auf mich zu.
    »William Norris, Esquire, zu Euren Diensten, Mylady. Es freut mich über alle Maßen, dass Ihr

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