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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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gewusst? Ich dachte, jeder wüsste von allem, was bei Hofe geschieht, noch bevor es passiert. Doch dieses Mal wohl nicht. Wie dem auch sei, die Verehrer sind unbedeutend. Du wurdest nicht informiert, weil sie einen zu niedrigen Preis boten.« Sie neigte sich näher zu mir und senkte die Stimme. »Du wirst der Krone eine große Summe einbringen, meine Liebe. Darauf solltest du stolz sein.«
    Hierauf wusste ich keine Antwort, deshalb flüsterte ich nur einen Dank.
    »Es muss in deinen Ohren recht banal klingen, da du doch eben erst aus dem Kloster kommst, dieses Gerede über Geld. Aber du solltest es als deine Pflichterfüllung gegenüber dem König betrachten. Bei Gott, ich war selbst sehr glücklich, ihm einen Friedensvertrag zu bringen. Ich war fünfzehn, musst du wissen, als ich ganz allein die hiesigen Ufer erreichte.«
    Kein Vertrag, sondern ein Waffenstillstand, korrigierte ich im Geiste und schalt mich sofort für meinen illoyalen Gedanken. »Ja, meine Königin«, murmelte ich. Fünfzehn war zu jung, um mit jemandem vermählt zu werden, den man noch nie gesehen hatte, fernab von der Familie, den Freunden und allem, was einem vertraut und lieb war.
    Sie sah mich an. »Bist du sicher, dass du kein französisches Blut in deinen Adern hast wie Elizabeth?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » D’accord , ich nehme an, man muss nicht französisch sein, um schön zu sein … oder einsam.«
    Kaum begriff ich das Ausmaß ihrer Einsamkeit, flog ihr mein Herz zu. Ihr Unglück dauerte mich. Sie war eine Außenseiterin, die niemals dazugehören würde, eine verheiratete Frau ohne Ehemann, ohne Liebe und ohne Hoffnung auf Glück, sah man von ihrem Kind ab.
    Mein Mitgefühl musste mir anzusehen sein, denn sie drückte meine Hand. »Du hast etwas an dir, das très charmante ist. Ich denke, wir werden gute Freundinnen, Isabelle, nicht wahr, Elizabeth?«
    Bei diesen Worten richtete Elizabeth ihre leuchtend grünen Augen zum ersten Mal direkt auf mich, und ihr Blick war eindeutig warnend. Spätestens jetzt erkannte ich, dass sie mich als Störenfried betrachtete und mit allen Mitteln verteidigen würde, was sie für ihr Territorium hielt.
    »Ich habe eine Entscheidung getroffen!«, verkündete Königin Marguerite plötzlich. »Du sollst meine Hofdame sein, Isabelle, so wie Elizabeth.«
    »Uns bleibt noch eine Stunde bis zum Abendessen«, sagte Ursula freundlich und legte einen Arm um meine Schultern. »Wollen wir eine weise Frau aufsuchen? Vielleicht kann sie Euch mit guten Nachrichten aufheitern.«
    Ich blickte vom Bett aus zu ihr, wo ich gesessen, auf meiner Leier gespielt und meinen Gedanken an Sir John Neville nachgehangen hatte, und schüttelte traurig den Kopf. »Ich glaube nicht an Prophezeiungen, Ursula. Und sagt sie mir Gutes voraus, hoffe ich bloß zu sehr und fürchte, dass es sich als falsch erweist. Sieht sie Schlechtes für mich, wird mir bang vor der Zukunft. Es ist besser, sich von weisen Frauen fernzuhalten.«
    »Möchtet Ihr lieber an den Fluss gehen und den Sonnenuntergang anschauen?«
    Ursula hatte wohl recht. Frische Luft könnte meine Melancholie vertreiben. So oder so sollte ich meinen Dienst als Hofdame der Königin beginnen, wenn sie aus Kent zurückkehrte, wo sie einem Prozess gegen eine Rebellengruppe beiwohnte. Bald schon würde mir folglich wenig Zeit bleiben, die ich nach Belieben nutzen durfte.
    Wir gingen den Weg hinunter zum Flussufer. Die Schlossgärten waren still, und wir begegneten nur wenigen Menschen. Der Regen hatte aufgehört, und der Septemberwind wehte durch die Gärten, ließ die Herbstblätter rascheln, die noch an den Bäumen hingen, und wirbelte den süßlich feuchten Abendgeruch auf. Wir bogen um eine Ecke und gingen durch einen gemauerten Torbogen, hinaus aus den Burgmauern. Nun hatten wir freien Blick auf den Sonnenuntergang. Die Themse war gepunktet von goldenen Kähnen; die Strömungswellen spiegelten das Gold und Rot des Himmels, dass es mich blendete.
    »Gott hat Seine Meere und Flüsse gewiss als Spiegel geschaffen, auf dass sie Seinen Glanz einfangen«, flüsterte ich, als Ursula und ich Arm in Arm dastanden und das Wasser sanft an die steinernen Stufen schwappte.
    Ursula nickte und drückte meine Hand.
    Unsere Träumerei wurde von einer hochmütigen Stimme unterbrochen. »Mylady Isobel. Welch angenehme Überraschung!«
    Ich drehte mich um und entdeckte Henry Beaufort, Duke of Somerset, der mich lüstern angaffte. Prompt verkrampfte ich mich innerlich. »Mylord Somerset«, sagte

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