Die Herrin der Rosen - Historischer Roman
Trotz seiner Größe und seiner kräftigen Statur war er ein eleganter Tänzer. »Genießt Ihr die Unterhaltung?«
»Sie ist recht angenehm«, erwiderte ich ausweichend und drehte mich in die andere Richtung.
»Das sollte sie auch. Dieses Fest ist auf meinen Befehl hin für Euch ausgerichtet worden.«
»Nicht für die Königin?«
Er musste die Dreistigkeit seiner Bemerkung erkannt haben, denn er antwortete nicht.
So unschuldig wie möglich fragte ich: »Ihr wart kürzlich nicht bei Hofe. Ich hoffe, Ihr wart nicht indisponiert?«
Hierauf bog sich sein einer Mundwinkel nach oben, und er lachte leise. »Nicht indisponiert, lediglich für einen Tag fort. Ich musste in einer dringenden Angelegenheit fort aus London.«
Ja, Hinterhalt und Mord, dachte ich. »Die Ihr hoffentlich zu Eurer Zufriedenheit regeln konntet?«
»Nicht so, wie ich es mir erhoffte. Ihr habt mich also vermisst? Wie überaus ermutigend!«
Beim Tanz blickte ich mich in der Halle um, daher entging mir nicht, dass die Königin uns beobachtete. »Mylord, die Königin sieht Euch an.«
Prompt versteifte er sich, und ich frohlockte im Stillen. Seine Furcht vor Königin Marguerite war mein einziger Schutz, denn ich war gewiss, dass dieser Unhold mich längst geschändet hätte, wäre ich nicht ihr Mündel und er nicht ihr Geliebter. »Lasst uns bitte diesen Tanz beenden, Durchlaucht! Mir ist auf einmal etwas schwindlig.«
Er brachte mich zu meinem Platz zurück. »Habt keine Angst, Mylady«, raunte er mir zu, während er sich verneigte. »Es wird andere Gelegenheiten geben.«
Spät am Abend kam ein Page zu unserer Tür und teilte mir mit, dass die Königin mich in ihrem Gemach erwartete. Es war bereits nach der Vesper, und Ursula und ich waren im Begriff, ins Bett zu gehen. Hastig kleidete ich mich wieder an.
»Was kann die Königin um diese späte Stunde von mir wünschen«, fragte ich reichlich bang.
»Vielleicht ist es nichts, nur eine Laune«, versuchte Ursula, mich zu beruhigen.
»Ich hoffe, sie ist nicht eifersüchtig wegen Somerset. In dem Fall würde ich ihr die Wahrheit sagen, dann wird sie ihn zurechtweisen, und ich habe künftig Ruhe vor ihm.« In Gedanken versunken, lief ich aus meiner Kammer nach links und nochmals links in einen engen Durchgang, der in den Hauptkorridor mündete. Hier war es still, verlassen und dunkel, brannte doch nur eine einzige Wandfackel. Ich beeilte mich, gelangte jedoch nie in den Hauptkorridor, denn plötzlich sprang Somerset aus dem Schatten. Vor Schreck wich ich mit einem stummen Aufschrei zurück. Mir gefiel der Ausdruck in seinem Gesicht nicht.
Dennoch bändigte ich meine Angst und reckte das Kinn. »Mylord Somerset, lasst mich bitte vorbei. Die Königin hat nach mir geschickt.«
Er rührte sich nicht. »Es war nicht die Königin, die nach Euch schickte, Isobel.« Er neigte den Kopf zu mir, sodass ich seinen Weinatem roch.
»Mylord!«, rief ich und stieß ihn weg.
»Isobel, Ihr werdet mit jedem Tag lieblicher. Das Leben bei Hofe ist Euch zuträglich. Warum die Keusche bei mir spielen, meine Süße? Ich schwöre, Euer Mund ist geschaffen für die Liebe.«
»Ich verstehe Euch nicht, Mylord.«
»Doch, ich denke, Ihr versteht sehr wohl.«
»Mylord«, sagte ich frostig, »Eure Aufmerksamkeit ist höchst unerwünscht. Ihr wollt gewiss nicht, dass ich der Königin von Euren Avancen erzähle, denn das brächte Euch in eine sehr schwierige Position. Und … lasst meinen Arm los!«
Er nahm seine Hand fort. »Isobel, hören wir mit den Albernheiten auf. Seid ehrlich zu Euch selbst! Ihr seid voller Leidenschaft, speist mit Appetit, tanzt mit Überschwang, wartet, bis Ihr die größten Sinnenfreuden erlebt! Und lasst mich derjenige sein, der sie Euch lehrt, meine Schöne! Ich versichere Euch, dass Ihr dessen niemals überdrüssig werdet. Wir sind füreinander geschaffen, Isobel. Auch wenn Ihr die anständige Jungfer gebt, seid Ihr genauso furchtlos und wild wie ich, und Euer Verlangen nach mir steht dem meinen nach Euch in nichts nach.«
»Wenn Ihr Ehrlichkeit fordert, Mylord, lasst mich offen sprechen. Es mag viele Damen bei Hofe geben, die Euch begehren, doch ich zähle nicht zu ihnen.«
Für einen Moment schien er verwundert, dann verfinsterte sich seine Miene, und er stieß ein schroffes, boshaftes Lachen aus. »Das wird sich ändern, wenn Ihr erst mit einem Mann vermählt seid, der dreimal so alt ist wie Ihr, faulige Zähne hat und furzt, während er seinen Schwanz in Euch steckt.«
»Ihr bedient
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