Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
Vom Netzwerk:
Sein Hund war neben ihm. In dem Moment, in dem ich das Kirchenschiff betrat, sah er zu mir. Ich lief zu ihm, und wir versteckten uns hinter einer Marmorsäule in der Kapelle, wo wir vor neugierigen Blicken geschützt waren. Dort nahm er mich in die Arme, und eine wohlige Süße erfüllte mich, als seine Lippen meinen begegneten.
    »Meine Liebste, was gibt es so Dringendes, dass wir dieses Treffen wagen müssen?«, fragte er und hielt meine Hände fest in seinen.
    Ich erzählte ihm von Somerset. Derweil beobachtete uns der Hund, dessen Ohren aufmerksam hin und her wanderten.
    »Hol der Teufel diesen Schurken!«, murmelte John, der sich auf ein Seitengeländer stützte und überlegte. Seine Wut hatte etwas seltsam Tröstliches, denn im Grunde meines Herzens war ich überzeugt, wenn jemand alles richten konnte, dann wäre er es, egal, wie widrig die Umstände. Nach einer Weile sagte er: »Ich glaube nicht, dass Ihr gegenwärtig in größerer Gefahr seid. Somerset ist unbesonnen, jedoch nicht unbesonnen genug, das Eigentum der Königin zu beschädigen – und leider, Isobel, seid ihr es in ihren Augen. Er weiß sehr wohl, welch hohen Wert sie ihrem Besitz beimisst, was Euch schützt. Nein, wahrscheinlicher ist, dass er aus Rache auf jene Vermählung drängen wird. Also müssen wir Zeit schinden.«
    Vermählung? Ich soll mit jemand anderem vermählt werden? Der Gedanke war so schrecklich, dass ich die Augen schloss.
    John hob mein Kinn sanft an. »Isobel«, flüsterte er, und ich öffnete die Augen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Liebste, hört Euch nun meine Neuigkeiten an. Es sind gute, ja, vortreffliche Neuigkeiten! Ich habe mit meinem Vater gesprochen. Er stimmt unserer Verbindung zu und wird sich nach Kräften dafür einsetzen, dass wir heiraten können.«
    Mir entfuhr ein freudiger Aufschrei. Ich bot ihm meinen Mund dar und klammerte mich schamlos an ihn.
    Nach einem Kuss, bei dem ich dahinschmolz, löste er unsere Umarmung und blickte mich ernst an. »Aber es gibt etwas, das Ihr tun müsst, und es muss rasch geschehen. Schreibt Eurem Onkel, dem Earl of Worcester, bevor er Irland verlässt, und bittet um seine Hilfe bei der Königin! Sie achtet ihn hoch, ernannte ihn erst kürzlich zu ihrem päpstlichen Botschafter in Rom. Auf ihn wird sie hören. Mein Vater spricht mit ihr, bevor er in den Norden zurückkehrt. Zweifellos wird sie sein Ansinnen zunächst ablehnen, doch sie wird darüber nachdenken, und das beschleunigt am Ende alles.«
    Unruhe vorn am Portal lenkte uns ab, dann wurde die riesige Tür knarrend geöffnet. Johns Hund sprang auf, als eine Gruppe Männer hereinkam und jemand etwas rief, das ich nicht verstand. Auch konnte ich den Mann nicht richtig sehen, weil er im Schatten stand und es hinter ihm sehr hell war. Als aber die Kirchentür zufiel und er auf uns zugeschritten kam, erschrak ich. Es war Somerset, der seine Männer mitgebracht hatte.
    »Ich weiß, dass Ihr hier seid«, brüllte er. »Zeigt Euch, Neville!«
    Hilflos blickte ich zu John. Überall am Hof waren Spione! John nahm mich bei den Armen und schob mich behutsam hinter sich. Dann trat er hinter der Säule hervor. »Ich bin hier, Somerset«, rief er. »Wie ich sehe, kommt Ihr wohlgeschützt. Fürchtet Ihr einen Hinterhalt in Gottes Haus, oder wolltet Ihr jemandem auflauern?«
    Somerset wandte sich in unsere Richtung und stampfte mit festen Schritten auf John zu, dessen Hund zu knurren begann. Als Somerset mich hinter John entdeckte, lächelte er eisig. »Ts-ts, Ihr spielt mit den Kronjuwelen? Ein gefährliches Spiel, Neville.«
    »Nicht gefährlicher als Eures. Doch meine Absichten sind ehrenwert, die Eurigen nicht. Ein Unterschied, der der Königin nicht entgehen dürfte.«
    Somersets Grinsen erstarb. »Ihr seid ein noch größerer Narr, als ich dachte, wenn Ihr glaubt, dass Marguerite Euch jemals akzeptieren würde.«
    »Wir werden sehen.«
    Johns Gefasstheit erstaunte mich. Er hatte eine Haltung eingenommen, wie sie einem Prinzen anstünde, den Kopf hoch erhoben, ein Bein leicht ausgestellt und eine Hand am Heft seines Schwertes. Sein Anblick entsprach der Rechtschaffenheit und Vornehmheit seines Mottos – Ehre, Treue, Liebe . So stellte ich mir die Ritter vor, die tausend Jahre früher an König Artus’ Hof gedient hatten. Und hätte ich es nicht längst gewusst, wüsste ich es spätestens in diesem Moment: dass ich John von ganzem Herzen liebte, bis in den Tod und weit über ihn hinaus, in alle Ewigkeit.
    »Verflucht seid

Weitere Kostenlose Bücher