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Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Die Herrin der Rosen - Historischer Roman

Titel: Die Herrin der Rosen - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Sir John Grey vermählt, dem Erben des Lord Ferrers of Groby.«
    Für einen Moment fehlten mir die Worte. Sie hatte Hohes angestrebt und es tatsächlich erreicht. Solche Dinge ereignen sich selten in einer Welt, in der die Geburt entschied, wie hoch man aufsteigen konnte, und ein kleiner Grundbesitzer gewöhnlich auch ein solcher blieb. Dennoch hatte Elizabeths Vater, ein einfacher Ritter ohne Ländereien oder Titel, adlig geheiratet, und nun würde Elizabeth einen Lord ehelichen. Welch erstaunliche Entwicklung!
    Elizabeths Vater, Sir Richard Woodville, war Elizabeths Mutter, der frisch verheirateten – und kurz darauf verwitweten – fünfzehnjährigen Jacquetta, Duchess of Bedford, in Frankreich begegnet. Nach dem Tod ihres Gemahls hatte Richard sie nach England begleitet, und auf der Reise hatten sich die beiden verliebt. Aber Jacquetta, die Tochter von Pierre I. von Luxemburg, Graf von St. Pol, brauchte eine königliche Lizenz, um sich zu vermählen. Da beide wussten, dass ihnen diese verwehrt werden würde, heirateten sie heimlich und bekamen drei Kinder, ehe sie entdeckt wurden. Während Jacquettas königliche Verwandtschaft entsetzt war, zeigte sich Henrys junge französische Königin, Marguerite d’Anjou, verzückt ob dieser Liebesverbindung. Sie wirkte auf ihren Gemahl ein, ihnen zu vergeben, und nahm Elizabeth in ihre Obhut.
    Endlich fand ich meine Stimme wieder. »Es freut mich für Euch, Elizabeth«, sagte ich. Ja, ich freute mich ehrlich, denn Elizabeths Vermählung bedeutete, dass sie bald von hier fortgehen würde und wir ihre Streitsucht nicht mehr lange würden erdulden müssen. Unwillkürlich schweiften meine Gedanken zu Somerset ab, der seit über zwei Monaten nicht mehr am Hof war. Seine Abwesenheit machte das Leben bei Hofe schon erheblich angenehmer. Trotzdem bescherte mir Elizabeths Enthüllung einen seltsamen Schmerz. Der Himmel hatte sich erbarmt, ihre Gebete um Macht und Reichtum zu erhören, während mir meine Bitte um Liebe versagt blieb. »Es ist stets ein wunderbarer Segen, wenn uns Gott gnädig ist und uns unseren Herzenswunsch gewährt«, fügte ich wenig enthusiastisch hinzu.
    Elizabeth lächelte zufrieden, was wohl eher der unverkennbar traurigen Note in meinen Worten galt als ihrem Glück. Hoch erhobenen Hauptes rauschte sie an mir vorbei, um sich einen Platz möglichst nah an der königlichen Tafel zuweisen zu lassen.
    Der Hof kehrte von Coventry nach London zurück. Ich zündete viele Kerzen für Ursulas Vater an, doch nichts geschah, um eine Freilassung von Sir Thomas Malory zu erwirken.
    »Solche Dinge brauchen Zeit«, seufzte ich, als ich Ursula aus Johns Brief vorlas.
    Sie nickte unglücklich. »Das Warten fällt mir nur so schwer.«
    Ich nahm ihre Hand. »Ja, Ursula, ich weiß.«
    Dann traf eine Nachricht ein, die mein Herz erfreute. Zwar bewegte sich im Fall von Sir Thomas Malory immer noch nichts, aber John kam nach London!
    Am elften Tag des Januar, einen Tag vor dem Fest des heiligen Benedikt, verließ ich leichten Fußes mit Ursula zusammen den Westminster-Palast und ging zum Fleet, wo ich John treffen sollte. Da uns die letzte Begegnung im Burggarten von Coventry frisch in Erinnerung war, hatte John entschieden, dass wir uns in einer Sattlerei sahen, wo wir ein gewisses Maß an Privatsphäre hätten.
    Die Strand war ruhig, sogar am Savoy Palace und St. Clement’s Danes, und wir begegneten nur wenigen Passanten. Kaum jedoch hatten wir die eleganten Kopfsteinpflasterstraßen hinter uns gelassen und bogen in die Fleet Street ein, wurde London lärmiger. Überall hämmerten Schmiede auf ihr Eisen ein, priesen Straßenhändler ihre Waren an und beklagten sich Esel lauthals über ihre schweren Lasten.
    Es war ein sonniger, kalter Wintertag. Wir gingen recht schnell im frischen Wind, hatten die Wollumhänge fest um uns geschlungen und achteten darauf, den Schlaglöchern, Matschpfützen und Unrathaufen auszuweichen, von denen es reichlich auf den Wegen gab. Fliegende Händler boten ihre Waren feil. Die »heißen Schafsfüße!« ließ ich links liegen, kaufte aber ein Kleinod von einer hageren, blassen alten Frau, die so kränklich wirkte, als müsste sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Sie rief uns ihre guten Wünsche nach, als wir in die Shoe Lane einbogen, in der sich die Sattlerei befand. Die schmale Gasse wurde von den Holzerkern in den Obergeschossen der Häuser beschattet. Darunter drängelten sich Sänftenträger, die reiche Prälaten und vornehme Damen trugen,

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